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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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auf die Nerven — aber ist Cecily auch eine Stiefnichte von Ihnen?«
    »Aber nein, Cecily ist mir wie eine Tochter. Sie ist meine Stieftochter, aber das hat sie nie so empfunden. Sie war erst acht, als ich heiratete. Sie war Herveys einziges Kind, gleicht ihm aber überhaupt nicht. Ich habe mich schon oft gefragt...«
    Hier hätte Margaret aufhören sollen, aber leichtsinnigerweise redete sie weiter: »Ich hab mich gefragt, wie seine erste Frau wohl war. Sie muß sehr nett gewesen sein. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum...« An dieser Stelle hielt sie nun doch inne, errötete und merkte, wie dumm sie daherplapperte. Vielleicht lag es daran, daß dieser junge Mann sich tatsächlich für ihre Worte zu interessieren schien — und sie war es nicht gewohnt, daß ihr jemand interessiert zuhörte.
    Als sie das Haus erreichten, sagte er: »Ich will mir mal den Zaun anschauen, damit der Kleine nicht noch einmal davonlaufen kann.«
    Er fand auch das Loch im Zaun — eine kleine Lücke in der Ecke, durch die sich John wie ein wildentschlossener kleiner Indianer hindurchgearbeitet hatte.
    »Wenn Sie mir Hammer und Nägel geben, bringe ich das gleich in Ordnung.«
    Zu ihrer Überraschung arbeitete er schnell und geschickt. Nach praktischer Veranlagung sah er eigentlich nicht aus, klug schon — aber mehr nach einem hilflosen Bücherwurm. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, daß sie sich in diesem Punkt irrte.
    Als er fertig war, sagte er: »Ich muß jetzt gehen. Mrs. Sharpe hat es nicht gern, wenn man zum Essen zu spät kommt, besonders nicht am Wochenende.«
    Sie schlug vor, die gestrenge Mrs. Sharpe anzurufen und lud ihn ein, dann bei ihr zum Essen zu bleiben. »Ich fürchte zwar, es ist ein bißchen improvisiert, aber wenn Sie mögen...«
    »Sehr gern. Diese Mahlzeiten im Kreis der Familie wird man bald leid, besonders wenn man die ganze Woche über die Kinder unterrichten muß.«
    Der arme Junge ist einsam, dachte Margaret. Sie konnte sich vorstellen, wie das war. Seit Herveys Tod war sie ja auch oft genug einsam gewesen.
    Aber da muckte der kleine Teufel wieder auf: Tu nicht so, als ob es an Hervey läge, du warst auch einsam, als er noch lebte. Seit dem Tod deiner Mutter warst du immer einsam.
    Gegen diesen Gedanken wehrte sie sich ganz entschieden. Wenn man einen ordentlichen Ehemann hat — und Hervey war ein erbarmungslos ordentlicher Ehemann — dazu noch zwei Nichten und eine liebevolle Stieftochter, dann kann man nicht einsam sein. Wenn sie es trotzdem war, dann lag es an ihr — dann hatte sie sich eben nicht richtig eingefügt.
    Nachdem sie die Kinder gefüttert und zum Mittagsschlaf hingelegt hatte, setzten sie sich zum Essen und plauderten miteinander. David war zweiundzwanzig; es war seine erste Lehrerstelle, und er mochte seinen Beruf nicht besonders.
    »Ich würde das hassen. Ich könnte niemandem das Rechnen beibringen.«
    »Ich mag Zahlen. Sie sind so unpersönlich, man weiß immer, woran man mit ihnen ist.«
    »Sie vielleicht, aber was Zahlen angeht, so war ich immer ein hoffnungsloser Fall. Als mein Mann noch lebte, konnte ich nicht einmal das Haushaltsbuch richtig führen. Die Addition stimmte einfach nie. Jetzt schreibe ich überhaupt nichts mehr auf und es läuft auf dasselbe hinaus. Für Hervey war das immer sehr ärgerlich, weil er ein so ordentlicher Mensch war. Er sagte dann immer...« An dieser Stelle nahm sie sich zusammen und stellte erschrocken fest, daß sie um ein Haar aus diesen unerfreulichen Szenen mit den Haushaltsbüchern eine amüsante Geschichte gemacht hätte.
    Ihr fiel ein, daß junge Leute immer am liebsten über sich selbst reden, deshalb sagte sie rasch: »Erzählen Sie mir doch etwas über sich. Haben Sie noch Geschwister? Und wo leben Ihre Eltern?«
    Er redete nicht gleich drauflos wie Cecilys junge Freunde das beim geringsten Anstoß zu tun pflegten, sondern fragte langsam und betont: »Wollen Sie das wirklich hören? Oder war das nur eine höfliche Frage? Es ist eine ziemlich langweilige Geschichte und ich möchte Ihnen nicht auf die Nerven fallen.«
    Das war überraschend. Nach ihrer bisherigen Erfahrung mit jungen Leuten kamen die nie auf den Gedanken, daß sie jemanden langweilen könnten, langweilig waren immer nur die anderen — Leute so um die dreißig, wie Margaret zum Beispiel.
    »Natürlich möchte ich das hören, sonst hätte ich nicht danach gefragt«, sagte Margaret.
    Das stimmte zwar nicht ganz, denn sie ermunterte junge Leute immer, über sich

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