Italienische Novellen, Band 3
Geld auszahlen.«
Dieser Vorschlag gefiel Frau Mea sehr, und Nencio, um dem Priester und den Frauen einen Dienst zu erweisen, nahm einfach an, wobei er nicht daran dachte, daß das noch andere Folgen haben sollte. So schlugen sie, ohne zu säumen, den Weg nach Florenz ein, kamen schließlich bei dem Hause der Witwe an und wurden freundlich von ihr aufgenommen, da Frau Mea sagte, Nencio wäre der Gatte Pippas und sie seien wegen der Mitgift gekommen. Darauf antwortete Frau Margherita, nachdem sie den Eheleuten liebenswürdig die Hand gereicht hatte, daß sie sehr zufrieden sei. Und sogleich sandte sie die Magd zu einem, der ihre Geschäfte besorgte, er möge das Geld zurechtmachen und rasch hersenden, damit jene weggehen könnten; inzwischen ließ sie ihnen einen Imbiß geben und beglückwünschte Pippa und Nencio sehr, den sie für ihren Gatten hielt und dem sie sagte, er habe ein gutes, wohlerzogenes Mädchen, und er müsse sehr nett zu ihr sein. Nencio bemühte sich darüber erfreut zu erscheinen.
Schließlich kam, schon lange erwartet, der Vermögensverwalter der Witwe; sie erklärte ihm alles und sagte, sie brauche einhundertundfünfzig Lire, um Pippa zufriedenzustellen und sie hier dem Gatten auszuzahlen für Rechnung der Mitgift, die sie sich verdient hatte. Jener ging und begab sich auf die Bank, um das Geld zu bringen; aber er kam bald zurück und sagte, daß er den Kassierer dort nicht gefunden habe; es sei darum nötig, daß sie sich bis zum andern Morgen geduldeten, an dem er das Geld zu früher Stunde schicken werde.
Dazu ergriff Frau Margherita das Wort und sagte: »Auf jeden Fall ist es so spät, daß ihr nicht mehr heimgehen könnt, das würde ja Mitternacht; darum wird es besser sein, daß ihr heute nacht bei mir bleibt; hier ist Platz genug im Hause, um euch unterzubringen; sicher müßt ihr müde sein. Dies konnte gar nicht besser kommen; denn so erfreue ich mich noch ein wenig an meiner Pippa, die ich Gott weiß wann wiedersehen werde; denn da ich sie aufgezogen, habe ich sie gern und lieb wie eine Tochter.« Damit waren Frau Mea und das Mädchen, die nicht weiter dachten, zusammen mit Nencio einverstanden.
Es kam der Abend; die Witwe hatte inzwischen das Abendessen herrichten lassen; sie gingen zu Tisch und aßen mit großer Fröhlichkeit zu Nacht. Aber beim Zubettgehen gerieten Frau Mea und Pippa sehr in Bestürzung, als sie hörten, daß Frau Margherita in einem Erdgeschoßzimmer ein Bett hatte herrichten lassen, wo das Ehepaar schlafen sollte, und Frau Mea sollte mit der Magd oben übernachten. Das machte dem Nencio so viel Freude und Vergnügen, wie ihnen Schmerz und Ungemach. Frau Mea machte viele Worte, um zu sagen, daß sie mit der Tochter schlafen wolle; aber alle wurden von der Witwe verworfen, die ihr sagte, daß es nicht erforderlich und unziemlich sei und daß Nencio Pippa in Florenz ebensogute Gesellschaft leisten werde wie auf dem Lande; so wurde Frau Mea gezwungen, zuzustimmen, in der Furcht, die Herrin möchte merken, daß Nencio nicht der Gatte der Tochter sei, und man sie ertappe und für eine Lügnerin halte. Sie ging mit Nencio und der Pippa in die Kammer, warf sich dort vor Nencio auf die Knie und bat ihn um Gottes willen, er möge sich zufrieden geben, die Tochter in dieser Nacht nicht anzusprechen, was ihr Nencio bei seiner Seligkeit versprach. Vergnügt darüber kehrte sie in den Saal zurück und ging mit der Magd schlafen; ebenso tat Frau Margherita.
Sowie Frau Mea weggegangen war, verschloß Nencio die Tür sehr sorgfältig von innen und begann sich zu entkleiden, betrachtete dabei aber die Pippa, die sich zierte und kicherte und so tat, als ob sie angekleidet schlafen wollte, und keinerlei Anstalt traf, sich auszuziehen; aber Nencio machte ihr deutlich, daß er sie nicht fressen würde, und wußte sie so zu bezaubern, daß sie sich mit einem Ruck auszog und sich vor ihm ins Bett legte, worauf er, als das Licht verlöscht war, sich vergnügt neben ihr ausstreckte.
Nachdem sie einige Zeit ohne zu sprechen verweilten, begann Nencio einen Fuß auszustrecken und kam mit einer Seite von ihr in Berührung, und Pippa, ohne weiter etwas zu sagen, kraulte ihn leicht, worauf Nencio sie umfaßte, um sie zu erregen, und sie ihn, so daß der Gefährte sich scherzend auf sie legte, ohne je dabei ein Wort zu sagen, und er von ihr und das Mädchen von ihm jenes Vergnügen und die Zufriedenheit empfing, die Eheleute einer vom andern erhalten.
Als dann Nencio aufhörte, begann
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