Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
dort herumlungern?«
»Ich neige zu der Annahme, dass nur Sanderson und Georgie mit der Sache zu tun hatten, aber das finden wir erst heraus, wenn wir dort ankommen, und das werden wir nicht, wenn wir kein Taxi bekommen.«
Ich nahm dies als das mir zugedachte Stichwort, ließ Escott auf einer Bank vor einem Friseurladen zurück, damit er sich ausruhte, fand ein Taxi in der Nähe eines Hotels und sammelte ihn damit auf. Er gab Richtungsanweisungen und bezahlte den Fahrer zwei Straßenzüge vor unserem eigentlichen Ziel. Den Rest des Weges gingen wir zu Fuß und mit erhöhter Aufmerksamkeit und bogen schließlich in die Straße hinter seinem Büro ein. Er ging zu der Tür eines kleinen Tabakladens, holte einen Schlüssel hervor, trat hinein und winkte mir, dass ich ihm folgen sollte. Der Laden war mit voll gepackten Regalen und würzigen Gerüchen gefüllt, das obere Stockwerk wurde zu Lagerzwecken genutzt und stand mit staubigen Kisten voll. Escott zog eine der Kisten von einer Rückwand und ließ etwas klicken. Ein drei Fuß hohes Stück zwischen zwei Mauervorsprüngen klappte auf und legte fünf Zoll dahinter offenbar eine weitere Wand frei. Er drückte ein Ohr an die Mauer und lauschte.
Ich machte eine beschwichtigende Handbewegung, dann begriff ich, dass er mich nicht sehen konnte; es war hier fast völlig dunkel. »Auf der anderen Seite ist niemand, sonst würde ich es hören«, murmelte ich.
»Oh«, sagte er. Er drückte gegen die Wand, öffnete damit eine schmale Tür und schob sich hindurch. Ich folgte ihm. Wir standen in einem kleinen Waschraum, hielten uns aber nicht lange darin auf. Escott ging in das Zimmer dahinter.
Ich stufte es ganz richtig als Escotts Wohnbereich hinter dem Büro ein. Von einem Radio, das gleichzeitig als Nachttisch diente und neben einem Feldbett stand, und den Fensterrollos einmal abgesehen war das Zimmer niederschmetternd kahl; selbst ein Hotelzimmer hatte mehr Persönlichkeit. Ich merkte, wie ich unruhig auf und ab schritt, während Escott sich geschickt im Halbdunkel bewegte. Er zog einen Koffer unter dem Feldbett hervor, öffnete einen kleinen Schrank und packte eifrig Sachen ein.
»Sie haben einen Socken fallen gelassen«, meinte ich.
»Das war Absicht. Falls man später jemanden hier vorbeischickt, sollen sie den Schluss ziehen, dass ich mich in großer Eile abgesetzt habe, was ich auch zweifellos tue. Außerdem hat er ein Loch.«
Er ging in sein Büro. Sein Schreibtisch war durchwühlt worden. Er blieb stehen, verzog beim Anblick des Durcheinanders das Gesicht, bückte sich und sammelte einige verstreute Blätter auf. »Das muss ich später sortieren«, brummte er. Die Armbrust lag immer noch auf dem Schreibtisch; er nahm sie an sich und brachte sie wieder in das Schlafzimmer. Ich fragte mich, was seine Angreifer wohl davon gehalten hatten.
»Die passt nun gar nicht in meine Tasche. Ich werde sie einstweilen im Tabakladen zurücklassen müssen. Um sie mit mir herumzutragen, ist sie im Augenblick wohl ein wenig auffällig.«
»Wie sind Sie überhaupt an das Ding herangekommen?«
»Ein Arbeitsgerät, das ich aus meiner Zeit als Schauspieler behalten habe. Ich konstruierte sie für eine kleine Rolle, die ich in dem schottischen Stück hatte.«
»Im was?«
»In Macbeth«, sagte er sotto voce. »Als Waffe ist sie heutzutage etwas unhandlich, aber sie hat Durchschlagskraft, ist tödlich und leise. Ich habe noch ein paar kleinere, dachte mir jedoch, dass Sie sich von einem größeren Stück eher beeindruckt zeigen würden.«
»Da dachten Sie richtig.«
»Dann sind Sie sicher, dass Holz Ihnen schaden kann?«
»Die Lady, die ich in New York kannte, erwähnte es.«
»Ah ja.« Escott ging wieder in den Waschraum und schob den Koffer und die Armbrust durch die beiden Türen. Am Toilettenschrank blieb er stehen, steckte sich Rasierzeug in die Taschen und zog dann für mich überraschend am Schrankrahmen selbst. Er schwang vor und legte eine kleine Stahlkiste frei, die hochkant in einem Hohlraum stand. Er öffnete sie und überzeugte sich, dass die Papiere darin unberührt waren, ehe er sie an sich nahm.
»Wer hat eigentlich Ihre Inneneinrichtung gemacht?«
»Oh, das war ich selbst«, sagte er mit einem gewissen Stolz. »Ich liebe so etwas, Sie nicht auch?«
Als Escott den Tabakladen wieder abschloss, fragte ich: »Gehört Ihnen das Haus?«
»Die Hälfte davon. Der andere Besitzer kümmert sich hauptsächlich darum. Ich helfe ihm in finanzieller Hinsicht durch diese
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