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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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Drei durch die Perspektive verkürzte Männer traten in mein Blickfeld und strichen unruhig um meine Ausgrabung herum. Es waren raue Gestalten, und jeder hielt einen Stein in einer Hand und einen Stock in der anderen. Wäre ich nicht sofort verschwunden, dann hätten sie vermutlich mit den Keulen losgelegt. Die waren aus Holz und hätten sich dort durchgesetzt, wo Steine versagt hatten.
    Als ich mich dafür zu interessieren begann, wer diese Kerle waren und warum sie mich aus heiterem Himmel angegriffen hatten, verschwanden meine Kopfschmerzen recht schnell. Vielleicht wurde ich auch noch die Zerknirschung darüber los, dass man mich so völlig überrascht hatte. Sie mussten sich die ganze Zeit, während ich mit Buddeln beschäftigt war, versteckt gehalten haben, sonst hätte ich gehört, wie sie sich an mich heranschlichen.
    Einer strich gebückt umher wie ein Bluthund, der die Fährte verloren hatte. »Der muss sich schnell weggerollt haben«, verkündete er den anderen. Sie pflichteten ihm bei, suchten zügig unter der Eiche und verteilten sich dann zwischen den Grabsteinen.
    »Bist du sicher, dass wir ihn getroffen haben?«, fragte einer. »Haste die Augen zugehabt? Wir haben ihn alle voll erwischt. Weiß ich genau. Haben wir doch, oder, Bob?«
    Bob grunzte eine Bestätigung und sprang dann rasch hinter den behauenen Granitstein auf dem Grab meines Großvaters. Es war das einzig mögliche Versteck; alle anderen Grabmale waren zu klein. Sie näherten sich in einem Bogen den Sandsäcken und stupsten sie vorsichtig mit den Schuhspitzen an.
    »Was meinste, Rich, wonach hat er gegraben?«
    »Woher, verdammt, soll ich das denn wissen?« Dass ich nicht mehr da war, machte Rich wütend. Er sah zur Eiche hin und dann in ihr Geäst hinauf. Ich blieb ganz ruhig. In der Finsternis konnte er mich zwischen den Blättern nicht sehen. »Sieh dir mal seinen Wagen an«, wies er Bob an. »Vielleicht ist da Zeug, das wir gebrauchen können.«
    Die Männer kamen vermutlich aus einem nahe gelegenen Bettlerdorf, einer Brettersiedlung der Entwurzelten, oder es waren Eisenbahntramps auf der Durchreise. Sie hatten jemanden zum Ausrauben gesucht, und ich war ihnen gerade recht gekommen.
    Bob trottete zum Wagen. Die Schlüssel steckten noch. Schließlich hatte ich mich in meinem alten Zuhause sicher gefühlt. Ich löste mich auf, schwebte in Bobs Richtung und orientierte mich am Geräusch seiner Schritte auf dem Kies und dem alten Laub. Er hatte den Wagen fast erreicht, als ich mich direkt vor ihm materialisierte und ihn sanft ins Reich der Träume schickte.
    Er war hager und wirkte knochig, und vielleicht hätte er mir Leid getan, wären diese gut gezielten Steine nicht gewesen. Ich konnte ihnen den Angriff auf mich unmöglich nachweisen, aber ich war oder fühlte mich zumindest wie ein empörter Grundstücksbesitzer, und sie hielten sich hier widerrechtlich auf.
    Ich rollte Bob in eine Straßenfurche vor dem Wagen, und da kam mir eine Idee: Es war mehr ein kindischer Impuls, aber er erwies sich als unwiderstehlich.
    Rich und sein Kumpel suchten in verschiedenen Richtungen nach meiner fehlenden Leiche und grübelten über die seltsame Lage. Ich wartete einen passenden Augenblick ab, beförderte den Kumpel aus dem Hinterhalt ins Reich der Träume und packte ihn in eine weitere Straßenfurche neben Bob. Um der Sache eine künstlerische Note zu geben, kreuzte ich ihre Arme wie bei einer Trauerfeier über der Brust und schob jedem ein langes Unkraut wie eine Lilie in die Hände. Als ich damit fertig war, betätigte ich ein paar Mal die Autohupe, schaltete die Scheinwerfer ein und ging hinter den Bäumen in Deckung.
    Rich kam sofort angelaufen. Mit einigen knappen groben Worten beschwerte er sich über den Krach und verstummte, als er seine Freunde in den Furchen ruhen sah. Er wurde wachsam, hob drohend seinen Stock und lauschte. Ich wollte ihn nicht enttäuschen, also warf ich ihm einen faustgroßen Stein an die Beine. Sein Aufschrei entstand eher aus Überraschung als durch Schmerz, er hüpfte beiseite und fuhr zu mir herum.
    Aber da war ich nicht mehr. Ich hatte mich verdünnisiert – im wahrsten Sinn des Wortes. Aber auch in materialisiertem Zustand blieb ich unsichtbar, wenn ich mich vom Scheinwerferlicht fern hielt und ruhig im Dunkeln verharrte. Ich nahm kurz hinter ihm wieder Gestalt an und warf einen weiteren Stein, der ihn diesmal am Hintern traf. Er wusste meine Treffsicherheit allerdings nicht zu schätzen und stürmte

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