Ja, Liebling
nicht mehr aushalten; deshalb bin ich zu dir gekommen. Es macht dir doch nichts aus, nicht wahr?«
Natürlich machte es Margaret etwas aus, aber das konnte sie nicht sagen. »Warum, Philippa?« fragte sie.
»Warum ich ihn verlassen habe? Weil wir uns den ganzen Tag streiten und ärgern. Ich mußte zu dir kommen, sonst wäre ich verrückt geworden.«
Warum sollte sie Philippa ermutigen, auch noch in diesem Ton weiterzureden? Margaret sagte nur ruhig: »Es wäre deinem Onkel sicher auch recht gewesen, daß du zu mir kommst.« Im gleichen Augenblick wußte sie, daß das Unsinn war. Er wäre wütend geworden und hätte sie mit dem gleichen Taxi wieder zurückgeschickt; allerdings hätte er das Taxi bezahlt, denn gemein war er nicht.
Aber das brachte sie nicht fertig. War sie nicht eine >sehr praktische Tante
Sie fragte Philippa, warum sie Hund und Katze mitgebracht hätte. »Ich dachte, Billy gehört Desmond. Ich fürchte, keines der beiden Tiere wird sich hier so recht wohl fühlen.«
»Ich habe Billy an Desmond verschenkt, als er noch klein war, deshalb wollte ich ihn nicht dort lassen. Die Katze hängt sehr an Nick und wird ihn beruhigen. Mit dem Kind wird es ohne Hilda ohnehin sehr schwer. Hund und Katze können in der Küche schlafen. Monty bekommt ein Kistchen mit Erde, Billy ist absolut stubenrein.«
Margaret sagte nichts mehr, sie sah sich schon mitten in der Nacht in den Garten hinausgehen und die gefrorene Erde aufgraben.
Nicholas schlief tief und fest, da Philippa ihm vor dem Streit ein Aspirin gegeben hatte. Auch eine merkwürdige Idee, überlegte Margaret, dem Kind ein Aspirin einzugeben, um dann lauter streiten zu können. Aber sie sagte nur: »Komm, setzen wir uns an den Kamin. Was sollen wir Annette sagen?«
»Ach so, die Nichte. An die habe ich überhaupt nicht gedacht. Natürlich die Wahrheit. Sie ist doch nicht geschwätzig?«
»Aber was ist die Wahrheit? Das hast du mir auch noch nicht erzählt?«
»Daß ich Desmond verlassen habe. Meine Ehe ist zu Ende. Wir sprechen schon seit Monaten kaum miteinander, und jetzt... nun, er hat etwas über unsere harmlosen kleinen Partys erfahren, und damit war’s bei ihm völlig aus. Du hast wahrscheinlich geglaubt, er hätte davon gewußt, und ich habe ihn auch nie belogen. Ich habe nur gesagt, ich gehe zu einer Party und es dabei belassen.«
»Und jemand hat getratscht?«
»Es war so ein verdammter Lieferant. Er hatte die Rechnung an Desmond statt an mich geschickt. Natürlich wollte ich sie bezahlen.« In einer plötzlichen Eingebung fuhr sie fort: »Weißt du, ich habe ja die Rente, die Onkel uns ausgesetzt hat. Es könnte zwar mehr sein, aber für dreihundert Pfund im Jahr kannst du uns doch ernähren, nicht wahr?«
Margaret überlegte, daß nicht viel übrigbleiben würde, wenn sie Essen für Philippa, Nick, den Hund und die Katze gekauft und dem Mädchen genug Taschengeld für Kleider, Vergnügen und Taxis gegeben hatte. Aber sie sagte: »Natürlich geht das. Komm mit herunter, wir erzählen es Annette, und dann gehen wir schlafen.«
Philippa begrüßte Annette und sagte sehr ruhig zu ihr: »Ich werde jetzt hier wohnen, meine Ehe ist gescheitert. Versuchen Sie es nie, Annette. Es ist furchtbar.«
Das Mädchen wurde schrecklich verlegen, sagte aber nur: »Sie sind ganz durchgefroren, ich werde Kaffee aufgießen.«
Als sie gegangen war, meinte Philippa: »Nettes kleines Ding und recht hübsch. Hast du nicht gesagt, daß sie gut mit Kindern umgehen kann? Was für ein Segen. Nick wird Hilda schrecklich vermissen.«
Das stimmte auch. Der Junge wachte am nächsten Morgen schon früh auf und schrie nach Hilda. Margaret hatte wenig geschlafen. Sie ging hinüber und fand die Mutter in tiefem Schlaf mit einem leeren Röhrchen Schlaftabletten auf dem Betttisch. Sie nahm das Kind aus dem Bettchen, wusch es, zog es an und überließ es Annette, ihm das Frühstück zu geben. Inzwischen rief sie Desmond an.
Er meldete sich mit scharfer, gereizter Stimme, nicht wie ein Ehemann, der vor Sorge um Frau und Kind halb verrückt ist.
»Ach, du bist’s. Nun, wie geht’s ihnen?«
»Ach, du weißt, wo sie sind? Ich meine, Philippa, Nick, der Hund und die Katze.«
»Natürlich weiß ich das. Woher ich das weiß? Ich bin ihnen in meinem Wagen nachgefahren und habe die Landung beobachtet. Tut mir leid, aber ich kann nichts daran ändern.«
»Nichts? Aber Desmond, du bist doch ihr Mann.«
»Als ob ich das nicht wüßte. Im Augenblick bin ich aber alles restlos
Weitere Kostenlose Bücher