Ja, Liebling
Stiefmutter sofort, genau wie das berechnet war. »Ich gebe dir natürlich so viel Geld mit, daß du anständig reisen kannst, denn du hast dir vernünftige Ferien redlich verdient.«
Nichts auf der Welt hätte sie dazu veranlaßt, sich einmal zu erkundigen, was aus der sehr beträchtlichen Summe geworden war, die Cecily von ihrem Vater geerbt hatte. Das Mädchen nahm sie in die Arme. »Wird es dir auch ganz bestimmt nicht fehlen?«
»Aber nein«, sagte Margaret fröhlich und wünschte sich insgeheim, daß sie für Haus und Garten nicht so viel ausgegeben hätte. Sie war froh, daß sie mit der Renovierung ihres eigenen Zimmers noch nicht angefangen hatte. Aber das Leben auf dem Lande kostete schließlich nicht viel und neue Kleider brauchte sie nicht. Hauptsache, der unerträgliche Jake war inzwischen auch verschwunden wie so viele von diesen >armen Irren<. Bis jetzt schien noch kein anderer junger Mann in seine Fußstapfen getreten zu sein, aber Margaret hatte inzwischen gelernt, keine Fragen zu stellen.
Drei Tage später fuhr sie Cecily zum Flugplatz und kehrte dann allein in das leere Haus zurück. Sie war verdreht und nicht in der Lage, sich etwas zum Essen zu machen. Selbst der Anblick des hübschen Eßzimmers und Cecilys wunderschönes Mädchenzimmer konnte sie nicht aufheitern. Zum ersten Mal gefiel ihr Herveys Schreibtisch nicht mehr. Sie wollte eigentlich die beiden Thornton-Jungen und Lance bitten, den Schreibtisch in eines der leeren Schlafzimmer nach oben zu schaffen. Er verdarb das ganze Eßzimmer, und außerdem hatte Margaret sich entschlossen, während der warmen Jahreszeit in einem der freien Zimmer oben zu schreiben. Bis zum Winter konnte sie sich bestimmt einen Tisch leisten, der ihr gefiel und der in dem sonst so schönen Zimmer nicht störte.
Das ist mein Zimmer in meinem eigenen Haus, und hier werde ich für immer bleiben, sagte sie sich und war überrascht, daß selbst dieser Gedanke sie zum erstenmal nicht aufzuheitern vermochte. Nun, im Augenblick mußte der schwere Schreibtisch noch bleiben, wo er stand. Für die nächsten Monate, bis ihr Bankkonto wieder freundlicher aussah, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu sparen.
Sie schleppte sich nach oben und schaute sich unzufrieden in dem Zimmer um, in dem sie ihre Kindheit verlebt hatte. Es wirkte trist und langweilig. Am liebsten hätte sie sofort mit dem Renovieren begonnen. Dann sagte sie sich, daß es einfach Cecilys Abreise war, die sie bedrückte. Sie durfte sich nicht so sehr an dieses Mädchen hängen. Das ist nicht nur absurd, sondern auch egoistisch, dachte sie und nahm zwei Aspirin.
Davon verschwanden ihre Kopfschmerzen aber auch nicht; folglich beschloß sie, früh schlafen zu gehen und war froh, daß weder Lance noch David sich für den Abend angesagt hatten. Sie hatte auch keinen Appetit, hoffte aber, sich am nächsten Morgen wieder wohler zu fühlen.
Doch am nächsten Morgen wurde ihr klar, daß es nicht nur eine Laune war, die sie niederdrückte. Im Dorf grassierte die Grippe, und mehrere Mitglieder der Familie Thornton lagen bereits zu Bett. Offensichtlich hatte sie sich angesteckt. Ein Glück nur, daß sie niemandem Rechenschaft schuldig war und im Bett bleiben konnte, ohne einen Menschen zu stören. Sie holte das Thermometer aus dem Schrank und sah, daß sie Fieber hatte. Jetzt kam es nur noch darauf an, die Infektion an niemanden weiterzugeben. Sie mußte David und Annette fernhalten. Lance war ohnehin schon krank. Es war unwahrscheinlich, daß eine der beiden Nichten sie besuchen kam, denn sie hatten ihr erst in der vorigen Woche einen Besuch abgestattet. So schloß sie alle Türen ab und legte sich ins Bett.
Am Freitagabend kam David. Sie erwachte aus ihrem fiebrigen Schlaf und hörte Steinchen an ihr Fenster schlagen. Als sie aufstand, sah sie ihn mit besorgtem Gesicht unten auf dem Rasen stehen.
»Tut mir leid, aber ich hab’ drei Zeitungen und eine Menge Briefe im Postkasten gesehen«, rief er herauf. »Da habe ich mir gedacht, Sie sind vielleicht krank. Hat es Sie auch erwischt?«
»Ja, aber ich liege schon seit zwei Tagen und bin über das Schlimmste hinweg.«
»Kümmert sich denn jemand um Sie?«
»Nein, ich brauche aber auch niemanden.«
»Ist da irgendwo ein Fenster offen? Alle Türen habe ich schon probiert.«
»Ja, in der Speisekammer, aber das ist sehr schmal.«
»Ich auch«, antwortete er fröhlich und tauchte wenige Minuten später mit einem Tablett und zwei Tassen in ihrem Zimmer auf.
»Mich
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