Italienische Verführung
gelassen verbeugenden Dienern und Kammermädchen, die erstaunt die Augen aufrissen. Einmal rutschte Diana auf dem polierten Fußboden aus, und er fing sie auf. Er hielt sie so fest und sicher, dass er sie zweifellos den ganzen restlichen Weg auf den Armen getragen hätte, wenn sie gefallen wäre.
Am Ende des oberen Korridors stieß er die letzte Flügeltür auf und stürmte mit ihr hinein. Das Eckzimmer war natürlich ein Schlafgemach mit einem riesigen Himmelbett, das seitlich in einem Alkoven stand. Auf zwei Seiten des Raumes standen hohe, vom Boden bis zur Decke reichende Fenster weit offen und gaben die atemberaubende Aussicht auf das unten liegende Rom frei. Die orangeroten Dächer breiteten sich wie ein Spielzeugdorf rund um die Basilika St. Peter aus, während die Sonne immer tiefer sank. Es gab keine Vorhänge, nur geöffnete Fensterläden, welche die süße Brise eines späten Nachmittags hereinließen.
Aber all das nahm Diana erst später wahr. Was ihren Blick als Erstes auf sich zog, war das Mosaik auf dem Boden. Verschiedenfarbiger Marmor formte einen riesigen Stern, ähnlich der Kompassrose eines Seemanns. Anthony zog sie näher und stellte sie genau in dessen Mitte, die ein lapislazuliblauer Kreis markierte.
„Hier“, flüsterte er und stand, die Arme um sie gelegt, dicht hinter ihr. „Hier sind deine Bilder, die du in deinem kalten London niemals sehen wirst. Prosperi-Bilder, carissima, die nur ich dir zeigen kann.“
Sie blickte auf. „Ist das dein … dein Schlafzimmer, Anthony?“, fragte sie und wunderte sich, wie er, umgeben von solchen Bildern, überhaupt Schlaf finden konnte.
Ohne den Blick von den Gemälden zu wenden, lächelte er. „Nein, nein. Dieser Raum ist für Gäste bestimmt. Er war es immer. Für ganz besondere Gäste. Wie dich.“
Ganz sicher hatte Diana auf ihrer Tour keine solchen Gemälde gesehen wie diese. Und wenn sie sie gesehen hätte, hätte Miss Wood gewiss auf dem Absatz kehrtgemacht, um mit ihr das heidnische Rom zu verlassen und so schnell wie möglich nach Aston Hall zurückzukehren.
Bei der Malerei handelte es sich um ein Wandgemälde oberhalb einer Marmorverkleidung. Es waren Fresken, die man auf die frisch verputzten Wände gemalt hatte, als diese noch nass gewesen waren. Die Bildkompositionen waren erlesen, die Figuren fast lebensgroß. Die Szenen auf den beiden Innenwänden gingen nahtlos in die gewölbte Decke über. Dort sah man geflügelte Kinderengel – putti – frohlocken und an einem blauen Himmel hinter dicken, gemalten Wolken hervorlugen.
„Es ist eine Allegorie der Liebe, cara“, erklärte ihr Anthony, und sein warmer Atem streifte ihr Ohr. „Venus gibt allen Liebenden ihren Segen.“
„Du sprichst von fleischlicher Liebe“, flüsterte Diana. Mehr brachte sie nicht heraus, während sie auf die verschwenderisch bemalten Wände blickte.
„Leidenschaftliche Liebe, mia amorata“, sagte er und umfasste zart ihre Brust. „Liebe, die eine Ewigkeit lang währt. Die Liebe der Prosperi.“
In der Mitte der Wand sah man die römische Liebesgöttin Venus, mit nichts als ihren Juwelen bekleidet, auf schaumgekrönten Wellen dem Meer entsteigen. Auf dem mit Blumen bestreuten Strand um sie herum waren etliche Schiffbrüchige paarweise vereint und genauso nackt wie die Göttin, die sie anbeteten. Und sie beteten sie auch an, in Liebesstellungen, die Diana sich in ihren wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können. Ihre Körper waren ineinander verschlungen und die Gesichter in Ekstase verzerrt. Die Frauen waren so schön wie Venus, mit vollen Brüsten und Hüften, um ihre feurigen Partner zu erfreuen, die ihrerseits muskulös wie römische Götter waren und genauso großartig ausgestattet. Nichts wurde verborgen. Alles wurde den Blicken freigegeben, um die Bewunderung und die Lust desjenigen zu erregen, dem dieses Schlafgemach überlassen worden war.
„Ich wusste, dass dir diese Bilder gefallen würden, cara“, sagte er, während er die Hand in ihren Ausschnitt schob. Er umfasste ihre weichen Brüste und spielte mit einer Knospe, bis sie zu einer harten kleinen Spitze wurde und Diana zu keuchen anfing.
„Ich … ich habe noch nie zuvor etwas Ähnliches gesehen“, stammelte sie. Besonders eines der Paare zog immer wieder ihren Blick an: eine Frau mit langem blondem Haar wie ihr eigenes, die schönen Beine weit gespreizt, ritt einen dunkelhaarigen Mann, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Anthony hatte. Die Finger des Mannes gruben sich
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