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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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gern, wir dächten zusammen darüber nach.«
    »Was ist wegen eines Traumes groß zu überlegen?« fiel die Mutter ein und kam auf das Kapitel, wohin das Mädchen sie haben wollte. »Wenn du willst, lasse ich Bruder Zaccaria, unsren Beichtiger, kommen, der ein halber Heiliger und großer Traumdeuter ist.«
    »Ei ja, dafür würde ich Euch recht dankbar sein«, meinte Lisabetta, »schickt zu ihm: es kommt mir eine Ewigkeit vor, bis ich die Sorge los bin.«
    Frau Laldomine trug einer Magd auf, nach Santa Croce zu gehen und dem Bruder Zaccaria zu sagen, er möge doch wegen einer Sache von Wichtigkeit gleich zu ihr kommen. Es war dieser Bruder ein Geistlicher vom besten Rufe und mehr voll Menschenliebe als Gelehrsamkeit, ein einfältiger, frommer Mann, der unmittelbar nach erhaltener Botschaft den Weg zu Frau Laldominen einschlug und sie, seiner gewärtig, noch mit Lisabetten in der Schlafstube antraf. Die Frauen gingen ihm mit ehrerbietigem Gruß entgegen, ließen ihm einen Stuhl reichen und setzten sich ihm gegenüber, dessen Begleiter im Saale wartete. Die Mutter hub folgendermaßen an: »Ihr werdet Euch verwundert haben, Herr Pater, daß wir so frühen Morgens und so eilig zu Euch schickten. Meine Lisabetta hat aber einen Traum gehabt, der sie sehr fürchten macht und um dessen Auslegung sie Euch als ihren wohlmeinendsten Ratgeber ersuchen will.«
    »Mit Hilfe Gottes, Schwester, und um Euch gefällig zu sein«, erwiderte der Geistliche, »werde ich so viel sagen, als ich selber weiß und der Himmel mir offenbaren will. Zuvörderst muß ich Euch nur erinnern, daß es Torheit ist, macht man sich zu viel Sorge um Träume oder setzt zu viel Glauben darein: denn sie sind fast immer falsch. Hinwieder soll man sie freilich nicht ganz verspotten und verachten; denn zuweilen treffen sie ein und bewähren sich, wie viele Stellen des Alten und Neuen Testamentes Zeugen sind. So liest man, wie Ihr wißt, vom Pharao und seinen sieben magern und sieben fetten Kühen, und von den Kornähren. Und Sankt Lukas sagt im Evangelium, daß dem Joseph ein Engel im Traum erschienen sei und ihn geheißen habe, mit der Jungfrau und Christus damals nach Ägypten zu fliehen, als Herodes ihn töten wollte.«
    Nach dieser Rede wendete er sich zu dem Mädchen und bat um Mitteilung des Gesichts. Lisabetta schlug die Augen zur Erde nieder, ließ sich vom Bruder Zaccaria und ihrer Mutter die Zusage geben, sie nicht zu unterbrechen und sie ruhig bis zu Ende anzuhören, und hub mit Zittern und Zagen an: »Gestern abend, nachdem ich später als gewöhnlich zu Bett gegangen war, geschah es mir, daß ich auf mannigfache Gedanken geriet und sann und sann, so daß ich lange kein Auge schloß. Wie ich endlich eingeschlafen war, schien es mir, ich sei vor dem Tore San Friano, an des Arno Ufer, das grünte und blühte, und setze mich in das zarte, frische Gras unter den kühlen Schatten eines Baumes. Während ich allda mit unaussprechlichem Vergnügen und Wohlsein in das klare Wasser sah und auf das Gemurmel der sanft hinplätschernden Wellen horchte, stand plötzlich ein großer Wagen vor mir, halb weiß wie Elfenbein, halb schwarz wie Ebenholz, vor dem rechts eine große schneeweiße Taube, links ein ungeheurer kohlschwarzer Rabe gespannt waren, so wie es Pferde und Ochsen vor unsern gewöhnlichen Wagen sind. Inmitten dieses Wagens befand sich ein Stuhl, halb weiß, halb schwarz, wie überhaupt wunderbarerweise alles an dem Fuhrwerke gearbeitet war, in das ich im träumenden Staunen, ich weiß nicht von welch unbekannter Gewalt, gehoben ward. Ich saß nicht so bald darinnen, als die weiße Taube und der düstere Rabe die Flügel ausbreiteten und schneller wie der Wind mit dem Wagen durch die Lüfte flogen, höher und höher in die Himmel empor. Ich mag die Wunder nicht beschreiben, die ich sah, und erzähle nur, daß ich zuletzt in einem geräumigen, runden, ganz nach unserer Art gebauten Saale war, mitten hinein neben eine große Kugel gestellt. Um die Kugel herum standen auf drei Stufen wunderschöne Jünglinge, auf der ersten grün-, auf der zweiten weiß-, auf der dritten rotgekleidete. Furchtsam und erwartungsvoll dessen, was weiter erfolgen solle, stand ich da, als plötzlich die große Kugel mit einem Knall aufsprang und einen hohen Lehnstuhl sehen ließ, der zu brennen schien, und auf dem ein in Feuer gekleideter, mit leuchtenden Flammen gekrönter Jüngling saß. Wie er sein Antlitz mir zuwendete, ertrugen meine Augen nicht so vielen Glanz; denn er

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