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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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dermaßen gegenseitig in sein Herz, daß er Tag und Nacht an nichts anderes als an sie dachte, die seine Leidenschaft durch ihre verliebten Blicke tausendfach steigerte und ihn endlich bewog, den Versuch zu unternehmen, ob sie wohl in eine, sobald sie schnell vollzogen werde, unwiderrufliche Vermählung mit ihm willige. Fällt mir das Glück so zu, dachte er, wer lebt zufriedener und glücklicher in der Welt als ich ? – Er schrieb ihr einen Brief, worin er ihr seine ganze Seele öffnete, und Lisabetta gab ihm ihr Herz ohne weiteres Bedenken hin; denn, abgesehen von ihrer eigenen Meinung, hatte sie die verständigsten Männer Alessandros Einsichten und Fähigkeiten bewundern hören, der als ein guter Wirt ihr Vermögen gewiß eher zu vermehren als zu verschwenden fähig war.
    Sie verständigte sich also mit dem Jünglinge, und er stieg in der folgenden Nacht mit Hilfe einer Leiter von seinem Dache auf ihren Altan, wo sie sehnsuchtsvoll seiner harrte und die Morgendämmerung beide noch bei Küssen und zärtlichem Gespräche fand. Alessandro steckte an Lisabettens Finger seinen Ring und überließ ihr, wie sie es verlangte, ganz allein die Sorge, ihre Verlobung zu entdecken und geltend zu machen. Sie trennten sich endlich, eines gleich zufrieden mit dem anderen.
    Frau Laldomine hatte sich nach langer Wahl entschlossen, ihre Tochter an Bindo, den Sohn Messer Geri Spinas, eines der vornehmsten Florentinischen Bürger, zu geben, obgleich er sehr wenig der erforderlichen Eigenschaften besaß. Lisabetta, der diese Absicht nicht entging, kam ihrer Mutter zuvor und erzählte ihr einst nach dem Abendessen Punkt für Punkt, was zwischen ihr und Alessandro vorgefallen war. Frau Laldomine schalt und zürnte und untersagte ihr jeden ferneren Gedanken an Verlobung oder Ehe: denn sie erhalte nun gar keinen Mann. Des andern Morgens brachte sie mit dem frühesten die Tochter in ein Kloster, ließ Messer Geri zu sich kommen, dem sie alles erzählte, und verabredete mit ihm, wie Lisabetta in Güte zur Vernunft zu bringen oder nach Rom zu schreiben sei, um von dem Papste den Befehl zu erkaufen, daß der Vikar die Verlobung bei Strafe der Exkommunikation vereitele. Das Gerücht von diesen Schritten verbreitete sich, und der fehlgeschlagene Liebeshandel ward zum Stadtgespräche. Der tiefbetrübte Alessandro verlor schon die Hoffnung, seine Geliebte jemals zu besitzen; denn Messer Geri hatte ernsthaft mit ihm reden lassen und ihn so eingeschüchtert, daß er nichts zu unternehmen wagte. Er begriff gar nicht die Meinung und Zuversicht seines Mädchens, das der Einwilligung ihrer Mutter so gewiß gewesen war. Lisabetta aber, die das Kloster nicht verlassen durfte und niemand mit Aufträgen oder Briefen an den Jüngling absenden konnte, hegte Zweifel an seiner Standhaftigkeit und Besorgnisse, er möge aus Furcht vor Messer Geris Ansehen und Gewalt auf sie verzichten. Die unerwartete Maßregel ihrer Mutter hatte sie sehr übler Laune gemacht, und sie dachte Tag und Nacht nur daran, ihre Wünsche dennoch zu erfüllen.
    Tausend Gedanken, tausend verschiedene Mittel und Wege erwog sie stündlich in ihrem Sinn; zuletzt blieb sie bei einem stehen. Sie ging zu der Äbtissin und sagte, ihr Gewissen lasse ihr gar keine Ruhe mehr, es treibe sie an, von dem armen Alessandro abzustehen und ihrer Mutter zu Willen des reichen Bindo Frau zu werden. Nach reiferem Bedachte wolle sie alles tun, was Frau Laldominen gefällig sei. Der Äbtissin war dieser Entschluß äußerst lieb, und sie ließ ihn augenblicklich der Mutter wissen, die voller Freuden ins Kloster eilte, mit Zärtlichkeit ihre Tochter küßte und in die Arme schloß und sie desselben Abends noch in der Absicht mit sich nahm, am nächsten Morgen Messer Geri zu sich zu bescheiden, um die nötigen Anordnungen zur Hochzeit zu veranstalten. Lisabetta, die im Vorzimmer geschlafen hatte, stand, sowie die Morgenröte durch die Fenstergatter schien, zur Ausführung ihres Vorsatzes auf und ging eilig und scheinbar sehr erschreckt in das Schlafzimmer ihrer Mutter, zu der sie mit bebender Stimme sprach: »Meine liebe gute Mutter, ich habe soeben einen bösen Traum gehabt, über den ich noch wie ein Espenlaub vor Furcht zittere.«
    »Was soll ich dabei tun?« erwiderte Frau Laldomine; »denke nicht mehr daran! Du weißt ja, das Sprichwort sagt: Träume sind Schäume.«
    »Ach nein! nein!« sagte Lisabetta. »Ihr wißt nicht, was ich sah. Aber laßt Euch nur sagen, es geht Euch auch mit an; deshalb möchte ich

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