Ja, Liebling
in ihrem Kopf flüsterte ihr zu: Es wäre viel praktischer gewesen, wenn Cecily, statt zu reden, Nicholas’ Wäsche aufgehängt hätte. Diese Einflüsterungen vergaß Margaret jedoch sofort, als Cecily ihr bei einem raschen Abschiedskuß zuflüsterte: »Ich hab’ dir noch etwas zu erzählen, aber da warte ich lieber, bis du etwas mehr Zeit hast.«
Auch das noch! Ein Stiefenkel! Na ja, da es Cecilys Kind sein würde, mußte sie sich wohl darum kümmern, aber...
Ian bewies viel mehr praktisches Mitgefühl. Er kam noch am gleichen Abend heraus und sagte: »Das ist schrecklich für dich. Du siehst ganz erledigt aus. Sag mir, wie ich dir helfen kann.« Dann holte er Holz und Kohlen aus dem Schuppen und erklärte: »Ich komme Ende der Woche noch einmal vorbei. Hat Cecily sich heute morgen an deiner Schulter ausgeweint?«
»Das nicht, aber ich glaube...«
»Da glaubst du richtig. Sie wollte dir heute von dem Kind erzählen.«
»Herrlich, nicht wahr?«
»Ja und nein. Laß dir nichts anmerken, daß ich ihr zuvorgekommen bin. Natürlich ist es schön. Ich gehöre zu den altmodischen Männern, die Kinder haben wollen, aber es hätte ein bißchen später kommen können — ich meine wegen dieser Expedition. Ich werde nicht hier sein, wenn das Kind kommt.«
»Ach so, daran habe ich überhaupt nicht gedacht«, murmelte Margaret. Natürlich würde sie wieder einmal einspringen müssen.
Er las ihre Gedanken und sagte: »Jetzt hör mir mal gut zu, Margaret: Ein für allemal, du hast damit nichts zu schaffen. Ich werde vorher alles so einrichten, daß du keine Last davon hast.«
»Aber natürlich wird Cecily zu mir ziehen, und ich werde mich um sie kümmern.«
Er legte ihr den Arm um die Schulter. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Cecily ist eine junge, gesunde, völlig normale Frau, und es wird höchste Zeit, daß sie nicht mehr wegen jedem Dreck zu dir kommt. Jetzt mußt du auch einmal an dich selbst denken.«
Es war das erstemal, daß einer der Ehemänner in ihrer Familie so etwas zu ihr sagte.
David ging ihr jetzt öfter auf die Nerven. Als er zum erstenmal nach Philippas Einzug zu Besuch kam, stürzte ihm der Hund zur Begrüßung entgegen. Der Klang einer Männerstimme war bis an Billys unglückliches Hundeherz gedrungen.
Margaret erklärte: »Das ist Philippas Hund, oder vielmehr Desmonds.«
»Sind sie denn hier?« fragte er und wandte sich schon wieder zum Gehen.
»Philippa ist hier.« Sie erklärte ihm mit wenigen Worten, was geschehen war.
Er bewies nicht das geringste Mitgefühl, sondern sagte grob: »Jetzt gehst du völlig unter. Keine Zeit zum Schreiben, nicht einmal so viel, daß wir über das Buch reden können. Zuerst Annette und jetzt noch das.« Seine dramatische Handbewegung schloß auch Nicholas ein, der herausgelaufen kam und die Katze im Arm hielt.
Er wandte sich wirklich ab, aber da rief ihm Margaret nach: »David, ich kann doch nichts dafür.«
»Aber es macht dir Spaß, die Märtyrerin zu spielen. Es ist dir schon zur Gewohnheit geworden, immer nur zu sagen: >Ja, Liebling< und den ganzen Tag für andere Leute die Sklavin zu spielen.«
In diesem Augenblick kam Annette herein und sagte ruhig: »Und du bist ihr dabei auch keine große Hilfe, oder doch? Es hat doch keinen Zweck, mit Margaret zu schimpfen. Warum führst du sie nicht statt dessen einmal aus? Vielleicht in die Stadt ins Kino. Sie ist seit Monaten nicht mehr aus dem Haus gekommen, ich kümmere mich derweil gern um Nicholas.«
David musterte sie mit einem anerkennenden Blick und stellte so ziemlich zum erstenmal fest, daß sie ein hübsches, attraktives
Mädchen war. Er nahm sich zusammen und lud Margaret zum Mitfahren ein. Als sie zögerte, flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich muß dir etwas über das Buch erzählen.«
Als sie dann allein waren, sagte er: »Ich habe die Vorwerbung gesehen. Sie machen eine Menge Wind, und Jerry sagt, die Vorbestellungen liefen sehr gut an.«
Das war beinahe zuviel für Margaret. Sie war so müde, daß sie am liebsten geheult hätte.
Mrs. Thornton wußte natürlich, daß Philippa auf der Farm wohnte, und alles andere reimte sie sich zusammen. Sie stellte keine Fragen und schien sich auch für die seltsame Situation in Margarets Haus nicht zu interessieren, aber sie tauchte doch mit einem Dutzend Eier auf, da ihre Hennen in diesem Jahr sehr früh zu legen begonnen hatten. Sie freundete sich rasch mit Nicholas an und schlug ganz beiläufig vor, daß er sich einmal ihr kleines Kälbchen anschauen
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