Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
im Gras, verlor das Gleichgewicht und stürzte dem jungen Mann mit einem leisen Aufschrei in die Arme. Glücklicherweise wog sie nicht viel, aber da der Aufprall für ihn völlig unerwartet kam, stolperte er zurück, John immer noch im Arm. Eine ganze Weile taumelte er auf der Kante der Böschung hin und her und stürzte dann hinunter. Margaret fiel über ihn, und John krabbelte auf den beiden herum, böse winselnd wie ein Hundebaby.
    Sie sprang auf, er erhob sich langsamer. Sie sagte: »Ach, du liebe Zeit. Es tut mir leid, aber wir haben noch Glück gehabt, daß wir nicht alle im Wasser gelandet sind.« Ihre Stimme zitterte — vor Schreck, wie der Fremde dachte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß dieses schüchterne junge Mädchen gegen einen aufsteigenden Lachkrampf ankämpfte.
    Der junge Mann stand nun auch auf den Beinen und machte kein sehr schlaues Gesicht. John brüllte aus Leibeskräften: »Fisch, will Fisch!«, und oberhalb der Uferböschung saß Felicity im Gras, kam sich verlassen vor und schrie, daß es eine wahre Wonne war.
    Das war zuviel für Margaret. Sie brach in lautes Gelächter aus, über das Hervey sicher sehr verstimmt gewesen wäre. Er hatte ihr mehr als einmal gesagt: »Nur Kinder und Narren lassen sich zu hysterischem Gelächter hinreißend Damit war es ihm gelungen, ihr jeden spontanen Ausbruch von Fröhlichkeit abzugewöhnen. Jetzt, wo sie nicht mehr unter seinem Einfluß stand, kehrten ihre Schulmädchengewohnheiten wieder.
    Der junge Mann sah sie an und fragte dann kühl: »Ist das Ihr Junge?« Dabei bemühte er sich, das Wasser aus seiner Hose zu drücken.
    »Ja, natürlich — ich meine, nein — das heißt, nicht ganz«, erwiderte Margaret etwas unzusammenhängend. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er hinausgekommen ist. Sein Vater sagte doch, der Zaun sei in Ordnung, und daß er so weit gelaufen ist! Aber wie kann man nur im Wasser planschen wollen, wo es doch so kalt ist?«
    »Wahrscheinlich hat er einen Fisch gesehen, eins von diesen kleinen Dingern, und wollte ihn fangen. Als ich kam, saß er auf einem großen Stein mitten im Wasser und sang.«
    »Er sang? Ach, du liebe Zeit, wie die Loreley; nur hat die natürlich nicht den Fischen vorgesungen, und außerdem ist John furchtbar unmusikalisch.«
    Diese unzusammenhängenden Bemerkungen hätten Hervey zur Weißglut gebracht und seine Nichten in Verzweiflung getrieben, aber den jungen Mann schienen sie zu amüsieren, denn er lachte plötzlich auf. Wenn er lacht, sieht er ganz anders aus, dachte Margaret. Zuvor war ihr sein Gesicht kalt und streng vorgekommen, aber das ist schließlich nicht verwunderlich, wenn man gerade ein Kind aus dem Wasser gezogen hat und von der Großtante wieder über die Böschung geworfen wird.
    »Was für ein Glück, daß sie ihn hörten«, sagte Margaret. »Es ist wirklich sehr nett von Ihnen, daß Sie ihn herausgeholt haben.«
    »Nun, es war kein Mensch zu sehen, da konnte ich ihn doch nicht gut auf dem Stein sitzenlassen, nicht?« fragte er sehr vernünftig. Da mußten sie beide lachen.
    Sie betrachteten einander jetzt mit viel freundlicheren Augen - wie zwei Fremde, die gemeinsam über einen guten Witz gelacht haben. Margaret dachte: Er ist wirklich sehr nett, und ich sollte ihm dankbar sein. Wer mag er nur sein, daß er mitten am Vormittag so in der Gegend herumläuft? Er sieht nicht wie ein Farmer aus.
    Er war blaß und ziemlich hager, ganz und gar kein athletischer Typ. Mit der Hornbrille und dem schüchternen Benehmen gefiel er ihr recht gut. Mit Schüchternheit kannte sie sich aus — nur daran lag es, daß er zuerst einen so grimmigen Eindruck gemacht hatte.
    Sie war in den Augen des jungen Mannes ein Mädchen — kaum viel älter als er — ziemlich hübsch, ganz besonders, wenn sie lächelte. Mit ihrem dunklen, lose hängenden Haar und den blauen Augen wirkte sie sehr jung. Das sollte die Mutter von zwei Kindern sein? Oder war sie es gar nicht? Was meinte sie mit diesem >nicht ganz    Offensichtlich wurde sie mit den Kindern nicht fertig. Dieser widerspenstige kleine Junge hörte überhaupt nicht auf seine Mutter. Sie hatte das brüllende Baby auf den Arm genommen und Johns Hand gepackt. »Komm, John!«
    »Nein!« brüllte er, so laut er konnte und rührte sich nicht vom Fleck.
    Sie lächelte entschuldigend und sagte: »Das hat nichts zu bedeuten. Seine Mutter behauptet immer, er ist schon mit dem Wort >nein< zur Welt gekommen.«
    Seine Mutter? Dann waren das doch nicht ihre

Weitere Kostenlose Bücher