Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
Escott einen Zettel, dass er bleiben konnte, solange er wollte, und dass er sämtliche Mahlzeiten auf meine Rechnung setzen solle. Ich öffnete das Fenster, schaltete den Ventilator ein und streckte mich zur Tagruhe in meinem Schrankkoffer aus.
Als ich wieder erwachte, war er verschwunden, aber auf dem Radio lag eine Nachricht, die seine Absicht kundtat, nach Einbruch der Dunkelheit wiederzukommen. Ich hatte ein ungutes Gefühl, beließ es jedoch dabei, nahm meine nächtlichen Waschungen vor, zog mich an und schlenderte nach unten, um mir etwas zu lesen zu kaufen. Der Page hatte meine Schuhe bereit, und ich überließ ihm das Wechselgeld als Bonus. An seinem seltsamen Gast verdiente er sich dumm und dämlich, aber das machte mir nichts aus; er war ehrlich, nicht neugierig, und die Schuhe passten sogar einigermaßen. Wir kamen so gut miteinander zurecht, dass er mir seine Ausgabe des Shadow Magazine lieh. Als Escott später ins Zimmer trat, traf er mich beim behaglichen Schmökern einer Geschichte mit dem Titel ›Insel des Schreckens‹ an.
»Ein faszinierender Titel«, stellte er fest. »Hier, ich habe mir Ihren Schlüssel ausgeliehen.«
»Ist in Ordnung, ich habe andere Möglichkeiten, hier rein zu kommen.« Ich markierte die Stelle im Heft und legte es beiseite. Amüsiert hob er eine Augenbraue. »Ich kenne den Schreiber; ich bleibe bei seinen Sachen gerne auf dem Laufenden«, sagte ich und hoffte nicht allzu entschuldigend zu klingen.
»Ich bezweifle ernsthaft, dass das überhaupt jemandem möglich ist. Er produziert sie in einem erstaunlichen Tempo.«
»Na ja, meistens arbeitet mehr als einer an diesen Heftromanhelden.«
»An diesem bis jetzt noch nicht. Gewisse Stilelemente sind beibehalten worden.«
»Sie kommen mir nicht so vor, als ob Sie solches Zeug mögen.«
»Da sind Sie der erste, der diese Ansicht hegt.«
»Ich nehme an, Sie fühlen sich mittlerweile besser.«
»Von leichten Kopfschmerzen und ein paar blauen Flecken abgesehen bin ich wieder ganz der Alte, vielen Dank.«
»Wieso trieben Sie sich am helllichten Tage herum?«
»Ich war ziemlich sicher, nachdem ich meine gestrigen Schritte durch ein paar Telefonanrufe unten im Foyer nachvollzog ...«
»Setzen Sie sich doch« – ich zerrte einen Stapel Zeitungen vom Stuhl – »und erzählen Sie mir alles von vorne.«
»Danke, das werde ich. Gestern stattete ich International Freshwater Transport einen Besuch ab, erkundigte mich nach ihren Preisen und sah mich derweil ausgiebig um, wobei ich besonders auf die Gesichter der Angestellten achtete. Mindestens drei davon hatten keine anderen Pflichten, als mich im Auge zu behalten, und die Namen auf dem Tagesplaner waren auffällig unauffällig.«
»Unauffällig?«
»John Smith, John Jones, John ...«
»Schon kapiert, weiter.«
»Als ich das Lagerhaus verließ, entdeckte ich Sanderson ... Mit Ihrer Beschreibung über ihn und der Tatsache, dass sein Zeigefinger noch immer gut verbunden war, konnte ich ihn gar nicht übersehen. Er sah ebenfalls zweimal zu mir herüber; vielleicht dachte er zuerst, dass ich Sie sei. Ich setzte mich ab und verbrachte die nächste Zeit damit, den Betrieb unter die Lupe zu nehmen. Etliche Stunden und falsche Fährten später stellte ich fest, dass die Firma Frank Paco gehört, er sich deswegen aber sehr bedeckt hält. IFT ist kein aufstrebendes Geschäft und macht gerade genug Geld, um sich – nun ja – über Wasser zu halten, aber auch nicht viel mehr. Zudem scheint man kein allzu großes Interesse an der Verbesserung der Lage zu haben. Man war an einem Geschäft mit mir kaum interessiert, und die genannten Preise waren abschreckend hoch.«
»Sie meinen also, dass der Laden nur ein paar erlesene Kunden hat?«
»Ja, und für mich deutet das auf Schmuggel hin.«
»Welcher Art?«
»Fast alles kommt in Frage: Diebesgut, Drogen, Menschen, die in das Land hinein oder hinaus wollen ... Geschäfte dieser Art können bei entsprechender Organisation außerordentlich einträglich sein. Falls wir das Lagerhaus erneut aufsuchen und einige Kisten öffnen, stellen wir vielleicht die Quelle ihrer Einkünfte fest.«
»Ich versuche es gerne noch einmal.«
»Jedenfalls hatte ich nach all diesen Anstrengungen Hunger bekommen, betrat ein kleines Café, das mir sehr zusagt, und beging damit einen verhängnisvollen Fehler. Schiere Unachtsamkeit meinerseits gesellte sich zu der Tatsache, dass Mr. Sanderson sehr geschickt bei der Verfolgung von Menschen war. Sein junger Partner
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