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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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viele Routinearbeiten nahm das Graben mehr Zeit in Anspruch als gedacht und raubte mir gemeinsam mit der durch die Vagabunden verursachten Verzögerung einen großen Teil meiner geplanten Reisezeit. Vermutlich hätte ich es noch in der gleichen Nacht wieder nach Chicago geschafft, aber nur mit Bleifuß. Wenn man die Straßenpolizei, unerwartete Reifenpannen, unterspülte Brücken und andere Fährnisse (in Betracht zog?) außer Acht ließ, konnte ich es leicht nach Indianapolis schaffen und hatte noch ausreichend Zeit übrig.
    Als ich den letzten staubigen Sack zugeschnürt und im Kofferraum verstaut hatte, fuhr ich in die Stadt zurück, suchte nach einem Telefon und fand eins an einer Tankstelle. Während ein Junge in einem verdreckten Overall meinen Tank fütterte, tätigte ich einen Anruf bei der Polizei von Cincinnati. Als meinen Namen nannte ich den einer anderen Farmersfamilie an derselben Straße und entlockte den Gesetzeshütern das Versprechen, auf dem Fleming-Hof nach dem Rechten zu sehen und, falls nötig, die Tramps von dort zu vertreiben. Ich vermittelte ihnen den Eindruck, dass die Eindringlinge noch immer dort waren; es konnte nicht schaden, wenn sie die Sache vorsichtig angingen. Ich gab ihnen den Namen und die Telefonnummer von meinem Dad, damit sie dem Besitzer Bescheid sagen konnten, und hängte ein.
    Weil ich Zeit und Lust dazu hatte, entschied ich mich, in Nostalgie zu schwelgen und eine Fahrt durch meine alte Heimatgegend zu machen. Ich musste mich davon überzeugen, dass die Jagdgründe meiner Jugend noch vorhanden waren und von einer neuen Generation von Kindern genutzt wurden.
    Meine Eltern würde ich nicht besuchen; ich wollte nur einen Blick auf unser Haus werfen und dann weiterfahren. Ein Besuch wäre zu kompliziert und zu schmerzlich geworden. Sie würden erwarten, dass ich über Nacht bliebe und mich mit Essen voll stopfen wollen, und es gab keine Ausrede, mit der ich sie hätte davon abbringen können.
    Ich konnte ihnen natürlich auch rundheraus die Wahrheit über mich erzählen und darauf hoffen, dass sie es verstanden und akzeptierten, aber für diesen Versuch war ich noch ganz und gar nicht bereit.
    Dad war vor Jahren von der Farm fortgezogen, so dass er näher bei seinem Laden sein und Mom zu ihrem lang ersehnten fließendem Wasser im Haus verhelfen konnte. Ihre Gegend kam mir mittlerweile kleiner und einfacher vor, aber sie wirkte immer noch vertraut. Es gab zahlreiche Beweise, dass das Radio das traditionelle Familienleben noch nicht – wie ursprünglich vorhergesagt – beeinträchtigt hatte. Etliche Leute saßen auf ihren Veranden, um eine kühle Abendbrise zu genießen. Die Fenster standen offen, die Rollläden waren hochgezogen, und die sanft erleuchteten Vierecke der Fenster gewährten flüchtige Einblicke in das Leben anderer. Ich betrachtete sie mit dem entrückten Interesse eines Galeriebesuchers.
    Diese Entrücktheit zerstob in dem Augenblick, als ich den schwarzen Lincoln vor dem Haus meiner Eltern parken sah. Jetzt war ich wirklich sauer. Sie konnten gerne mir nachspionieren und auf die Nerven fallen, aber nicht meiner Familie. Ich bremste, sprang aus dem Wagen und hatte die Hälfte der Auffahrt zurückgelegt, als mein gesunder Menschenverstand sich meldete und mich zur Vorsicht mahnte. Wenn ich so plötzlich an der Haustür erschien, wurde Braxton vielleicht hysterisch und fuchtelte wieder mit seinem Kreuz herum, und das wollte ich meiner Mutter nun wirklich nicht zumuten.
    Ich ging durch den Garten und bezog Posten im Gebüsch unter dem offenen Wohnzimmerfenster. Wie bei den meisten Familien wurde auch bei uns Freundesbesuch in die Küche gebeten; Fremde wurden dagegen ins förmlichere Wohnzimmer gesetzt. Mom war ganz in ihrem Element; durch die Vorhänge im offenen Fenster konnte ich alle gut erkennen, und mit meinem empfindlichen Gehör verstand ich jedes Wort. Braxton und Webber waren offenbar gerade erst eingetroffen und setzten eben zu einer Unterhaltung an. Braxton bestritt den Löwenanteil in jener gestelzten und höflichen Sprache, die man bei Leuten anwendet, von denen man etwas will.
    Auf meinen Vater machte sie keinen Eindruck. Er hatte jeden Tag mit Vertretern zu tun.
    »Mister Braxton, Sie sagten, dass Sie mit uns über Jack reden wollten«, unterbrach er den Wörterschwall des anderen.
    »In der Tat, ja, Mister Fleming.« Braxtons Stimme klang angenehmer und kultivierter, als ich es für möglich gehalten hätte, ohne die schrillen Untertöne von

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