Italienische Novellen, Band 3
zurückzuschicken und wiederum zu nötigen. Genügt es Euch nicht frei zu sein? Und dann will ich ihm auch nicht lästig werden, daß er mir dann sagen müßte, er wäre meiner überdrüssig; außerdem will ich das Glück nicht mehr versuchen weder mit Geistern noch Zaubereien, noch mich je wieder mit Zauberern einlassen; drum laßt mich damit in Frieden!«
»Du hast durchaus recht«, antwortete Hans Simon, »die Sache ist gut genug abgelaufen.« Und so, nachdem sie noch andere ähnliche Unterhaltungen gepflogen hatten, ließ er Scheggia in Frieden. Dieser ging in Zoroasters Haus, wo ihn die Kumpane erwarteten, und nachdem er ihnen berichtet hatte, speiste er vergnügt mit ihnen.
Anderntags, als Hans Simon ausging, traf er Monaco und Pilucca und wurde ganz sicher, daß sie alles vergessen hatten. Aber dann nach einiger Zeit wollte er sie einige Male ausforschen und etwas aus ihnen herauslocken; aber sie taten, als ob ihnen alles völlig neu und wunderlich sei, und lachten sich den Bauch voll: ließen ihn doch die vier Kumpane mit Spott und Schaden und schwelgten lange Zeit auf seine Kosten.
Antonio Francesco Grazzini
Der Stellvertreter des Ehemanns
Es ist schon lange her, da wohnte in der Ghibellinenstraße eine Witwe der Familie Chiaramontesi, die Frau Margherita genannt wurde. Diese nahm ein kleines Bauernmädchen von Kind auf als Magd ins Haus mit der Verpflichtung, sie später zu verheiraten, wenn sie herangewachsen und in das passende Alter gekommen sei, und verabredete mit ihren Angehörigen, ihr hundertfünfzig leichte Lire als Mitgift zu geben. Nun begab es sich, daß sie, herangewachsen und heiratsfähig geworden, von ihrer Mutter geholt und ins Mugellotal, von wo sie waren, gebracht wurde, durchaus im Einverständnis mit Frau Margherita, die ihnen gesagt, die Mitgift stände jederzeit zur Verfügung, wofern sie einen passenden Gatten fänden. Frau Mea, so ließ sich ihre Mutter nennen, hatte das Töchterchen zu sich genommen und ließ im Lande wissen, daß sie sie verehelichen wolle; und da sie eine recht gute Mitgift hatte und auch strotzend gesund und kräftig von Gestalt war, hatte sie sogleich viele Gatten zur Auswahl. So gab die Mutter sie einem jungen Mann, der Beco dal Poggio hieß, mit der genannten Mitgift.
Am Abend des Hochzeitstages wollte Beco mit ihr schlafen und hatte vor, in wenigen Tagen wegen der Mitgift der Witwe nach Florenz zu kommen. Aber in der Zwischenzeit bekam er Lust, auf den Markt in Dicomano zu gehen, um Stoffe für sich und seine Frau zu besorgen. Darum sagte er der Schwiegermutter und der Frau, sie sollten ihrerseits zu Frau Margherita gehen, sich die Mitgift geben lassen und sie nach Hause bringen, denn er bleibe drei bis vier Tage fort, ehe er zurückkomme, brach sodann auf und ging zu jenem Markt.
Frau Mea und das Töchterlein machten sich anderntags zu sehr früher Stunde auf den Weg und kamen gegen Mittag zu einem Ort, an dem ein Priester amtierte, der früher ihr Pfarrherr gewesen war, ein sehr angesehener und liebenswerter Mann. Nach dem Brauche fast aller aus jenem Ort sprachen sie bei ihm vor und wurden von Hochwürden so willkommen geheißen, daß sie zum Mittagessen dablieben. Zufällig befand sich an diesem Morgen auch ein Nachbar von ihnen dort, der aus Florenz kam und heimkehrte, Nencio dell' Ulivello mit Namen. Als sie gegessen hatten und noch bei Tisch saßen, schickte sich der Priester an, zu fragen, was für gute Umstände denn Frau Mea nach Florenz führten, und sie antwortete, daß sie um die Mitgift der Tochter ginge, die sie verheiratet habe, und sagte ihm, mit wem.
Hochwürden sagte lachend: »Und wo ist Beco?«
»Er ist auf den Markt nach Dicomano gegangen«, antwortete die Frau; »was macht es aus, ob er da ist oder nicht ?«
»Es bedeutet«, sagte Herr Agostino (denn das war der Name des Priesters), »daß ihr umsonst geht; denn wenn die Herrin den Gatten nicht sieht, wird sie das Geld nicht zahlen wollen, womit sie recht hat.«
»Wir haben also ein schönes Zeug angerichtet«, sagte Pippa (denn so hieß die Braut), »und wir werden abwarten müssen, bis Beco zurückkommt, und zusammen hingehen. Verflucht sei eine solche Gedankenlosigkeit!«
»Ei«, sagte der Priester, »ich will Euch zeigen, daß Ihr doch nicht umsonst gekommen seid: nehmt den Nencio hier mit Euch, von dem ich weiß, daß er, um Euch gefällig zu sein, gerne mitkommt, und sagt, er sei der Gatte. Da ihn jene nie gesehen hat, wird sie das ohne weiteres glauben und Euch das
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