Jack Fleming 02 - Blutjagd
ausgefallen, und daher hatten Dad und er keine Schwierigkeiten damit, die Unruhestifter auf die Straße zu werfen. Das damit einhergehende Gezeter und die grobe Sprache weckten ein paar Nachbarn auf, die länger geschlafen hatten, aber sie wurden durch die Show mehr als entschädigt.
Am gleichen Tag kamen die Cops vorbei, und zuerst dachte Mom, dass Braxton sie gerufen hätte, aber sie kamen wegen einer ganz anderen Sache. Jemand von der Grunner-Farm hatte Herumtreiber auf unserem alten Grundstück gemeldet, aber die Grunners behaupteten, nicht das Geringste von einem Anruf zu wissen. Allerdings hatte tatsächlich ein Einbruch stattgefunden, ganz wie in der Meldung.
»Ich kann dir sagen, dein Vater ist so sauer, dass er sich ein Monogramm in den Bauch beißt«, beschloss sie ihren ausführlichen Schadensbericht.
»Repariert er es also?«
»Nun ja, sicher, aber dafür braucht er eine Weile, und danach haben wir noch immer keine Garantie, dass dort nicht wieder jemand herumstöbert.«
»Oh doch, die haben wir.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine: Was würde es Dad kosten, im Haus anständige Rohre zu legen?«
Als wir noch dort gewohnt hatten, hatte Mom die Summe bis auf den letzten Penny gekannt, aber mittlerweile war sie sich nicht mehr so sicher. »Wieso ist das jetzt noch wichtig?«
»Wenn er ein paar Leitungen legt, kann er das Haus vermieten. Dann ist es bewohnt, und ihr beiden habt jeden Monat ein zusätzliches Einkommen.«
»Du willst, dass ein Haufen Fremder in unserem alten Haus herumwuselt?«
Damals hatte sie der Farm keine allzu große Liebe entgegengebracht. »Besser ein Haufen Fremder, der euch Miete zahlt, als ein paar Tramps, die alles kaputt machen.«
»Na ja ...«
»Stell doch mal fest, wie viel es kostet, und ich gebe euch das Geld ...«
»Aber das kannst du dir doch nicht leisten ...«
»Jetzt kann ich es. Ich habe einen sehr verständnisvollen Boss, der für gute Arbeit Bonusgelder zahlt.«
»In diesen schweren Zeiten? Der ist sicher einer von den Carnegies.«
»So ungefähr. Wirst du das tun?«
Sie nahm es sich vor, und als ich einhängte, geschah es mit etwas mehr Zuversicht in ihre Zukunft. Meine eigene Zukunft beinhaltete das dringende Vorhaben, zu Bobbi zu gehen. Ich rief sie an und fragte sie, ob sie heute Besuch empfing.
»Das ist eine komische Art, es auszudrücken«, sagte sie.
»Heute Nacht bin ich in altmodischer Stimmung.«
»Ach ja? Nun, dann komm doch vorbei. Ich habe gerade Proben, aber ich glaube, wir können dich dazwischen schieben.« Ich war enttäuscht, ließ es aber nicht hören. »Hast du Gesellschaft?«
»Uh-huh.«
»Marza?«
»Ja, genau.« Ihre Formulierungen sagten mir, dass jemand mithörte.
»Vielleicht sollte ich wegbleiben.«
»Nein ...«
»Du meinst, wenn du es ertragen kannst, kann ich es auch.«
Sie lachte. »Ja, so in etwa.«
»Okay, aber wenn sie mir ans Leben will, behalte ich mir das Recht zu einem Rückzug auf sichere Entfernung vor.«
Wieder lachte sie zustimmend, und wir verabschiedeten uns. Als ich zurückkam, war Escott tief in eine Unterhaltung mit einem kräftigen bärtigen Mann verstrickt, der eine weiße Schürze trug. Ihren Gesten nach zu urteilen sprachen sie über Essen, und zwar auf Deutsch, wovon ich nur ein paar Worte kannte.
Der Mann verkündete irgendein Argument, dem Escott zustimmte, machte ein erfreutes Gesicht und zog sich zurück. »Worum ging es?«
»Wider mein besseres Wissen hat Herr Braungardt mich zu einem Nachtisch verführt, zu einer Torte seiner eigenen Kreation. Das kann eine Weile dauern, und ich möchte dich nicht aufhalten.«
»Wie lange kann es schon dauern, einen Nachtisch zu essen?«
»Lange genug, dass er versucht, dich zum Probieren eines Stückes zu überreden. Ich finde schon allein nach Hause. Mach dir keine Sorgen.«
»Falls du Hilfe brauchst: Ich bin bei Bobbi.« Grinsend überließ ich ihm seinem üppigsüßen Schicksal.
Ich entdeckte einen Laden, in dem es Blumen gab, und erstand eine Hand voll der am wenigsten verwelkt aussehenden Rosen. Sie ruhten in meiner Armbeuge, als ich auf Bobbis Stockwerk aus dem Aufzug trat. Der Liftboy musste mir diesmal nicht sagen, dass sie Besuch hatte; trotz der Wände und der massiven Tür konnte ich das Klavier und ihre Stimme deutlich hören.
Ich überlegte, vor der Tür zu warten, bis das Lied zu Ende war, aber sie brach mitten in einer Note ab. Eine gemurmelte Beratung fand statt, dann setzte die Musik wieder ein. Marzas Stimme war kaum
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