Italienische Novellen, Band 3
Tränen, daß es erstaunlich war, und weinend sagte er: »0 weh, armer Scheggia, geh jetzt das Haus zu kaufen; wenn du jetzt das Geld zur Hand hättest, könntest du fliehen, so wie es der Nekromant machen wird, sobald er die Sache hört; denn ich bin sicher, daß er nicht abwarten wird, bis er drin steckt.«
Hans Simon überdachte diese Worte, sah sein Verhalten und seine Tränen und glaubte fest, daß es wahrhaftig so sei. Er bekam mehr Angst, als er jemals hatte, und sah sich schon in der Hand der Schergen, und so begann er weinend seine Liebe, die Witwe, die Zauberer und die Zauberei zu beschimpfen und zu verfluchen und sagte, zu Scheggia gewandt: »Wie werden es Pilucca und Zoroaster machen?«
»Pilucca«, antwortete Scheggia, »ist einig mit Monaco und wird sich als Angeber herausziehen. Zoroaster wird sich bei einem Zipfel nehmen und anderswohin gehen, und außerdem hat er tausend Möglichkeiten, dem Tode zu entgehen und auch uns heil herauszubringen.« »Warum gehst du nicht, um ihn zu bitten, dir zu helfen«, sagte Hans Simon, »und dich aus diesem Unheil zu retten? O weh! Mir scheint, es geht uns schlechter als zuvor.«
»Gut«, antwortete Scheggia, »ich weiß, daß man von Euch sagen kann: Ihr seid vom Regen in die Traufe gekommen. Aber mit welchem Gesicht soll ich vor ihn hintreten, nachdem ich ihn um die fünfundzwanzig Gulden geprellt habe, die gewonnen zu haben er so fest überzeugt war, nachdem er dich das Probestück sehen ließ? Und wenn er auch das Geschenk gehabt hat, so bedenkt doch, daß er sich daran erinnert, und daß sie ihm sehr am Herzen liegen müssen.«
Darauf sagte Hans Simon: »0 Gott! Wenn er uns irgendwie aus dieser Verstrickung befreit, geben wir sie ihm jetzt: Wird es möglich sein?«
»Ich gehöre nicht zu denen, die gleich verzweifeln. Möge es dir gefallen, Gott, mein Herr, daß er zufrieden ist«, antwortete Scheggia, während er die Hände zum Himmel erhob. »Sofort, sofort will ich ihn aufsuchen, – aber mit diesem Geld, damit Ihr Euer Wort nicht zurücknehmt, denn dann kämen wir in große Gefahr.«
»Nein, denkt das nicht«, versetzte jener, »o weh, dem Belieben der Priester ausgeliefert zu sein! Sie würden mich wirklich für einen Ketzer erklären und mich zum Feuertode verurteilen. Und wenn ich mein gesamtes Hab und Gut daran setzen würde, so würden sie glauben, mir eine Gefälligkeit zu erweisen. Geh denn, und möge Gott mit dir sein!«
Scheggia brach denn sofort auf, vergnügter als er je gewesen. Er entfernte sich nicht weit vom Haus, und es dauerte nicht lange, bis er zurückkam und so tat, als ob er mit dem Zauberer gesprochen habe. Er sagte zu Hans Simon, wie gerne jener bereit wäre, alles für ihn zu tun; aber er wolle zuerst das Geld, und er wisse tausend Arten, ihn zu befreien. Hans Simon tat es sehr leid, das Geld auszugeben; aber er wollte nicht vor dem Vikar erscheinen und seine Existenz aufs Spiel setzen müssen, und außer dem Schaden, der ihm daraus erwachsen konnte, peinigte ihn sehr, daß diese Geschichte sich in der Stadt verbreiten möchte. Darum sagte er, zu Scheggia gewandt: »Das Geld ist in jenem Kasten, den du da siehst, zu deiner Verfügung, um es dorthin zu tragen. Aber bevor er es in die Hände bekommt, möchte ich wissen, auf welche Art und Weise und auf welchem Wege er uns da herausziehen will, denn ich will nicht in einen noch tieferen Abgrund geraten.«
»Ihr sprecht gut und weise«, antwortete Scheggia, »ich werde laufen, um ihn aufzusuchen, und sowie er mir erzählt hat, wie er es anstellen will, um uns zu retten, komme ich sofort zu Euch mit der Antwort zurück; inzwischen legt das Geld zurecht, daß ich nicht warten muß!«
»Mach es so«, sagte Hans Simon, »gerade jetzt ist meine Frau zur Messe gegangen; und sieh zu, daß du rasch zurückkommst: denn ich kann es nicht mehr erwarten, bis ich aus dieser Sache heraus bin.«
Darum ging Scheggia sogleich weg und ging höchst vergnügt und wie im Flug zu Zoroasters Haus, fand ihn dort mit Pilucca zusammen ihn erwartend und begierig, zu hören, wie die Dinge liefen, wobei sie fürchteten, der Hase möchte entschlüpfen. Da sie aber alles von ihm gehört hatten, waren sie bis zum Bersten von Heiterkeit erfüllt. Nachdem schließlich Scheggia einen guten Schluck des guten Weines vom andern Abend getrunken und einen Bissen gegessen hatte, kehrte er fast laufend in das Haus Hans Simons zurück, den er im Zimmer traf, wo er ihn erwartete und das Geld zurechtgelegt hatte, grüßte
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