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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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mir eine Schachtel mit Fotos in die Hände: Roni als junges Mädchen, mal mit kastanienbraunen Haaren, mal schwarz, mal rot oder blond, von polang bis raspelkurz. In jede dieser Ronis hätte ich mich verliebt. Manche Bilder zeigen sie auf der Tanzfläche, unter dem Tisch oder neben der Spur. Auf einigen Fotos sind auch Jungs drauf, die, zugegeben, ganz schön cool wirken. Ein paarmal frage ich: «Wer ist denn der?» Und ein paarmal zu oft antwortet Roni: «Ein Verflossener.»
    Und dann kommt dieses eine Foto: ein Bild, auf dem Roni einen anderen Mann küsst, einen Typen, der fast so aussieht wie ich. Nur besser.
    Schnell weiter. Doch anscheinend hat da jemand eine ganze Serie von den beiden geschossen. Die Bilder müssen draußen auf einer Sommerwiese entstanden sein. Roni hat noch schwarze Haare und trägt bloß einen Bikini. Der Typ ist bis auf die Badehose nackt, gebaut wie ein Unterwäsche-Model und grinst in die Linse. Roni schaut ihn mit ihrem Julia-Roberts-Lächeln an, in das ich mich damals verliebt habe. Die beiden sehen aus wie ein Kuschelrock-Coverpärchen.
    Plötzlich sticht es in meinem Herzen. Ich reiße mich zusammen: Das alles ist lange her, längst vorbei, ich bin der Mann, der gerade mit Roni zusammengezogen ist, und wir werden heiraten. Ich schaue sie an.
    Sie schaut das Bild an.
    Und seufzt.
    «Wer ist denn das?», will ich wissen.
    «Frag nicht.»
    «Wie alt warst du da?»
    «Gib das her», sagt Roni und nimmt mir das Foto weg.
    «Komm, sag schon!»
    «Das ist Chrissie … Christoph … Meine Güte, ist das lange her.»
    Ich erinnere mich dunkel. Roni hatte mal einen Christoph erwähnt. Er war ihre erste große Liebe – bis er mit einer Sekte nach Tibet ging oder so. Ich spüre etwas Bitteres in mir aufsteigen. Roni hält das Foto noch immer in der Hand. Und seufzt. Ihre Augen wirken dunkler als sonst.
    «Er ist damals nach Nepal gegangen, weil er mit Straßenkindern eine Textilfirma aufbauen wollte. Damit sie eine Perspektive haben.»
    Ein Gutmensch, und auch noch ein extrem gutaussehender. Verdammt. Gegen so einen Typen hätte ich keine Chance.
    «Christoph wollte, dass ich mitkomme. Aber ich hatte schon einen Studienplatz in Weihenstephan, und den hätte ich aufgeben müssen.»
    «Hast du es bereut?»
    Wieder ein endlos langer Blick auf das Foto.
    «Früher», beginnt sie, dann schüttelt sie den Kopf. «Es gibt doch immer so grundsätzliche Entscheidungen im Leben, Wegkreuzungen. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich damals mitgegangen wäre.» Sie zögert. «Ach, lassen wir das. Schwamm drüber.»
    Roni legt das Bild zurück in die Kiste und klappt sie zu. Ich atme auf. Bis jetzt bin ich mir ihrer Liebe immer ganz sicher gewesen. Und das soll bitte auch so bleiben.
    Den Rest des Tages entsorgen wir harmonisch unsere Sachen, stillschweigend darum bemüht, keine Missstimmung aufkommen zu lassen. Wir finden auch keine weiteren verfänglichen Erinnerungsstücke – bis auf ein paar alte Fotos von meinen Exfreundinnen. Roni mustert sie kurz, meint, dass die eine nett oder die andere niedlich ausschaut, und kramt weiter.
    «Oha», ruft sie plötzlich und zieht ein Magazin aus einer Kiste. Auf dem Cover steht «Jamaica me horny» über einer dunkelhäutigen Frau, die vielversprechend in einer Hängematte liegt. Von rechts ragt ein Genital ins Bild.
    «Was haben wir denn da?», fragt Roni.
    «Ähm», sage ich und versuche, ihr das Heft aus der Hand zu nehmen. Das ist mir jetzt schrecklich unangenehm. «Das habe ich noch nie gesehen.»
    «Nein?» Roni zieht die Augenbrauen hoch und macht eine ziemlich obszöne Bewegung aus dem Handgelenk. Dabei sieht sie mir direkt in die Augen. Mir wird heiß, natürlich nicht wegen der Frau auf dem Cover.
    «Ach, dieses eine Heft, das …», stammele ich, da klappt Roni die Kiste komplett auf und schaut hinein.
    «Da sind ja noch mehr!» Sie zieht ein zweites Magazin aus der Kiste – diesmal mit zwei Blondinen darauf. Der Hintergrund ist in Ikea-Farben gehalten, der Titel: «Lasse Reinström, der Bettentester».
    Ronis Gesichtsausdruck wechselt von spöttisch zu argwöhnisch. Sie wirft noch einen Blick in die Kiste. «Du hast sogar DVDs !»
    Ich wäre jetzt gern irgendwo anders, weit weg, muss gar nicht Jamaica oder Schweden sein. Roni sieht mich aus schmalen Augen an, eine winzige Zornesfalte zerfurcht ihre Stirn. Es gibt nur einen Ausweg.
    «Die Kiste gehört Jochen», sage ich fest. «Er hat sie mal bei mir abgestellt, weil seine damalige Freundin

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