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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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daß ihr Heft mit der Buchführung in einer anderen Schublade lag. Sie sagte es ihm und fügte rasch hinzu: »Das ist nur das Tagebuch, von dem ich dir schon erzählt habe. Nichts Wichtiges.«
    Er holte das richtige Heft, enthielt sich jeder Bemerkung über ihre Buchführung und hatte die Rückfrage des Steuerberaters in kurzer Zeit erledigt. Als sie den Brief unterschrieb, sagte sie: »Ich bin dir wirklich sehr dankbar. Was für ein Segen, daß John damals ins Wasser gefallen ist.«
    »Für mich auch.« Er zögerte und fuhr dann fort: »Tut mir leid, daß ich vorhin in den anderen Heften ein paar Zeilen gelesen habe. Aber du hast eine so saubere Handschrift. Ich möchte gern mehr davon lesen.«
    Sie machte ein so abweisendes Gesicht, daß er hinzufügte: »Glaub’ bitte nicht, daß ich aufdringlich sein will.«
    Sie hatte ihn gekränkt und konnte es nun unmöglich dabei belassen. Er war für sie wirklich wie ein richtiger Neffe, ohne >Stief< davor. So fügte sie rasch hinzu: »Natürlich weiß ich, daß du nicht stöbern wolltest. Macht auch nichts, es steht eben nur Unsinn drin.«
    »Dann kann ich also mal ’reinschauen?«
    Er sah sie so bittend an, daß sie ihre Geheimnistuerei selbst albern fand. Warum sollte er es nicht lesen? Es war ja nur David, und irgendwie zählte der nicht als Fremder. Er würde sie nicht verspotten, und sie wollte ihn auch nicht kränken. Er war schüchtern und ohne eine dicke Hornhaut, so ganz anders als die Männer, die Cecily mitbrachte. Auch nicht wie Lance — der hätte einfach lachend und trotz ihrer Proteste die Schreibhefte mitgenommen.
    Sie gab sich einen Ruck und sagte: »Wenn du willst, kannst du sie dir natürlich ansehen. Aber sprich mit niemandem darüber, auch nicht mit Annette. Weißt du, das ist nur ein dummes kleines Spiel, das ich zu meinem Zeitvertreib angefangen habe. Mein Leben war ziemlich langweilig, deshalb begann ich, mir das Leben anderer Leute vorzustellen. Alles einfache Leute, die ich in Cafés, auf der Straße oder sonstwo einmal traf.«
    »Und warum hast du >Hinter den Vorhängen< darüber geschrieben?«
    »Nun, die Vorhänge scheinen mir ein Symbol für das Privatleben dieser Menschen zu sein. Ich bin immer neugierig, was hinter Vorhängen vor sich geht. Es war nur ein Spiel, sozusagen als Ersatz für...«
    Als sie zögerte, ergänzte er verständnisvoll: »...für den Verlust deines Mannes?« Er bemerkte ihre Überraschung und den schuldbewußten Ausdruck in ihren Augen.
    »Für den Verlust? Ja, natürlich.« Aber eigentlich wollte sie sagen: >Dafür daß ich so gelangweilt und unausgefüllt war.< Sie hatte gar nicht an Herveys Tod gedacht.
    Er spürte, daß etwas in der Luft lag, was er nicht verstand. Noch einmal fragte er: »Dann darf ich also wirklich darin lesen? Natürlich verspreche ich dir, daß keiner etwas davon erfährt. Wenn du nicht willst, werde ich auch mit dir nicht darüber reden.«
    »Na gut, schau dir ein paar Seiten an, aber du wirst es langweilig finden.«
    »Das glaube ich nicht. Ich kann zwar selbst nicht schreiben, aber ich interessiere mich immer für das, was andere machen.«
    »Ach, schreiben ist das eigentlich gar nicht, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man sonst Schreiben versteht.« Über ihre unlogische Formulierung mußten sie beide lachen. Sie gab ihm die Hefte und fügte hinzu: »Da hast du sie. Du wirst großartig darüber einschlafen.«
    Er merkte nicht, welche Überwindung sie das kostete.
    Eine Stunde später hörte sie ein leises Klopfen an ihrer Tür. Eine Stimme fragte: »Schläfst du schon?«
    Natürlich schlief sie nicht. Sie lag wach und quälte sich mit dem Gedanken ab, daß sie hätte einen Weg finden müssen, ihr Geheimnis zu wahren, ohne ihn zu kränken. Was er wohl sagen würde, wenn er die Hefte mit ihrem dummen Geschreibsel zurückbrachte?
    Sein Gesicht drückte Begeisterung aus. »Ich finde das großartig. An manchen Stellen habe ich laut gelacht. Hast du es nicht gehört?«
    »Nein. David, du hast wirklich gelacht?«
    »Natürlich. Und an anderen Stellen sind mir fast die Tränen gekommen. Diese arme kleine Braut und der Junge, der sich so sehr ein Pony wünscht; aber meistens mußte ich lachen — und alle anderen werden’s auch.«
    »Alle anderen? Aber nein, das bekommt niemand zu sehen.«
    »Was für ein Jammer. Entschuldige, aber das ist wirklich Unsinn. Das müssen die Leute zu lesen bekommen. Du mußt das unbedingt veröffentlichen.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Ich verstehe nur nicht, daß

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