Ja, Liebling
es dir wirklich gefallen hat, David.«
Sie war so aufgeregt, daß sie schon fürchtete, wieder Fieber zu bekommen.
»Es ist aber alles so echt und wirklich. Ich würde Gott weiß was dafür geben, wenn ich so schreiben könnte. Ich meine nicht, daß es das Werk eines Genies ist — aber jede Zeile verrät Einsicht und Intuition und es liest sich einfach gut. Es weckt eine
Art von freundlichem Lachen, und bei allem Gefühl ist es nicht sentimental, sondern eher — tiefschürfend.«
Nun mußte Margaret doch lachen. Genau dieses Wort benutzte Cecily immer im Zusammenhang mit ihren modernen Autoren, und jetzt war sie damit gemeint. David betrachtete sie fast ehrerbietig. »Ich glaube, so bist du selbst tiefschürfend.«
Nun reichte es ihr. Sehr streng sagte sie: »Du legst mehr hinein, als darin ist. Du weißt, daß ich nicht sehr klug bin.«
Er lächelte. »Wie die kleine Braut zum Beispiel? Ich weiß jetzt auch, wo du das her hast. Und die Frau, die ihr Haus solange immer wieder anders dekorierte, bis ihr Ehemann in die Garage übersiedelte? War das nicht eine von deinen Nichten?«
»Natürlich nicht«, sagte sie schnell und wurde rot. »Alles frei erfunden.«
»Das glaube ich nicht. Ich bin ganz sicher, daß vieles davon sein Vorbild in den Menschen um dich herum hat. Zum Beispiel der nette Kerl, der die Bilder immer verkehrt ’rum aufhing. War das dein Mann?«
Margaret war so erstaunt, daß sie ohne nachzudenken sagte: »Hervey? Ach, du liebe Zeit, nein. Der verstand sehr viel von Bildern. So dumm hätte er sich nie benommen. Er kommt in meinen Geschichten gar nicht vor. Das wäre auch nicht fair — wo er doch tot ist.«
David dachte insgeheim, es käme ganz darauf an, wie man über ihn schreibt und wie man gefühlsmäßig dazu steht. Aber da nun gerade ein so vertrauter Ton zwischen ihnen aufgekommen war, wagte er zu sagen: »Du hast mir nie etwas über ihn erzählt, nur daß er sehr klug war. Hatte er auch deinen Sinn für Humor?«
»Meinen Sinn für Humor? Ich bin furchtbar dumm, wenn es um Witze geht. Die Karikaturen in der Zeitung habe ich nie verstanden, und Hervey mußte mir immer hinterher die Anekdoten erklären, die bei Gesellschaften erzählt wurden. Er selbst hatte viel Sinn für Humor. Er konnte Witze prächtig erzählen und brachte es fertig, sie sehr geschickt in seine Ansprachen einzubauen. Aber Witze über ihn mochte er nicht, da verstand er keinen Spaß.«
David war ein wenig verlegen. Er sah auf die Uhr und entschuldigte sich damit, daß Annettes Bus jeden Moment kommen müsse. »Ich glaube, ich habe dich zu sehr aufgeregt. Du mußt jetzt schlafen und morgen unterhalten wir uns weiter über das Buch.«
»Es gibt aber kein Buch. Es kommt nicht einmal Sex darin vor, also ist es kein richtiges Buch.« In den meisten Büchern, die Margaret in letzter Zeit gelesen hatte, schien es ihr, als ob die Heldin ihre Zeit hauptsächlich in diversen Betten verbracht hätte. In ihren Geschichten kamen Betten kaum vor — außer bei dem Künstlerehepaar, das seine bequemen Betten hinauswarf und kissenbelegte Sofas ins Zimmer stellte, die zu niedrig waren, um bequem zu sein und viel zu schmal für die dick gewordene Frau, aber — so dachte sie undeutlich — das waren eigentlich nicht Betten im richtigen Sinn; oder im unrichtigen Sinn...
Sie hörte Annettes Schritt auf der Veranda und konnte gerade noch sagen: »Vergiß nicht — auch nicht Annette!« Dann verschwand David mit den Heften.
Annette kam mit einem Glas heißer Milch und zwei Aspirintabletten herein. Margaret fiel auf, wie müde das Mädchen wirkte und gleichzeitig wurde ihr mit Erstaunen klar, daß sie dieses unaufdringliche, freundliche Kind wirklich sehr ins Herz geschlossen hatte. Annette setzte sich für eine Minute zu ihr und sagte: »Mir wäre es viel lieber gewesen, du hättest dein Zimmer zuerst renoviert und nicht Cecilys. Natürlich freue ich mich, aber ich komme mir sehr wie ein Eindringling vor, denn dein Zimmer ist längst nicht so nett.«
»Ach, es geht schon. Hier hat sich nicht viel verändert seit ich ein junges Mädchen war. Dieses Zimmer kommt als nächstes dran, und dann auch das Gästezimmer, das ist wirklich schrecklich.«
»Du hängst sehr an diesem Haus, nicht wahr? Und du richtest es so wunderschön ein.«
»Ach, Annette, ich möchte gern. Weißt du, es ist eben mein eigenes. Da plane ich und plane ich.«
»Das Wohnzimmer ist wirklich eine Schande.«
»Ich weiß. Ich hasse es, aber ich versuche, nicht
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