Ja heißt für immer
schlechten Tagen überlege ich, wie viele Leben durch Neid und Streit zwischen den beiden Familien wohl schon zerstört wurden.“
Katie dachte an ihre Probleme mit ihrem Vater. „Ich kann Ihnen nur zustimmen.“
In der Küche, wie überall auf der Farm, zeigte sich der neue wirtschaftliche Erfolg der Darbys. Spiegelblanke Töpfe und Pfannen glitzerten in der Sonne, dunkelblaue Arbeitsplatten aus Granit schmückten die Tresen. Die Wände waren frisch gestrichen, und blauweiße Gardinen zierten die Fenster.
Nach dem Anruf machte sich Katie gleich an die Arbeit. Als sie bis zu den Ellenbogen im nassen Salat steckte, hörte sie feste Schritte auf dem Holzfußboden. Hattie und Shane konnten es nicht sein. Blieb also nur einer …
Schon bei dem Gedanken richteten sich ihre kurzen Nackenhaare auf. Ihr war ganz flau im Magen, und daneben fühlte sie noch ein gewisses Flattern im Bauch.
„Ich wusste gar nicht, dass das Vorbereiten der Speisen auch zu den Pflichten einer Krankengymnastin gehört“, begrüßte Jack sie.
Katie trocknete ihre Hände ab und drehte sich zu ihm um. Was sie sah, ließ ihr Herz schneller schlagen. Auf den Anblick seines glänzenden, noch feuchten Haars und das frisch rasierte, glatte Gesicht war sie nicht vorbereitet. Auf einmal fühlte sie sich hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, sich ihm in die Arme zu werfen, und dem Wunsch, einfach wegzulaufen wie ein furchtsames Kind.
„Deine Mutter hat uns zum Dinner eingeladen.“
Langsam legte sie das Handtuch auf den Tresen. „Hoffentlich ist das in Ordnung.“
Jack sah sie lange an. Seine dunklen Augen blieben unergründlich. Gegen ihren Willen hoffte sie, etwas in ihnen zu erkennen. Vielleicht könnte sie einen Hinweis darauf entdecken, dass er sich an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnerte – ohne sie zu verachten oder zurückzuweisen.
„Selbstverständlich ist das in Ordnung.“
Er nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. „Aber lass dich bloß nicht von meiner Schwester erwischen.“
Trotz des flauen Gefühls im Magen musste Katie lächeln. „Oh, das würde mir nichts ausmachen. Hauptsache, mir bleibt ihr Essen nicht im Hals stecken.“
Eigentlich sollte sie jetzt die Küche verlassen. Dennoch suchte sie angestrengt nach einem Thema, mit dem sie ihn noch einen Moment zurückhalten konnte. „Sorgt sie immer für die Mahlzeiten, oder macht sie das erst, seit Hattie wieder zu Hause ist?“
„Erst seit Moms Rückkehr.“
Jack nahm einen Schluck von seinem Bier. „Meine Mutter ist stur. Sie lässt es nicht zu, dass ich eine Haushaltshilfe einstelle. Während der Woche kommen ein paar Ladys zum Putzen, aber seit Mom ans Bett gefesselt ist, übernimmt Nora das Kochen. Sie kommt jeden Tag.“
„Ich bin ihr noch gar nicht begegnet.“
„Überrascht dich das?“
Katie schüttelte den Kopf. In Nora und Aaron lebte der alte Streit weiter. „Erstaunlich, dass sich die beiden Familien bisher noch nicht umgebracht haben.“
„So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht. Jahrelang haben die Darbys und die Fitzgeralds auch friedlich nebeneinander gelebt. Einige von uns gingen ja sogar noch ein Stück weiter …“
Der leise Ton seiner Stimme verriet Katie, was er dachte. Etwas wie ein heißes Brennen durchflutete sie.
Doch bevor sie antworten konnte, fuhr er fort: „Wenn du meine Hilfe nicht brauchst, möchte ich jetzt Mom begrüßen.“
„Kein Problem. In einer Dreiviertelstunde ist das Essen fertig.“
Katie war froh, als er ging, denn in diesen wenigen Minuten waren ihre Knie weich geworden. Das erschreckte sie. Sie müsste sich wohl selbst tüchtig die Leviten lesen, sobald sie allein war.
Aber ganz im Gegensatz zu ihr hatte Jack es offensichtlich geschafft, die Vergangenheit mühelos hinter sich zu lassen …
Eine Stunde später saßen alle vier um den ovalen Tisch aus Eichenholz.
Von dem Moment an, als Shane in die Küche gerannt kam, um die Hände zu waschen und beim Tischdecken zu helfen, hörte er keine Sekunde auf zu plappern: Wie er mit Misty Ball und Fangen gespielt hatte, wie der Hund ihn mehrmals umgeworfen und dabei so vorsichtig wie möglich zugeschnappt hatte.
Hattie, mit Gehhilfe und am Arm von Jack, konnte Shanes Geschnatter auch nicht stoppen. Ja, eigentlich schwatzte er pausenlos munter drauflos.
Was für ein Unterschied zu dem stillen Kind am Tisch ihres Vaters, staunte Katie.
„Wie war’s in der Schule?“, fragte Hattie. „Magst du deine Lehrerin?“
„Ja. Sie ist wirklich nett.
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