Italienische Verführung
herum in einem einzigen Seufzer ihrem Gefühl freien Lauf ließ, sich willig solch seltenem Geschenk hingab und wie sie selbst von dieser Woge der Empfindungen fortgerissen wurde.
„Ich werde es nicht vergessen, Diana“, sagte Edward gerade. „Was Sie da eben für mich getan haben – nun, ich hätte nicht mehr von Ihnen verlangen können.“
Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte Diana sich nach der Liebe, die dieses Lied erfüllte, der Liebe, die diese Stimme zum Leben erweckte. Das war es, was sie wollte, wonach sie verlangte, und nicht Edwards leere Beteuerungen.
Doch im nächsten Moment legte er ihr die Hand aufs Knie und drückte durch Dianas schwere Röcke ihre Knie auseinander. Er wagte es, weil alle, gebannt von Dandolos Zauber, nur auf die Bühne schauten. Erschrocken sah Diana auf Edwards Hand hinunter, dann blickte sie ihm fragend ins Gesicht.
Doch noch während sie den Blick hob, merkte sie, dass Antonio sie wieder gefunden hatte.
Sie wusste es, als hätte er sie gerufen. Sie brauchte nur zur gegenüberliegenden Loge zu schauen. In sein übliches Schwarz gekleidet, saß er im tiefen Schatten, und außer den helleren Umrissen seines Hemdes war kaum etwas von ihm zu erkennen. Noch bevor sie ihn gesehen hatte, hatte sie seine Gegenwart gespürt. Ihr Herz fing an, schneller zu schlagen.
Wie lang er wohl schon dort sitzt?, fragte sie sich. Wie lange beobachtet er mich schon?
Jetzt sprach dieses unerträgliche Sehnen, das sie in Dandolos Stimme vernommen hatte, mit neuer Eindringlichkeit zu ihr, spiegelte ihre Gefühle wider, die sie mit aller Macht hatte leugnen wollen. Antonio wusste es. Er wusste alles. Er beugte sich ein wenig vor, gerade weit genug, damit sein Gesicht nicht mehr im Schatten lag und berührte mit den Fingerspitzen seine Lippen – ein Kuss für sie. Für sie allein .
Diana stand so jäh auf, dass ihr Stuhl ins Wanken geriet.
„Aber Mylady! Kein Grund fortzulaufen!“, rief Edward und griff nach ihrer Hand, während die Besucher um sie herum wütend zischten, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Ich … ich muss hinaus“, stammelte Diana und stieß ihn beiseite. „Es tut mir leid, aber ich muss.“
Miss Woods Flüstern klang sehr besorgt. „Sind Sie krank, Mylady? Geht es Ihnen nicht gut?“
„Nur für einen Moment“, drängte Diana. Sie hatte Angst, man würde sie aufhalten. „Die Loge ist so eng, und ich muss … muss ein wenig allein sein, das ist alles.“
Sie taumelte in den rückwärtigen Teil der Loge, raffte ihre Röcke, um nicht zu stolpern, und lief in den leeren Gang hinaus. Sie wusste, dass sie alles riskierte, doch sie konnte nicht anders. Sie musste Antonio finden und ihm sagen …
Doch Anthony fand sie als Erster.
Keine Sekunde hatte er daran gezweifelt, dass sie kommen würde, oder geglaubt, dass sie fähig wäre, sich von ihm fernzuhalten. Wie sollte sie auch, wenn er sich nicht von ihr fernhalten konnte? Er wartete auf sie vor dem mit einem Vorhang verschlossenen Eingang zu einer leeren Loge. Und als sie vorbeikam, streckte er den Arm aus, packte sie, zog sie hinter den Vorhang und in seine Arme.
Es gab keine brennenden Kerzen in der Loge, sondern nur das entfernte Licht der Bühne, um sich im Halbdunkel zurechtzufinden. Keiner würde sie sehen, noch konnten sie einander sehen. Beide schwiegen und ließen Dandolo für sie sprechen, dessen Stimme hinter ihnen das Theater füllte. Selbst eine englische Jungfrau musste von der überirdischen Kraft dieser Stimme betört werden und ihre Sinnlichkeit erkennen.
Willig kam Diana ihm entgegen, nein, mehr als das; er konnte ihre heiße Verzweiflung schmecken, kaum dass ihre Lippen sich trafen. Es war Verzweiflung und Verlangen. Er drängte sie gegen die Wand, ließ sie die Kraft seines Körpers spüren. Zu seinem Erstaunen presste sie sich ebenfalls an ihn, schmiegte sich an seine Brust, soweit es ihr steifes Fischbeinkorsett erlaubte. Er küsste sie leidenschaftlicher, rauer, wollte ihr zeigen, dass er Besitz von ihr ergriff, und sie antwortete darauf, indem sie ihn genauso leidenschaftlich umarmte.
Anthony wurde klar, dass er sie jetzt und hier, gegen die Wand gelehnt, besitzen könnte. Damit hätte er seine Wette gewonnen.
Ein letzter Funken Verstand ließ auch Diana zu dieser Erkenntnis kommen. Sie wandte das Gesicht ab und stemmte sich gegen seine Brust.
„Ich … ich muss gehen“, flüsterte sie atemlos. „Ich kam nur, um dir zu sagen, dass ich … dass wir … uns nie mehr sehen
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