Ja und der innere Schalter zum hoechsten Glueck
Ja zu etwas, so wie es ist. Und danach geben Sie Ihr Ja zu der Aufgabe, die in der Situation steckt. Das Ja zu einer aktiven Veränderung der Situation. Das ist mit Hingabe gemeint: Kein Widerstand gegen das, was gerade zu tun ist. Was auch immer es ist.
»Der Weg zum höchsten Glück mit sich selbst ist, jeden Tag eine innere Ablehnung zu finden, die man in ein Ja umwandeln kann.«
Jeder erwachsene Mensch hat eine Lebensphase durchlaufen, in der er die Bedeutung und die Folgen von Ja oder Nein intensiv erfahren und gelernt hat. Während der frühen Kindheit strebt jedes Kind ständig danach, etwas haben und etwas erreichen zu dürfen. Und die Eltern streben ständig danach, dem Kind einen Weg zu geben. Das meistbenutzte Wort in dieser Phase von Erziehung ist das Nein. Sowohl von den Eltern als auch vom Kind. Das Nein der Eltern soll die Fahrbahnbegrenzung für den Weg des Kindes sein. Das Nein des Kindes ist die Gegenwehr gegen diese Begrenzungen.
Wenn das Kind das Wort Nein benutzt, versucht es damit, mehr Freiheit für sich zu gewinnen. Wenn die Erwachsenen es dem Kind gegenüber benutzen, versuchen sie, dessen Freiheit einzuengen. Und so hat das in der Kindheit erlebte Nein zwei vollkommen widersprüchliche Bedeutungen erhalten.
Im Unterbewusstsein vieler Erwachsener wirkt das Nein, das Dagegensein , auch heute noch, als wäre es eine Möglichkeit, seine eigene Freiheit auszudrücken. »Ich lehne dies und jenes ab und das ist mein freier Wille. Seht hin, wie sehr ich dazu stehe, das abzulehnen.«
Doch Ablehnung ist immer ein Kampf gegen etwas. Es ist nicht dasselbe wie Freiheit.
Natürlich haben Eltern es als erste Aufgabe, dem Kind den Weg zu weisen, wie das Leben funktioniert. Darin liegt kein Fehler. Und man kann ein Kind auch aus ganz praktischen Gründen nicht einfach machen lassen, was es in jedem Moment machen will. Darum geht es auch nicht. Es geht darum, als Eltern den Mechanismus von Annahme und Ablehnung zu verstehen. Bei Kindern kann man das sehr gut beobachten. Und währenddessen kann man auch sich selbst sehr gut beobachten. Warum sage ich gerade Nein? Und was löst es beim Kind aus? Ist da vielleicht manchmal ein Spiel aus Macht und Gegenwehr? Die automatisch ablaufende Wirkung der Jas und Neins zu beobachten ist für Eltern ein großartiger Bewusstwerdungsprozess, in dem sie gleichzeitig sehr viel über sich selbst erfahren können.
Wie Schuld- und Fehlergefühle entstehen
Bedeutet das, man soll seinen Kindern weniger Neins entgegenbringen?
Es bedeutet nur, sich genau anzusehen, auf welche Weise man das Ja und das Nein benützt, weil dies das gesamte spätere Leben des Kindes prägen wird.
Sehr viele Menschen gehen als Erwachsene mit Gefühlen von Schuld, Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit durchs Leben. »Ich bin nie gut genug.« Das ist ein wirklich großes Thema. Selbst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter haben viele noch das Gefühl, keine Fehler machen zu dürfen und immer nur beste Leistung bringen zu müssen, um anerkannt zu werden. Fehler vor anderen zu machen ist für manche wie eine innere Katastrophe.
Die Ursache dafür liegt fast immer in der Kindheit, selbst wenn man sich oft kaum noch erinnern kann. Man durfte keine Fehler machen, sonst folgte Ablehnung. Das ist das Programm, das ist der innere Schalter. Es ist ein »Nein, wenn du dies machst, lieben wir dich nicht mehr«.
Ein Beispiel. Ein Vater schenkte seiner dreijährigen Tochter einen Malblock und Farbstifte. Das Kind freute sich und begann, damit einen Baum zu malen. Aus Sicht des Vaters sah das Bild einem Baum nicht einmal ähnlich. Also unterbrach er seine Tochter, um ihr zu zeigen, wie es besser geht. Er nahm die Stifte und zeichnete in kurzer Zeit einen schönen Baum. »So musst du es machen«, sagte er zu seiner Tochter. »Dann ist es ein richtiger Baum.« Das war der Moment, ab dem das Kind nie wieder Lust aufs Malen hatte.
Einem Kind das Gefühl zu geben, es wäre unzulänglich, geht ganz einfach, indem man ihm Ablehnung entgegenbringt, sobald es einen Fehler macht oder nicht folgt. Sobald es nicht so ist, wie man es will. Dann wird Ja und Nein ein Machtinstrument. Später im Leben wird das Kind es dann genauso empfinden. Es wird den Jas der anderen hinterherlaufen und sich vor den Neins der anderen fürchten. Ja und Nein wurden wie Liebe oder Nichtliebe benutzt. Ja, wenn du so bist, liebe ich dich. Nein, so liebe ich dich nicht.
Das verstehe ich. Aber in der Erziehung geht es doch nicht ohne Ja und
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