Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
hast du verdammt recht, ich bin tot, du Hurensohn. Sag mir warum.«
»... tot, hab dich erschossen ...«
»Wofür ist die Liste? Warum willst du sie haben?«
»Slick!« Der Name kam als Schrei. Es konnte eine Antwort sein oder auch ein Hilferuf.
»Was hat Slick damit zu tun?«
»Er will ... ihn ... ihn musst du dir vornehmen. Lass mich los, oh Gott, lass mich los!«
»Wer hat Fleming getötet?«
»Weiß nicht.«
»Warst du es?«
»Nein!« Das Abstreiten kam zu schnell, zu heftig. »Es war Slick! Er hat es befohlen! Er!«
»Warum?«
»Damit er schweigt. Bitte lass mich ...«
»Wo?«
»Yacht.«
»Die Elvira?«
»Ja.«
»Wer war noch da?«
»Fred, er wollte es mir noch sagen. Oh Gott, er versuchte ...«
»Was? Was wollte er dir sagen?«
»Du bist tot. Geh weg, geh weg.« Aus den weit aufgerissenen Augen des Mannes rannen Tränen über die Wangen.
Der heiße lebende Hass raste in mir, wollte aus mir hervorbrechen, vernebelte mein Gehirn wie der Rauch, der allmählich in den Raum sickerte. Wir sahen uns in die Augen. Er konnte sich nicht abwenden, und dann war es zu spät. Unter meinen Händen versteifte er sich wie eine Leiche. Sein Mund klaffte auf, und ein würgender Laut drang heraus. Der Laut wurde lauter und verlängerte sich zu einem gellenden Kreischen, in dem nichts Menschliches mehr lag. Ich ließ ihn los und trat zurück. Etwas in mir ließ ihn ebenfalls frei, und das Kreischen erstarb. Paco stürzte der Länge nach zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Ich starrte ihn an und fragte mich ängstlich, was ich ihm angetan hatte. Mir war kalt, ich zitterte und fühlte mich schwach und ausgelaugt. In der Halle kam jemand herbeigelaufen und rief nach Paco. Die Tür ging auf, und Rauch quoll in den Raum, zusammen mit zwei geblendeten hustenden Männern.
Paco lebte noch, aber er regte sich nicht, als ich ihn umdrehte, und seine Augen starrten auf verstörende Weise in die Leere. So sicher, wie ich ihm das Handgelenk gebrochen hatte, so hatte ich auch seinen Geist zerbrochen. Wenn ich daran dachte, was er mir und wer weiß wie vielen anderen armen Schweinen angetan hatte, die sich nicht hatten wehren können, verspürte ich kein Mitleid für ihn. Ich nahm seine Aktentasche an mich und zog mich ein paar Schritte durch jene Tür zurück, die wir hatten nehmen wollen, bevor die Lichter erloschen. Mittlerweile stolperten die Neuankömmlinge über bewusstlose Leiber.
»Was zum Teufel ... Die sind alle k.o. ... Mr. Paco? Mr. Paco?«
Aber Paco reagierte immer noch nicht.
»Wir müssen sie hier rausschaffen.«
»Durch den Hinterausgang?«
»Dauert zu lange – mach das Fenster auf.«
Während die Männer ihre bewusstlosen Kumpane in die Blumenbeete vor den Fenstern herabließen, setzte ich mich in aller Stille ab. Als ich diesmal über den offenen Vorplatz schritt, nahm mich niemand richtig zur Kenntnis. Aller Augen waren auf das Haus gerichtet. Einige gehörten zu späten Gästen, die immer noch Abendkleidung trugen, der Rest sah aus wie eine Schlägertruppe, was sie zweifellos auch waren, und alle standen in kleinen Gruppen zusammen und starrten die Rauchwolken an, die aus den Fenstern gen Himmel quollen. Laute Rufe vom anderen Ende des Hauses sorgten für Hilfe für jene Männer, die Paco herausbrachten, was mir einen Weg ersparte. Vielleicht hasste ich ihn durch und durch, aber ich hätte ihn nicht verbrennen lassen.
Ich wandte mich ab, durchschritt die Tore, ohne angehalten zu werden, und ging die Straße entlang. Aus der Ferne konnte ich die ersten Feuerwehrwagen anrücken hören.
Escott stand auf der Stoßstange des Nash und reckte den Hals, um bessere Sicht zu bekommen.
»Sie waren erfolgreich?«, fragte er, als er mich erkannte.
»Jawoll, ein echter Reißer.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Nein.« Ich stieg in den Wagen und versuchte mich zusammenzureißen. Ich hatte das gleiche Gefühl wie neulich, als ich Sanderson geschlagen und sein Gesicht von innen nach außen gekehrt hatte, nur war es diesmal Pacos Verstand gewesen. Es tat mir nicht Leid, aber diese Fähigkeit machte mir Angst, und ich fragte mich, was sie jemandem antun konnte, der es nicht verdient hatte.
Escott ließ den Wagen an und schlug den Rückweg in die Stadt ein. Er sah mich an, wollte mich sicher fragen, was mit mir los sei, zwang sich jedoch zur Geduld. Ich zuckte die Achseln und schüttelte mich, als ob ich ein Problem gelöst hätte. Nun, gelöst war es lange noch nicht, aber ich konnte es wenigstens für den
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