Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
ich.
»Bitte, Jack!« Für Witze war er nicht in Stimmung.
»In Ordnung, in einer Minute bin ich draußen.«
»Kommen Sie einfach raus, geh'n Sie nach rechts und weiter geradeaus. Ich hole Sie dann ein.«
Es klang übermäßig dramatisch. Vielleicht hatte er wirklich etwas Wichtiges für mich. Wenn ich mit einer heißen druckreifen Story bei einem Redakteur vorsprach, standen meine Aussichten auf einen Job umso besser, und die Bezahlung würde sich ebenfalls verbessern. Es war einen Versuch wert. Ich sagte Benny ohne allzu begierig zu klingen, er solle auf mich warten, und hängte ein.
Abgetrocknet und angezogen verließ ich das Hotel, folgte seinen Anweisungen und hielt unterdessen unter den Gesichtern um mich nach seinem Ausschau. Einen Block später tauchte er neben mir auf.
»Seh'n Sie mich nicht an, Herrjesses!«, sagte er leise.
Der kurze Blick, den ich auf ihn erhaschte, war keineswegs beruhigend. Er sah schon immer halb verhungert aus, das war ganz normal, aber jetzt war er ausgemergelt und schien unter Zuckungen zu leiden. Ich fragte mich, wann er das letzte Mal geschlafen habe.
»Geh'n Sie einfach weiter, dann sage ich Ihnen alles.«
»Für wie viel?«
»Ich sag's Ihnen. Wenn ich fertig bin, können Sie's nehmen oder bleiben lassen.«
Das war für ihn ganz ungewöhnlich. Wenn ich zuvor nicht auf dem Sprung gewesen war, so war ich es jetzt. »Wer verfolgt Sie?«
»Noch niemand, glaub' ich, aber wir können nichts riskieren. Gehen Sie einfach weiter.«
Ich ging weiter.
»Haben Sie je von Lucky Lebredo gehört?«
»Nein.«
»Er ist ein hiesiger Spieler, ihm gehört die Hälfte vom Nightcrawler.«
»Ihm gehört ein Kriechtier?«, fragte ich ausdruckslos.
»Das ist ein Nachtclub«, sagte er entnervt. »War früher mal'n großer Flüsterladen; als er ihn dann in die Finger bekam, verlegte er sich schwer auf den Spielbetrieb.«
»Natürlich illegal.«
»Ist LaGuardia ein Italiener? [ * In der Tat war er das. Fiorello Henry LaGuardia (1882-1947) war von 1933 bis 1945 Bürgermeister von New York; nach ihm wurde ein Flughafen benannt. ] Jedenfalls kennen ihn hier ein paar Leute, aber er hält sich weitgehend bedeckt und bleibt den Gangs aus dem Weg, also wissen nicht so viele Leute über ihn oder seinen Anteil am Club Bescheid.«
»Worum geht es also, Benny?«
»Hat Rosie Ihnen gesagt, was ich beruflich mache?«
»Sie sagte, dass Sie als Schlosser arbeiten«, gab ich mit unbewegter Miene zur Antwort.
»Rosie ist ein fabelhaftes Mädel ...«
»Benny ...«
»Okay! Ich komm' gleich drauf. Ich muss eine Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich bietet, denn dieser Tage gibt es für Schlosser nicht mehr so viele davon. Ich penne bei einem Freund von mir, und jeden Mittwoch hält er ein Zimmer frei für 'ne richtig fette Pokerrunde. Die Typen benutzen Tausenddollarscheine wie andere Leute Streichhölzer. Manchmal dauert das Spiel tagelang. Meistens sind es Leute von außerhalb, die ein bisschen Spaß haben wollen, und die Besetzung wechselt jede Woche, aber Lucky verpasst kein Spiel. Wenn es um Poker geht, ist er völlig verrückt, und er gewinnt immer.«
»Von solchen Leuten habe ich schon gehört.«
»Den Jungen müssen Sie sehen, sonst glauben Sie's nicht. Ich schwöre, einmal ging er mit achtzigtausend Dollar nach Hause. Sie können sich ja denken, dass er die nich' in seiner Einkommensteuer angibt.«
»Wieso sind Sie bei der Spielrunde dabei?«
»Ich spiel' nich'. Mein Freund sagt ihnen, dass ich 'n Leibwächter bin. Er leiht mir 'ne Knarre für den Abend oder wie lange es eben dauert, und ich hänge 'rum und guck' wie'n harter Kerl. Einige von den Gimpeln nehmen mir das sogar ab, behandeln mich wie Capone persönlich, und geben auch noch gutes Trinkgeld. Jedenfalls halte ich die Augen offen, und eines Abends sag ich mir: Folge Lebredo doch mal nach Hause, nur um ihn zu beschützen, versteh'n Sie.«
»Ich verstehe schon.«
»Na ja, er geht also in sein Haus, und für einen Typen mit so viel Geld ist das kein dolles Haus, also denk ich mir, dass davon ganze Haufen unverbraucht und ungeschützt herumliegen. Vielleicht möcht' er jemanden einstellen, der für ihn darauf aufpasst, wenn er mal nicht da ist.«
»Und Sie beschlossen, sich für den Job zu bewerben?«
»Natürlich, aber als ich in der Nacht darauf wieder kam, war er nich' da, vielleicht war er im Club, aber ich versuchte es trotzdem mal an der Tür. Und Sie können's sich nich' vorstellen, aber die ging doch glatt auf. Dachte mir,
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