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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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ihn und sagte: »Die Art und Weise, die Zoroaster anwenden will, um Euch zu befreien, unter den vielen, die er hätte ins Werk setzen können, Hans Simon, ist folgende: Er sprach mit seinem dienstbaren Geist, den er in ein Glas gebannt hält, und erfuhr von ihm, daß nur Pilucca, Monaco, der Vikar und der Kanzler von der Sache wissen und niemand sonst. Obwohl der Kanzler die Vorladung ausgestellt, hat er sie doch nicht ins Buch eingetragen; denn sie pflegen das nur einzuschreiben, wenn die Leute erscheinen oder wenn die Zeit verstrichen ist, in der sie erscheinen sollten. Darum hat er vier Figuren aus grünem Wachs gemacht, eine für jeden von ihnen, und hat eben jetzt einen dienstbaren Dämon in die Hölle zum Fluß Lethe gesandt um eine Flasche jenes verzauberten Wassers. Wenn die Figuren darin dreimal gebadet und dann zerschmolzen und verbrannt werden, werden jene sofort alles über unsern Fall vergessen, noch sich jemals in ihrem Leben daran erinnern, auch wenn sie tausend Jahre lebten; ja wenn Ihr oder ich darüber sprächen, würden Pilucca und Monaco uns für Narren halten. Der Vikar und der Kanzler werden die Sache nicht weiter verfolgen, da keiner da ist, der sie erinnert noch der die Sache antriebe; und da sie es vollständig vergessen und ins Klagebuch nicht einschrieben, so wird es sein, als ob es nie gewesen sei, – und das heißt man den Vergessenheitszauber.«
    Große, wunderbare Dinge schienen das dem Hans Simon zu sein; aber viel höher noch schätzte er es ein, daß Monaco durch die Luft fliegend in Zoroasters Haus gekommen war, woran er fest glaubte. So sagte er denn, Scheggias geheuchelten Worten Glauben schenkend: »Das Geld liegt dort auf der Truhe in dem Kissenüberzug; nimm es zu dir! Aber wie machen wir es, denn es sind nur zweiundzwanzig Gulden, da ich von den fünfundzwanzig, die es waren, drei um mich zu kurieren und für das Geschenk verbraucht habe?«
    »In Gottes Namen«, antwortete Scheggia, »damit die Verzögerung kein Unheil bringe, denn es scheint mir sonst alles gut zu gehen, werde ich von einem mir befreundeten Bankier sie mir erbitten und sie vom Meinigen dazutun. Was zum Teufel kann man wissen? Deswegen kann man nicht stehenbleiben.«
    »Du tust recht«, sagte Hans Simon, »und wenn du ihm das Geld gegeben hast und der Zauber beendet ist, komme zu mir und erzähl' es mir!«
    So nahm Scheggia jenen Kissenüberzug, in dem das Geld war, alles in Gold und Silber, und ging sehr fröhlich von ihm fort, um die zwei Kumpane zu treffen, die auf ihn warteten. Diese sahen das Geld und hörten über die drei Gulden, die fehlten, das, was Scheggia gesagt hatte, und beschlossen lachend und voll Freude sich, solange sie ausreichten, damit Wohlsein zu lassen. Nachdem man abgemacht hatte, daß Pilucca zu Monaco ginge, um ihn zum Mittagessen herzubringen, wo sich alle wiedersehen sollten, kehrte Scheggia zu Hans Simon zurück und sagte zu ihm: »Alles ist in Ordnung!« und fuhr fort: »Ich borgte mir die fehlenden drei Gulden und ging flugs zu dem Zauberer und traf gerade den Teufel, der das Wasser herbeigebracht hatte; sowie er das Geld gesehen, badete er die Figuren, und dann tat er alle vier über ein Feuer, das er aus Zypressenkohlen entfacht, und augenblicklich zerschmolzen sie und verzehrten sich. Zoroaster ließ sich darauf eine große Schüssel von dem Zauberwasser bringen, sagte ich weiß nicht mehr welche Worte und verlöschte alles. Zu mir sagte er: ›Geh auf deinen Platz und fürchte weiter nichts!‹ Ich dankte ihm und ging sogleich weg. Und während ich auf Euer Haus zuging, traf ich am Pazzieck ausgerechnet den Monaco, der mir das freundlichste Gesicht der Welt machte und mich grüßte, während er vorher mit mir nicht zu sprechen pflegte, sondern mir immer ein Gesicht wie eine Stiefmutter machte.«
    Wie zufrieden Hans Simon darüber war, braucht man nicht zu fragen. Er sagte zu Scheggia: »Glaubst du, wenn Zoroaster auch für mich eine Figur gemacht hätte, daß auch ich es vergessen hätte?«
    »Ja, Ihr hättet es«, antwortete Scheggia, »zweifelt Ihr etwa daran?«
    »Ich möchte denn«, fuhr Hans Simon fort, »daß du zu ihm zurückkehrst und es machen läßt; denn das ist eben das, was ich will: wenn ich diese Sache vergessen könnte, wäre ich der zufriedenste Mensch, der lebt.«
    Worauf Scheggia folgendermaßen antwortete: »Verflucht sei diese Saumseligkeit! Ihr hättet mir das vorher sagen können! Jetzt ist es eine zu große Zumutung, den Teufel noch einmal

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