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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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begab sich mit einem Begleiter erst zu einem Oheime der Santa, einem Schuhmacher, und zu einem Barbiere, der Geschwisterkind mit ihr war, welchen beiden er gehörig vortrug, was im Werke sei, und suchte in deren Gesellschaft sodann mit seinem Auftrage die Santa selbst heim, die sich anfänglich durchaus nicht darein schicken zu wollen schien. Nur erst, nachdem alle drei sie inständigst gebeten und ihr mit vielen Gründen vorgestellt hatten, wie von ihrer Einwilligung ihr eigenes und ihrer Kinder Glück abhängig sei, gab sie fast weinend die Antwort von sich: sie wolle eine zweite Ehe, wenn auch nur zu Nutzen und Frommen ihrer Kinder, und um Lazzaros großer Ähnlichkeit mit ihrem Gabbriello willen zufrieden sein.
    Um in der Kürze zu schließen, bleibt nichts mehr zu sagen übrig, als daß der gute Pater so viel zuwege brachte, daß noch desselben Morgens in Lazzaros Hause, wohin sich alle begeben hatten, und in Gegenwart vieler Zeugen und des Notars Gabbriello zum zweitenmale als Lazzaro seinen Trauring der Santa ansteckte, die ihr schwarzes Kleid bereits von sich getan und dagegen ein reiches Prachtgewand aus dem Nachlasse der Brudersfrau Lazzaros angelegt hatte, das ihr so gut paßte, als ob es für sie gefertigt worden wäre. Mittags und abends nahmen sie eilig bereitete Festmahle ein, und als die halbberauschten Hochzeitgäste zu Nacht insgesamt von dannen gegangen waren, gingen die wiedervereinigten Ehegatten munter und guter Dinge zu Bett und erfreuten sich, unter Scherzen und Kosen, der Einfalt des Mönchs und der Leichtgläubigkeit ihrer Verwandten, Freunde und Nachbarn.
    Lazzaros Magd und Diener waren erstaunt, mit einem Male so großen Jubel und Aufwand im Hause einkehren zu sehen, und fanden sich durch diese ruhestörende Verheiratung nicht eben zufriedengestellt.
    Das junge Ehepaar stand des anderen Morgens spät auf, empfing die Besuche der Verwandten Santas und stellte nicht allein an diesem Tage ein stattliches Gastmahl an, sondern feierte sogar drei oder vier Tage lang sein zweites Hochzeitsfest, nachdem Gabbriello auch seine armen Kinderchen neu und ehrbar gekleidet hatte.
    Die mit einem Male von der Erde nach dem Himmel entrückte oder aus der Hölle in das Paradies eingegangene Santa kam mit ihrem Manne überein, mehrere Dienstboten anzunehmen. Gabbriello hielt es aus verschiedenen Rücksichten für ratsam, die alten von Lazzaro überbliebenen fortzuschicken. Und so rief er sie eines Tages vor sich, trug ihnen seine Worte vor und gab nicht allein der alten Magd außer ihrem Lohne dreihundert Lire, mit denen sie eine Nichte verheiraten konnte, sondern auch dem Knechte, den Lazzaro erst vor kurzem angenommen gehabt hatte, ein gutes Stück Geld über das hinaus, was er ihm schuldig war. Beide verließen demnach in Frieden und fröhlichen Mutes seinen Dienst, der von neuen Mägden und Knechten versehen wurde, und Gabbriello führte fernerhin mit seinem ihm zweimal angetrauten Weibe eine gemächliche Ehe. Er wurde darin in der Folge der Vater noch zweier Söhne, die er mit einem neuen Geschlechtsnamen die Fortunati nennen ließ, und es gingen aus deren Nachkommenschaft viele in den Waffen und Wissenschaften berühmte und namhafte Männer hervor.

Antonio Francesco Grazzini
Verständig geträumt!
    Lisabetta, die Tochter der Frau Laldomine degli Uberti, einer edlen und reichen Witwe in Florenz, war nicht gerade zu tugendsam, aber wunderschön. Es ward ihr deshalb von vornehmen Jünglingen nachgestellt und geliebäugelt, und unzählige verlangten sie in Ansehung der Aussteuer und einstigen Erbschaft von ihrer Mutter zur Ehe. Aus allzugroßer Sorge, ihre geliebte Tochter gut zu verheiraten, konnte sich die Mutter aber nie entschließen, sie von sich zu geben; denn sie suchte einen jungen, schönen, adligen, reichen, klugen und gesitteten Mann und fand keinen nach ihrem Sinne, da jedem immer wenigstens eine dieser Eigenschaften mangelte. Inzwischen verliebte sich Lisabetta heftig in einen jungen, Alessandro genannten Menschen, der in dem Nachbarhause wohnte und sich in jeder Hinsicht für sie geschickt hätte, außer daß er arm und nicht vom ältesten Adel war. Er hatte weder Eltern noch Geschwister mehr und lebte für sich allein, mit einer einzigen Magd.
    Da er den größten Teil des Tages zu Hause dem Studium der Wissenschaften oblag und Lisabetta seinetwegen oft an ein Fenster oder auf den Balkon hinaustrat, so gewahrte dies der scharfsinnige Jüngling notwendigerweise bald und schloß die Jungfrau

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