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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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nicht dem englischen Wesen entsprach. Tapferkeit war bei einer Frau eine seltene Tugend. Und sie würde in dem kleinen Spiel, das sie zusammen spielen wollten, gebraucht.
    Nein, in dem Spiel, das sie bereits zu spielen begonnen hatten. Lady Diana wusste es nur noch nicht.
    „Wie lächerlich arrogant Sie sind!“, rief sie und funkelte ihn mit ihren großen blauen Augen wütend an. „Zu glauben, ich würde länger an Sie denken als … als so lang!“
    Sie hob die Hand und schnippte mit den Fingern. Wenn der Effekt durch ihren Handschuh auch etwas gedämpft wurde, so machte das der verächtlich triumphierende Ausdruck auf ihrem entzückenden Gesicht wieder wett.
    „Aber Sie erinnern sich in der Tat schon länger an mich“, erwiderte er unbekümmert. „Nämlich seit dem Tag, als Sie mich von Ihrem Balkon aus gesehen haben. Außerdem täuschen Sie sich, was meine Begleitung in der Kutsche betrifft. Es waren meine Freundinnen, nicht meine Mätressen.“
    „Weder so noch so sind Ihre Freundinnen für mich von Bedeutung. Ich erinnere mich, weil Sie mich daran erinnert haben“, erwiderte sie so prompt, dass er beinahe lachen musste. Tapfer und schnell und möglichen Rivalinnen gegenüber völlig gelassen – das war eine äußerst ungewöhnliche Kombination. In seinem Leben gab es so viele schöne Frauen, dass eine neue schon außergewöhnlich sein musste, um sein Interesse zu erregen. Und Wette hin oder her, diese hier war ungewöhnlich.
    „Das Einzige, was ich tat, um Ihre Erinnerung zu wecken, war, hier vor Ihnen zu stehen, cara“, bemerkte er. „Wenn das schon genügte, nun, dann muss ich bereits in Ihren Gedanken gewesen sein und in …“
    „Ich kenne Sie noch nicht einmal“, unterbrach Diana hoheitsvoll, jeder Zoll die Tochter eines Peers, und reckte die aristokratische Nase in die Luft. „Wer sind Sie überhaupt? Wie ist Ihr Name? Antworten Sie mir, Sir, augenblicklich.“
    Er lächelte und nahm sich Zeit, wohl wissend, dass nichts sie mehr ärgern würde. „Befehle, Befehle, wie ein General in Röcken“, schalt er sanft. „Das schickt sich wohl kaum, mia sig nora di bella luna.“
    Sie sah ihn an. Es war so offensichtlich, dass sie ihn nicht verstand, dass er übersetzte. „Meine schöne Monddame. Diana war die römische Göttin dieses leuchtenden Himmelskörpers dort über uns, müssen Sie wissen.“
    „Das weiß ich“, gab sie heftig zurück. „Ich bin wohl kaum so unwissend, dass ich meine Namensvetterin nicht kenne.“
    „Unwissend nicht“, sagte er. „Vielleicht nur ungezogen.“
    „Sie sind hier derjenige, der sich ungezogen benimmt, Sir. Was ist das für ein Gentleman, der einer Dame seinen Namen verschweigt?“
    Er wischte ein unsichtbares Stäubchen von seinem Ärmel. „Wer sagt denn, dass ich ein Gentleman bin?“
    „Sie“, behauptete Diana und schien gar nicht zu bemerken, wie sie, die Hände zu Fäusten geballt, immer näher an ihn herantrat. „Das heißt, Sie gaben vor, es zu sein, als Sie mich mit solcher … solcher Vertraulichkeit ansprachen, als wären wir von gleichem Stand.“
    Er machte eine spöttische Verbeugung und wedelte dazu elegant mit der Hand. „Ich fühle mich geehrt, Mylady, dass meine adlige Abstammung allein dadurch schon bewiesen ist, dass ich es wagte, Sie anzusprechen.“
    „So habe ich es nicht gemeint.“ Inzwischen zitterte Diana schon vor Empörung und sprühte so vor Wut, dass Anthony befürchtete, sie könnte in Flammen aufgehen, wenn er sie berühren würde. „Ich wollte sagen, dass durch Ihre Ausdrucksweise und Ihr Benehmen …“
    „Ach, das haben Sie gemeint?“ Lässig lehnte er sich an den Mauerbogen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine schlechten Manieren statt Ihrer?“
    „Nein, nein, nein!“ Um ein Haar hätte sie mit dem Fuß aufgestampft, weil er sie nicht verstehen wollte. „Ich meinte, dass Ihr Englisch das eines Gentleman ist. Aber kein Gentleman würde sich mir gegenüber derart barbarisch benehmen, wie Sie es tun. Sie weigern sich, mir Ihren Namen zu nennen! Das ist nicht fair, Sir, keineswegs fair.“
    „Es ist nicht fair, zusehen zu müssen, wie Sie sich an einen Mann wie Warwick verschwenden, cara.“ Anthony gab sich Mühe, sein Urteil wie einen kleinen Seitenhieb klingen zu lassen. „Meine Mondgöttin verdient Besseres als diesen aufgeblasenen, flachshaarigen sciocco.“
    „ Sciocco?“
    „Ein Narr“, erklärte er, glücklich darüber, es ihr übersetzen zu können. „Ein Einfaltspinsel. Ein Geck.

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