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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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daran zu denken. Wenn ich etwas mehr Geld habe, dann richte ich Vaters Arbeitszimmer als zweites Wohnzimmer ein und schließe diese grausige Bude einfach ab.«
    Das Mädchen lächelte. »Es war wirklich selbstlos, daß du das den Mädchen erlaubt hast. Setzt du dich eigentlich nie durch?«
    »Nicht oft; aber das ist eigentlich keine Selbstlosigkeit sondern Feigheit. Ich hasse nichts so sehr wie Streit.«
    »Ich auch; aber, wenn ich mir das Zimmer so ansehe...« Annette hielt inne. Fast hätte sie gesagt: >deinetwegen würde ich einen Streit mit diesen beiden Frauen auf mich nehmen.< Statt dessen stand sie plötzlich auf und sagte: »Nach dem Aspirin wirst du gut schlafen. Jetzt solltest du nicht mehr so viel reden. Ich freue mich immer schon den ganzen Tag darauf, daß ich abends hierher zurückkommen darf.«
    Margaret freute sich darüber, trotzdem dachte sie beim Einschlafen nicht an Annette, sondern an David und die vermaledeiten Schreibhefte. In der ersten Aufregung hatte er wirres Zeug geredet. Morgen sah er bestimmt alles wieder viel nüchterner.
    Aber da irrte sie sich. Er wirkte verschlafen, da er die halbe Nacht mit Lesen zugebracht hatte. Sobald Annette ins Büro gefahren war, sagte er zu Margaret, daß er nun völlig davon überzeugt sei, diese Geschichten seien reizend und müßten veröffentlicht werden. »Das wird ein Bestseller.«
    Sie lachte laut. »Fahr lieber zur Schule. Wenn du wiederkommst, geht’s dir sicher wieder besser.«
    Aber als er am Nachmittag zurückkam, sagte er nur: »Beeil dich und schreib die Geschichte fertig.«
    Was war nur mit David los? Diese Entschlossenheit und Überlegenheit kannte sie an ihm nicht. Margaret seufzte. Er ritt dauernd auf dem Buch herum. Was aber noch schlimmer war, er begann, genau wie Hervey und die anderen, sie herumzukommandieren. Sie beklagte sich bei ihm: »Ich kann’s einfach nicht. Wo gibt es da ein Ende? Das Leben hinter den Vorhängen wird immer weitergehen.«
    »Ich meine auch nicht eine Abrundung, ein Verknüpfen aller losen Enden — nichts so Kompliziertes. Aber einen Abschluß mußt du schon andeuten.«
    »Ich glaube, das kann ich nicht. Und wenn — warum eigentlich?«
    »Weil das Buch nicht lang genug ist. Es gehören noch etwa drei Kapitel dazu. Ich habe den Umfang ausgerechnet.«
    »Wie schlau von dir, David. Das hat man davon, wenn man ein guter Mathematiker ist.«
    Er merkte, daß sie sich über ihn lustig machte, aber es störte ihn nicht. Sie tat es immer auf eine liebevolle, freundliche Art — genau wie sie sich über die Nichten, über sich selbst und wahrscheinlich auch über Hervey stets lustig gemacht hatte. Er glaubte, nun etwas vom Charakter ihres verstorbenen Mannes zu begreifen. Sicher war Hervey ein guter Mensch gewesen, aber er hatte seine junge Frau zu sehr beherrscht, war zu ungeduldig und zu sehr darauf bedacht, sie in seinem Sinne zu erziehen. Sie hatte in ihrer geduldigen Art alles zur Kenntnis genommen, seine Überheblichkeit, seine Ansprachen und seine sorgfältig vorbereiteten Späße; aber sie nahm das in ihrem Buch nicht aufs Korn, sie kannte kein bitteres Gefühl. Nur wenn David von einer Veröffentlichung des Buches sprach, stieß er auf freundliche, aber bestimmte Hartnäckigkeit.
    »Das ist doch einfach lächerlich, es wird nie ein Buch daraus. Das ist ja nicht einmal mit der Maschine geschrieben.«
    Diese Schwierigkeit war leicht zu überwinden. Er kannte ein gutes Schreibbüro in der Stadt und versprach, das Manuskript tippen zu lassen. Ihr Name brauchte dabei gar nicht aufzutauchen. Er wollte ganz einfach sagen, das Manuskript sei ihm in die Hand geraten und als Agent des Autors auftreten. Dann konnte er es einem früheren Schulkameraden zeigen, der bei einem großen Verlag arbeitete. Wenn es dem gefiel, ergab sich wahrscheinlich die Möglichkeit, es gleichzeitig in England und Neuseeland erscheinen zu lassen.
    Margaret fühlte sich gedrängt und schlug die Hände vors Gesicht. »David, ich mag dieses Schieben nicht. Laß mir Zeit, darüber nachzudenken.«
    Aber genau das wollte er nicht. Für Margarets Geschmack benahm er sich zu sehr wie ein Manager, und sie stellte traurig fest, daß dabei dann immer die schlechtesten Eigenschaften eines Mannes zutage traten. Wie immer gab sie schließlich nach und erklärte sich bereit, das Buch zu beenden und es dann abschreiben zu lassen. Was schadete es schon? Das getippte Manuskript konnte genauso gut wie die Hefte in der Schublade schlummern. Kein Verleger würde

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