Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
Vom Netzwerk:
auch, der dich dann wieder an die Kette gelegt hat. Er hat dich betrogen.«
    »Verräter!«, kreischte der Drache. »Ich werde ihm das Fleisch in Fetzen von den Knochen reißen!«
    In Lilys Kopf drehte sich alles. »Aber der Drache hat Jakes Eltern getötet. Seinen eigenen Sohn.«
    »Oh, der Sohn war ja gerade das Problem«, zwitscherte die Fee fröhlich. »Es war nicht geplant, dass er Jakes Mutter verzeiht. Sie hatte ihn verlassen, musst du wissen. Für irgendeinen Kerl mit Fell. Es war nicht vorgesehen, dass er sich mit ihr trifft an diesem Tag am Tor. Als Joseph erfuhr, dass sein Sohn dort war … na ja, da ist er sofort hin, um ihn zu retten, und von diesem Augenblick an begann der ganze schöne Plan schiefzulaufen. Die Ritter folgten ihm und platzten mitten rein in die Versöhnungsfeierlichkeiten. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um dich und deine närrische Mutter zu retten, aber für die anderen Menschen war es schon zu spät. Nach diesem Fehlschlag legte Joseph den Drachen wieder an die Kette und schwor, niemals mehr solche ›extremen Maßnahmen‹ zu ergreifen. Bis jetzt, versteht sich.«
    »Ich werde ihn zermalmen«, heulte der Drache. »Ich werde ihn mit Glut versengen!«
    Die Fee setzte ein heiteres Lächeln auf und legte die Arme um Lilys Schultern. »Oh, mein süßes Schnuckelchen, ich bin ja so froh, dass der Plan nicht funktioniert hat. Denn hätte alles geklappt, dann wären wir heute nicht hier. Ich hätte diese Chance nie bekommen.« Dann zog sie Lily mit sich die Treppe hinunter und über den Platz, während hinter ihnen der Drache seine Wut am Kirchenportal austobte. »Deine Welt war für mich ein Ort zahlloser Annehmlichkeiten. Aber ich vermisse meine Familie. Ich vermisse meine Freunde.« Als sie durch den Innenhof von East Pyne kamen, winkte die Fee hinüber zu der Stelle, wo die Efeuranken den Kobold festgehalten hatten. »Ich vermisse sogar den kleinen Kobold, den dein netter Tigerboy so lieb zurückgeschickt hat. Obwohl er wirklich eine Plage war. Für mich hatte er was von einem Schoßhündchen. So schön folgsam.«
    Lily, die immer noch versuchte, sich einen Reim auf das alles zu machen, nickte abwesend. Sie ließen East Pyne hinter sich, umrundeten Nassau Hall und gingen über die Wiese vor dem Tor.
    Die Fee drückte Lilys Hand. »Ich danke dir. Von heute an wird uns niemand mehr jagen.«
    Lily konnte es kaum erwarten, ihre Begleiterin loszuwerden. »Bereit?«, fragte sie.
    »Momentchen noch, mein süßer kleiner Napfkuchen.« Sie warf Lily ein Grinsen zu und hielt einen Finger in die Höhe.
    Zwei Kobolde kamen über die Wiese geflitzt und kletterten die steinernen Säulen hinauf. »Was machen die denn da?«, schrie Lily entsetzt. Die Fee hielt Lily fest an der Hand gepackt und sah mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu, wie die beiden Geschöpfe auf die Adler losgingen. In Sekundenschnelle hatten sie ihre schlanken grünen Körper um die steinernen Vögel geschlungen und pressten die Flügel eng aneinander, so dass sie nicht wegfliegen konnten. »Sag ihnen, sie sollen damit aufhören!«
    »Nach dem ganzen Aufwand, den ich getrieben habe, um sie anzuheuern?« Die Fee klang amüsiert. »Nein, keine Chance. Und außerdem: Wir wollen doch nicht, dass unsere nervigen fliegenden Freunde in Vineyard Club Bescheid sagen, oder?« Die Kobolde hielten den Adlern die Schnäbel zu, um sie am Schreien zu hindern, und warfen ihnen Tücher über die Köpfe, damit sie nichts sehen konnten.
    Draußen auf der Straße blieben Fußgänger stehen und glotzten verblüfft herüber.
    »Aber warum … «, begann Lily.
    »So, jetzt bin ich bereit«, verkündete die Fee und drückte Lily mit aller Kraft gegen das schmiedeeiserne Tor. Einige der Zuschauer schrien. Ein paar holten ihr Mobiltelefon hervor.
    »Autsch«, sagte Lily. »Hör auf! Lass mich los!«
    Aus den Falten ihres Umhangs holte die Fee ein Seil hervor und band Lily an dem schmiedeeisernen Gitter fest. Dann legte sie ihr einen Finger auf die Lippen. »Schhh.«
    Einige der Zuschauer riefen herüber: »He, was machst du da? Lass sie gehen!«
    Die Fee warf ihrem Publikum ein huldvolles Lächeln zu und schob ihre Gefangene halb über die Schwelle des Tores. Ein Teil von Lilys Körper verschwand.
    Wie ein einziger großer Organismus schnappten die Zuschauer nach Luft und wichen zurück. Ein paar rannten in die entgegengesetzte Richtung. Einer klatschte Beifall, als wäre es eine Zirkusvorstellung. Die Fee zwinkerte der Menge zu, gab Lily

Weitere Kostenlose Bücher