Italienische Novellen, Band 3
Evangelisten ein leckerer Bissen ist, den Ihr ungeschmälert und sorgenlos haben sollt.«
Ihm erwiderte Hans Simon kopfschüttelnd: »Kamerad, ich danke dir und auch dem Nekromanten; um dir's kurz zu sagen, ich will mich weder mit Teufeln noch mit Geistern einlassen. O weh! Ich zittere noch, wenn ich an Monaco denke, wie er da erschien, halbtot durch die Luft getragen und man sah nicht von wem. Ich schwöre dir bei meiner Seligkeit, daß alle Liebe aus meinem Leib restlos verschwunden ist, und um die Witwe kümmere ich mich nicht im geringsten mehr; ja, wenn ich an sie denke, die beinahe schuld an meinem Tode war, wird mir elend zumute. Oh, welch schreckliche Furcht hatte ich auf einmal! Die Haare stehen mir zu Berg, wenn ich nur daran denke, so daß ich darum Zoroaster absage und danke.«
Als Scheggia diese seine Worte gehört hatte, wurde er ganz, ganz klein, denn es schien ihm alles umsonst gewesen zu sein, und er sprach zu sich selbst: »Sieh, das geht nicht so glatt, wie wir dachten!« Und da er sich genasführt fühlte, antwortete er folgendermaßen: »0 weh, Hans Simon, was sagt Ihr mir da? Gebt acht, daß der Nekromant nicht in Zorn gerät! Zum Teufel, was für Einfälle habt Ihr? Ihr treibt sehr gefährliche Sachen für Euch! Ich bin sehr besorgt, wie wohl Zoroaster das von Euch aufnehmen wird: daß er sich nur nicht erzürnt und sich für gefoppt hält und Euch dann einen schlimmen Streich spielt! Schöne Sache das, unter anständigen Leuten sein Wort nicht zu halten! Wozu müßt Ihr ihn eine Probe geben lassen, wenn Ihr im Sinne habt, nicht weiter fortzufahren? Es ist so, Hans Simon, man darf ihn nicht in Wut geraten lassen; denn wenn er Euch etwa in irgendein übles Tier verwandelt, so habt Ihr Euch eine schöne Suppe eingebrockt!«
Jener war vor Furcht kreideweiß geworden und antwortete dem Scheggia: »Beim Blute aller Märtyrer werde ich beschwören, daß er mir nach dem Leben trachtet, und als erstes will ich morgen zum Rate der Acht gehen, den Fall erzählen und mich gegen jeden Angriff sicherstellen; ich weiß nicht, wer mich abhält, daß ich nicht sofort gehe.«
Sobald Scheggia die Acht erwähnen hörte, verfärbte er sich und sagte zu sich: »Da ist keine Zeit zu verlieren: sorgen wir dafür, daß der Teufel nicht herumgeht!« Er wandte sich an jenen und begann sanft folgendermaßen zu sprechen: »Jetzt, Hans Simon, geht Ihr direkt in den Abgrund, und wenn Ihr tausend Gulden damit gewönnet, möchte ich nicht, daß Zoroaster erführe, was Ihr eben gesagt habt! Oh, wißt Ihr denn nicht, daß die Behörde der Acht Macht über Menschen hat und nicht über die Dämonen? Er hat tausend Mittel, wenn ihn der Wunsch ankommen sollte, Euch Böses anzutun, was man niemals erfahren würde. Ich dachte, da er freundlich, höflich und freimütig ist, würdet Ihr ihm ein Geschenk von nicht zu großen Kosten machen: vier Paar Kapaune, acht Paar fette Tauben, zehn Fiaschi eines guten Weines, wie ihn Giugni oder Macinghi verkaufen, sechs Ziegenkäse und sechzig Spätbirnen, und daß Ihr ihm das durch zwei Träger als Geschenk überreichen lasset. Es wird ihm lieber sein, und er wird diese Eure Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit mehr schätzen als hundert Dukaten, und Ihr werdet sehen, daß er Euch danken lassen wird, und auf solche Weise werdet Ihr ihn Euch als Freund erhalten; macht Ihr es aber anders, so ist das verlorne Liebesmüh', und Ihr schlagt Euch mit der Axt ins Bein.«
Dieser Vorschlag gefiel Hans Simon sehr, und er sagte: »Ich möchte, daß du ihm diese Sachen in meinem Auftrag überreichst und mich entschuldigst, denn du weißt alles, und empfiehl mich ihm, indem du ihm unendlichen Dank bestellst!«
»Mir ist es recht«, antwortete Scheggia, »und ich bin sicher, daß ich ihn zufriedenstellen und zu Eurem Freunde machen werde.«
»Daß er zufriedengestellt wird, ist mir sehr lieb«, antwortete Hans Simon, »aber auf seine Freundschaft lege ich keinerlei Wert.«
Nachdem sie berechnet hatten, wieviel die Sachen kosten würden, die Scheggia angegeben hatte, gab er ihm das Geld. Darum ging nun Scheggia auf den alten Markt und nahm zwei erfahrene Speisenträger und Zubereiter in Dienst, schickte einen den Wein zu kaufen und belud den andern beim Geflügelhändler, der fette, schöne Kapaune hatte und ebensolche Tauben; sobald der Träger mit dem Wein zurückgekommen war und das Obst gekauft war, ging man zum Hause Simons. Er rief ihn und ließ ihn vom Fenster aus einen Blick darauf werfen und
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