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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mein Leitstern, denn ich lasse mich nicht gern leiten, aber es war doch sehr wichtig für mich.« Er machte eine Pause, lächelte und fügte hinzu: »Zu wichtig.«
    Seine Worte kamen stoßweise, und er hatte einen neuen Ausdruck im Gesicht, den sie noch nicht bei ihm gesehen hatte. Wieder lächelte er leise und sagte: »Sie hätten einen Sohn haben sollen. Ich würde ihn zwar beneiden, aber fangen Sie nicht an, nach Neffen zu suchen.« Sein Lächeln war gleichzeitig ein wenig traurig und ironisch. »Für die Neffen ist das nicht leicht, oder können nur Söhne einen Ödipus-Komplex entwickeln?«
    Bevor sie ihn fragen konnte, was er damit meinte, gab er ihr einen flüchtigen Kuß auf die Wange und war mit einer winkenden Handbewegung verschwunden.
    Margaret stand da, schaute auf die geschlossene Tür und spürte ihr Herz heftig klopfen. Sie drückte eine Hand an die Stelle, wo sie eben den Kuß bekommen hatte. Das hätte er nicht tun sollen, und sie hätte es nicht zulassen dürfen. Aber wie verhindert man einen Kuß, wenn man nicht darauf gefaßt ist?
    Sie war traurig, ein hübsches, unbeschwertes Kapitel in ihrem Leben war damit abgeschlossen. Sie hatte nie zuvor einen Menschen gekannt, der gleichzeitig so fröhlich, so verantwortungslos und so amüsant war. Er hatte sie auf seine Art gern gemocht. Wie war das mit dem Ödipus-Komplex? Diese Worte fielen ihr wieder ein. Den Begriff hatte sie schon öfter gehört, wußte aber nicht recht, was er bedeutete. Sie schlug das Wort im Lexikon nach und war ein wenig verärgert. Lance redete eine Menge Unsinn, aber sie mußte mit Schrecken erkennen, daß ihr die Erinnerung an den Kuß gar nicht unangenehm war.
    Am nächsten Morgen sagte sie sich, daß Lance sicher nur einen Witz machen wollte. Sie war schließlich dreißig und immerhin schon eine Großtante, wenn auch eine Stiefgroßtante. Das alles war ziemlich albern, aber — an dieser Stelle lachte sie auf eine Weise, die Hervey bestimmt mißfallen hätte — aber gut für das Selbstbewußtsein.
    Sobald die Ferien vorüber waren, fielen Philippa ihre Partys wieder ein.
    »Ich langweile mich, Maggie. Desmond läuft dauernd mit einem finsteren Gesicht herum, und Nick ist bald nicht mehr auszuhalten. Das verstehst du doch, ja?«
    Margaret verstand es zwar nicht, aber sie hatte nicht den Nerv, es ihr offen zu sagen, zumal Philippa freundlich fortfuhr: »Seltsam, wie jung und hübsch du neuerdings aussiehst, Maggie. Du könntest meine jüngere Schwester sein, oder die von Elinor. Das Landleben bekommt dir gut.«
    Margaret dachte mit gelindem Schuldbewußtsein, daß es nicht nur an der Landluft lag, obwohl ihr das Leben hier wirklich gefiel. Es lag an David und Annette — Lance fügte sie absichtlich nicht ein — es lag an der Freude, die sie daran hatte, daß sie jemandem etwas bedeutete, daß sie gebraucht wurde und mit anderen lachen konnte. Vor allen Dingen aber waren es ihre >Vorhänge<, die sie so glücklich sein ließen.
    Die zweite Party verlief ganz ähnlich wie die erste. Nur hörte Margaret diesmal, als sie aus ihrem Zimmer trat, zufällig ein paar Brocken einer Unterhaltung von zwei jungen Frauen, die auf der untersten Treppenstufe saßen.
    »Sehr praktisch für Phil«, sagte die eine. »Ich wollte, ich hätte auch so eine praktische Tante.«
    »Zu praktisch. Desmond läßt sich ja eine Menge gefallen, aber was diesen Pat North betrifft, hängt ein Mordskrach in der Luft. Jeder weiß doch, was los ist.«
    Margaret war wütend. Wie konnte dieses Mädchen nur in einem solchen Ton von ihrer Gastgeberin reden? Natürlich waren das alles Lügen. Eifersucht, weil Philippa jung und hübsch war und Erfolg hatte. >Eine praktische Tante...< Wie das klang!
    Dann kam die kühle, objektive Selbstkritik, an die sie sich immer mehr gewöhnte. Bin ich das denn nicht? fragte sie sich, ging schlafen und träumte von Herveys letztem Wunsch, sich um die Mädchen zu kümmern.
    Wenige Tage später kam Cecily nach Hause und sprühte vor Begeisterung, weil sie sich nach den anstrengenden Prüfungen einen so wunderbaren und amüsanten Urlaub hatte erlauben können. Trotzdem war etwas Neues an ihr, etwas Geheimnisvolles, etwas Weiches. Sie lief auf Margaret zu, nahm sie fest in den Arm und rief zur Begrüßung: »Arme kleine Maggie! Diese schreckliche Grippe! Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht und wäre fast mit dem nächsten Flugzeug nach Hause gekommen. Wie gut, daß dein Freund zur Stelle war. Aber jetzt siehst du wieder prächtig

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