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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Messere Horatio? Aber Ihr sollt so dafür gestraft werden, daß es Euch jammern soll!«
    Der arme Schelm antwortete: »Ja, so machen es die Väter, wenn sie die Schmach nicht ertragen können, die ihre Töchter der Familie antun, indem sie sich Männern hingeben, die nicht ihre Gatten sind.«
    Darauf erwiderte Rinieri: »Nur ihrem Gatten hatte sich Cicilia hingegeben, Verruchter; von ihm war sie schwanger, sonst von keinem; und dieser bin ich. Aber ich danke Gott, daß deine Züchtigung dich erwartet; und nicht mit einem Tode allein solltest du gestraft werden, sondern mit zweien, wenn du zweimal sterben könntest, da du mit einem Male die Tochter und den unschuldigen Enkel ums Leben gebracht hast.«
    Da sprach Messere Horatio zu Rinieri: »Hätte ich dich nur früher gekannt als jetzt, so hättest du nicht Zeit gefunden, mich anzuklagen; jetzt aber sterbe ich nur darum ungern, weil du am Leben bleibst; dir aber gebührte eine weit größere Strafe als mir, weil du die erste Ursache des ganzen Unheils bist. Und der Herr Präsident handelt unrecht, wenn er dich nicht züchtigt und dich nicht lehrt, den Vätern freie Hand zu lassen in Verheiratung ihrer Töchter.«
    »Die Ehen sind frei, Messere Horatio«, antwortete der Präsident, »und wenn die Töchter sich nach ihrem Wunsche verheiraten, darf man sie deshalb nicht umbringen.«
    Nach diesen Worten ließ er Messere Horatio wieder ins Gefängnis unter sorgfältige Bewachung bringen und zeigte dem Papste an, wie die Sache stehe. Dieser schrieb ihm zurück, er solle ihm ihn nach Rom schicken. Der Präsident schickte ihn hin, der Papst ließ ihn sogleich verhören und fand ihn zweier Tode schuldig; darum wurde er verurteilt, geköpft zu werden, – nicht sowohl, um ihn für die Ausführung des Todes zu bestrafen, als weil er jenen Mörder mit Geld zu einer so verbrecherischen Tat bewogen hatte, – damit er ein abschreckendes Beispiel würde für die Welt und zeigte, welche Strafe diejenigen verdienen, die solche Bösewichte zum Morde anderer, namentlich der eigenen Angehörigen, mit klingender Münze dingen.
    Messere Horatio war, wie wir gesagt haben, in seiner Heimat ein Mann von edlem Hause und großem Vermögen; deshalb hatte er auch einen weiten Ruf, und kaum war er zum Tode verurteilt, als sich das Gerücht davon da- und dorthin verbreitete. So kam es auch nach Recanati zu Cicilias Ohren. Diese Nachricht berührte sie schmerzlich, und sosehr sie Rinieri liebte, so hörte sie doch mit großem Mißfallen, daß er es gewesen sei, der ihren Vater zum Tode gebracht habe. Sie beschloß daher, ihn zu retten, und meinte, den Eid, den sie dem Maltrova habe leisten müssen, sich nicht zu offenbaren, dürfe sie unter solchen Umständen wohl brechen, und sie könne das tun, ohne Gott zu verletzen. Daher nahm sie Abschied von der guten Alten, machte sich mit ihrem Söhnchen auf den Weg und kam gerade an dem Tage in Rom an, wo Messer Horatio zur Richtstätte geführt wurde. Als Cicilia auf den Platz kam, wo das Todesurteil vollzogen werden sollte, und den Henker mit dem Schwert in der Hand sah, bereit, ihm den Kopf abzuschlagen, da drängte sie sich gewaltig durch das Volk und fing an zu schreien, was sie konnte: »Halt ein mit deinem Schwert, halt ein mit deinem Schwert, Scherge! Der wackere Mann hat den Tod nicht verdient: denn sie lebt samt ihrem Kinde, um derenwillen er zu diesem grausamen Tode verurteilt wurde!« Alles anwesende Volk wandte seine Blicke nach diesem Schreien und sah die junge Frau mit dem Knäblein im Arme: das war das schönste Kind, das je ein sterbliches Auge erblickte; und wegen des Mitleids, das alle mit Messere Horatio hatten, ließ man die Hinrichtung nicht vollziehen, denn man dachte, es könne die Tochter des Edelmanns sein. Cicilia kam mit ihrem Söhnchen im Arme auf das Schafott, wo der Unglückliche mit auf den Rücken gebundenen Händen kniete, indem er den tödlichen Schlag erwartete. Sie fiel ihrem Vater um den Hals und rief: »Ach, liebster Vater, seht hier Eure unglückliche Tochter, die Gott sei Dank noch lebt und die Euch in so großer Not auch das Leben bringt, gänzlich vergessend, daß Ihr sie dem verruchten Maltrova übergeben habt, um sie zu ermorden! Seht hier bei ihr Euren Enkel, um dessentwillen Euch auch mit ein so schlimmes Los getroffen hat! Verzeiht mir, lieber Vater, wenn ich Euch beleidigt habe, und nehmt von mir Euer Leben an!«
    Bei diesen Worten fühlte ihr Vater seine Empfindungen sich so das Herz beklemmen, daß er

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