Italienische Verführung
Ein Bursche, der Ihrer Aufmerksamkeit nicht wert ist.“
„Ein Geck?“, rief sie aus. „Wie können Sie Lord Edward einen Gecken schimpfen? Er ist zehn Mal mehr wert als Sie – nein, hundert Mal! Er behandelt mich mit Respekt und Rücksicht wie kein anderer Mann. Wissen Sie, wo er jetzt gerade ist? Er ist losgegangen, mir eine Orangenlimonade zu holen, weil er meinen Durst vorausgeahnt hat!“
„Eine wirklich bewundernswürdige Fähigkeit bei einem Diener oder Lakaien“, meinte Anthony mit gleichgültigem Achselzucken, „aber doch nicht bei einem Liebhaber, und nicht bei einer so leidenschaftlichen Frau, die …“
„Wie können Sie es wagen!“, rief sie bebend vor Zorn und hob die Hand, um ihm eine Ohrfeige zu geben.
Doch Anthony war größer, stärker und zu sehr an solche weiblichen Ausbrüche gewöhnt. Es war ihm ein Leichtes, ihre Hand abzufangen, bevor sie ihn hatte schlagen können.
„Eine leidenschaftliche Frau, oh ja“, sagte er leise, während Diana versuchte, sich freizukämpfen. „Sie beweisen es mir ja selbst. Keine Dame, sondern vor allem eine Frau, was, cara?“
„Und Sie sind … kein Gentleman, sondern ein gemeiner, ordinärer Barbar mit schlechten Manieren!“ Sie spuckte ihm die Worte regelrecht ins Gesicht. „Lassen Sie mich sofort los!“
„Wenn Sie das wirklich wünschen“, sagte er nonchalant, „dann werde ich es tun.“ Es gefiel ihm, wie ihr Temperament diese aristokratische Hülle aus Anstand und gutem Benehmen sprengte. Seiner Erfahrung nach waren Temperament und Leidenschaft eng miteinander verwandt, und es brauchte nie viel, die beiden zusammenzubringen. „Wenn Sie möchten, dass ich Sie loslasse, damit Sie zu Warwick flüchten können, dann müssen Sie es mir bloß sagen.“
Sofort hörte sie auf, sich zu wehren. Seine Finger umschlossen immer noch ihre Handgelenke.
„Warum sollte ich nicht zu Lord Edward zurückgehen wollen?“, fragte sie misstrauisch. Sie stand dicht vor ihm und sah ihn an. „Er ist ein Gentleman, und Sie sind es nicht. Was für einen anderen Grund könnte ich haben, mich in seine Obhut zu flüchten?“
„Das wissen Sie besser als ich“, entgegnete Anthony. Es war klar zu erkennen, dass sie bereits an Warwick zweifelte. Er würde nicht lange brauchen, um sie auf seine Seite zu ziehen. „Das heißt, wenn Sie die Dame sind, die zu sein Sie behaupten, und er ein Gentleman ist.“
„Ich bin eine Dame“, sagte sie schnell, und Anthony stellte fest, dass sie Warwick dieses Mal nicht verteidigte. Armer Kerl! Die Tage, in denen er sich in ihrer Gunst sonnen konnte, durften gezählt sein.
„Ich sagte nie, Sie wären keine.“ Er näherte sein Gesicht dem ihren. Ihm gefiel ihr Duft nach Veilchen, mit einem würzigen Hauch. „Doch während Ihres Rom-Aufenthalts sollten Sie sich gestatten, eine Frau sein.“
„Das habe ich überhört.“ Herausfordernd hob sie das Kinn. „Und Sie sind immer noch ein Tier.“
„Ich habe nie gesagt, ich wäre keins.“ Immer noch hielt er ihre Handgelenke umfasst, doch sie wehrte sich nicht mehr, und ihre geballten Fäuste hatten sich geöffnet. Er spürte, wie ihr Puls raste, wie unter seinen Fingern ihr Herzschlag immer schneller ging. „Vielleicht fühle ich mich all den armen Tieren verwandt, die in diesen Mauern getötet wurden.“
„Die, welche die Gladiatoren töteten?“, fragte sie. „Die wilden Bestien aus den Dschungeln und Wäldern?“
„Genau die“, sagte er ruhig. Langsam ließ er ihre Handgelenke sinken. Sein Griff war jetzt so leicht, als wären sie Tanzpartner und nicht Gegner. „Aber der Gedanke gefällt mir, dass die wilden Bestien zum Ausgleich auch ein paar dieser blutdürstigen Gladiatoren getötet haben.“
Zum ersten Mal lächelte sie. „Sie klingen, als fühlten Sie mit diesen Löwen und Tigern mit.“
„Das tue ich auch.“ Er zog sie näher heran, und sie beugte sich ihm ein wenig mehr zu. Es gefiel ihm, dass ihr Körper runder und voller war, als er vermutet hatte, und es gefiel ihm auch, wie nah dieser Körper ihm jetzt war. Nahe genug, um ihn zu berühren. „Wie könnte ich nicht? Ihr Geist, ihre Wildheit, ihre Schönheit. Und am meisten von allem bewundere ich ihre Weigerung, sich zähmen zu lassen und sich zu unterwerfen.“
„Tatsächlich?“ Mit geneigtem Kopf warf sie ihm unter langen Wimpern hervor einen Blick zu. „Dann betrachten Sie selbst sich wohl auch als ungezähmt?“
„Oh, völlig.“ Wie zufällig ließ er die freie Hand auf ihrer Taille
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