Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
sagen.«
Er hmmmmte wie ein guter Onkel Doktor und winkte mir, die Tür zu schließen; dann legte er den Gang ein und lenkte den Wagen in die allgemeine Richtung meines Hotels. »Woran denken Sie gerade?«, fragte ich.
»Nur so eine Idee ... Ich dachte, dass ein Nachspielen Ihrer letzten Minuten auf dem Boot ...«
»Schon in Ordnung, aber es ist irgendwie schwierig, etwas nachzuspielen, wenn man nicht weiß, wie es sich überhaupt abgespielt hat.«
»Wir wissen, dass Sie zusammengeschlagen und erschossen wurden.«
»Sie wollen mich zusammenschlagen und erschießen?«, fragte ich vorsichtig.
»Das ist nur so eine Idee, nichts weiter.«
»Belassen wir es doch dabei, bis ich darüber nachgedacht habe.«
»Wie Sie wollen. Schließlich kann ich meine Lizenz verlieren, wenn ich einen Klienten tätlich angreife, auch wenn es zu seinem Besten ist.«
Ich sah den Straßen beim Vorbeigleiten zu und wartete, dass das Kitzeln in meiner Hand nachließ. »Wollen Sie immer noch, dass ich morgen mitkomme?«
Das überraschte ihn. »Warum sollte ich das nicht wollen?«
Ich machte eine Faust, öffnete sie wieder und streckte die Finger aus. »Deshalb. Ich könnte Ihnen wie ein nasser Sack vor die Füße fallen.«
»Das Risiko gehe ich gerne ein.«
»Außerdem habe ich schon ein paar Privatdet ... Privatagenten getroffen, und meistens konnten sie es nicht ausstehen, wenn ihnen ein Klient bei der Arbeit in den Nacken pustete.«
»Für gewöhnlich stimmt das schon, aber andererseits atmen Sie nicht.«
»Sehr witzig.«
»Außerdem sind Sie für unseren Erfolg unabdingbar. Gewiss ist Ihnen die außerordentliche Nützlichkeit Ihrer Fähigkeiten bewusst?«
»Um mich unsichtbar umzusehen? Na ja, schon, nur weiß ich nicht genau, wonach ich eigentlich suchen soll.«
»In diesem Fall erkennen Sie es vielleicht, wenn Sie es sehen, zum Beispiel ein halbes Dutzend Kisten, die laut Beschriftung Ersatzteile enthalten sollen. Sie haben viel mehr Bewegungsfreiheit als ich. Sie müssen nur vermeiden, dass man Sie ertappt.«
»Das habe ich mir schon gedacht, aber wie komme ich dorthin? Um sechs bin ich noch nicht munter.«
»Sie können mein Auto nehmen. Ich lasse es vor Ihrem Hotel stehen, wenn ich mit meinen Tageserkundigungen fertig bin. Ich lege Ihnen eine markierte Stadtkarte auf den Sitz, damit Sie wissen, wie Sie fahren müssen.«
Am folgenden Abend war ich um Viertel vor acht unterwegs und folgte seinen genauen und sauber geschriebenen Anweisungen. Neben der Karte lag eine Skizze des Hauses und der angrenzenden Grundstücke, und ein Kreuz bezeichnete einen von Buschwerk abgeschirmten Platz, wo ich sicher parken konnte. Paco nahm seine Privatsphäre sehr ernst. Es wurde gewarnt vor bewaffneten Wächtern, hohen Zäunen und sogar Wachhunden, die ich allesamt zu vermeiden beabsichtigte.
Der Ort lag gerade weit genug außerhalb der Stadt, dass er die Illusion vermittelte, er liege mitten auf dem Lande. Sterne und Mondschein erleuchteten die Landschaft. Es gab keinen dunklen Fleck, auf dem meine Augen ruhen konnten; selbst die finstersten Schatten unter den Bäumen waren zu hellgrauen Flecken geworden, an denen nichts Geheimnisvolles oder Furchtbares mehr war. Für mich hatte die Finsternis für immer aufgehört. Vielleicht bekam ich heute Nacht den Mann zu Gesicht, der dafür verantwortlich war.
Zwanzig von Vorsicht erfüllte Minuten später kauerte ich unter dem von Escott bezeichneten Fenster. Geistig war ich voll aufgedreht, aber mir fehlten die üblichen körperlichen Anzeichen für Aufregung. Meine Lungen sogen keine raschen Atemzüge ein, mein Herz schlug nicht heftig in Erwartung rascher Aktionen, ich schwitzte nicht einmal. Meine Hände waren so trocken wie Papier. Das einzige Anzeichen für meine innere Unruhe war mein eisenhart versteifter Rücken. Er half mir dabei, mich völlig reglos zu verhalten; das allein reichte schon aus, mich für die gelegentlich vorbeistreifenden Wächter unsichtbar zu machen. Ich war bloß ein weiterer Schatten im Gebüsch.
Leise rief Escott meinen Namen aus dem Fenster. Drinnen und draußen war alles frei. Mein Körper löste sich auf und entstand genau hinter ihm immer noch in kauernder Haltung. Ich richtete mich langsam auf und sah mich um. Wir standen in einem Badezimmer.
Er hatte aus dem kleinen Fenster gesehen und fuhr mit einem unterdrückten Hüpfer herum. »Mein Gott, aber das ist entnervend«, flüsterte er, und ich beherrschte mich mühsam, um nicht über seine Reaktion zu
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