Jack Fleming 02 - Blutjagd
Damentoilette und rief nach Bobbi und Marza. Niemand antwortete.
»Sie müssen den hinteren Aufzug genommen haben«, vermutete die Frau.
Der lag am Ende des Flurs um eine Ecke, und weitere Leute standen mir im Weg.
»Was zum Teufel ist hier passiert?«
»Ich hörte eine Explosion.«
»War das 'ne Bombe?«
»Nee, Big Al ist wieder da und schmeißt 'ne Party.«
»Das muss eine Schusswaffe gewesen sein – Johnny sagte, dass jemand angeschossen wurde.«
»Gottverdammte Trunkenbolde, versauen einem die ganze Show.«
Ich achtete nicht auf ihre Spekulationen und schlug auf den Aufzugsknopf. Dieses Mal konnte ich nicht durch den Boden sickern, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Außerdem hatte der Liftboy vielleicht etwas gesehen.
Das hatte er tatsächlich und berichtete es mir auf der Fahrt nach unten. »Ja, die Blonde, ein echtes Zuckerpüppchen – die stach wie ein Feuerwerk aus der Gruppe heraus.«
»Welcher Stock?«
»Die beiden sind vor ein paar Minuten im Erdgeschoss ausgestiegen.«
»Die beiden?«
»Sie hatte irgendeine Harpyie bei sich. Offenbar wollten sie rasch gehen, genau wie ein paar andere auch. Was ist eigentlich los? Was ist denn mit Ihnen passiert?«
Wir erreichten das Erdgeschoss, und ich ließ ihn weiter rätseln. Der hintere Flur war leer, also ging ich nach vorne. Mittlerweile war ein Cop in der Eingangshalle und stellte Fragen. Ich wartete, bis er im Aufzug war, und überflog die Gesichter. Keine Bobbi, aber der Portier war immer noch da.
»Hey, ist hier eine Blondine in einem roten Kleid rausgegangen? Eine Schwarzhaarige in Grün war bei hier.«
»Hab' sie nicht gesehen.«
»Wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihnen doch, dass sie warten sollen.«
»Laut den Cops müssen alle hier warten. Ich darf niemanden rauslassen.«
Ich durchstöberte das Erdgeschoss, überprüfte erneut die Waschräume, hatte aber kein Glück. Sie hätten vorne rausgehen sollen; die Straße war belebter, und die Chance, ein Taxi zu erwischen, war größer, aber andererseits hätten sie überhaupt nicht gehen sollen. Wenn sie gehört hätte, dass jemand niedergeschossen worden war, wäre Bobbi zur Stelle gewesen, um sicher zu gehen, dass es sich nicht um mich handelte. Marza musste sie davongezerrt haben, um sie zu beschützen. Marza sollte zum Teufel gehen.
Der Hinterausgang stand offen und war unbewacht – so viel zu den Anweisungen der Cops. Er führte auf eine weitere Straße mit Autos und sonst nichts. Ich rief Bobbis Namen, aber es kam keine Antwort.
Nachdem ich eine Menge Zeit verschwendet hatte, ging mir endlich ein Licht auf und ich fuhr zu Bobbis Hotel. Sicher waren sie dorthin gegangen, weil es näher lag als das von Marza. Bevor ich den Fahrstuhl erreichte, hielt Phil mich auf.
»Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte er und starrte auf das Loch in meiner Kleidung, wo die Schrotladung hindurchgegangen war.
»'Ne Schlägerei.« Ich wollte rasch an ihm vorbei.
»Das hat vor einer Minute ein Junge vorbeigebracht.« Er reichte mir einen großen Umschlag, auf dem mein Name in Blockbuchstaben geschrieben stand.
»Ist Miss Smythe eingetroffen?«
»Ihre Freundin, ja, sie ist ...«
Ich ließ ihn stehen. Der Aufzug kroch zum dritten Obergeschoss hinauf. Ich ging hinein ohne anzuklopfen. Marza fuhr vom Sofa hoch. Ihr gelacktes Haar war zerwühlt, und ihre Augen loderten.
»Wer waren die?«, wollte sie wissen.
»Wo ist Bobbi?«
Sie zitterte in ihrem grünen Kleid. »Wer waren die?« Wenn Blicke hätten töten können, hätte ich mich besser gleich neben Braxton aufbahren lassen. Sie sprang mich mit ausgestreckten Armen an. Einer ihrer zentimeterlangen Nägel war abgebrochen, aber es waren immer noch neun übrig, die auf mein Gesicht zielten. Ich ließ den Umschlag fallen, packte ihre Arme gerade noch rechtzeitig und hielt sie auf Sicherheitsabstand. Sie trat und zappelte, bis ihr die Luft ausging, dann gaben ihre Knie nach, und sie sank zu Boden und unterdrückte mühsam die frustrierten Schluchzer.
»Was ist passiert?«, fragte ich. Irgendwie ließ ihr wildes Gebaren mich kalt und sachlich werden.
»Sie haben sie entführt« , spuckte sie. »Wer waren die?«
»Wann?«
»Als wir aus dem Studio kamen. Er sagte, ich sollte hierher kommen und auf Sie warten.«
Oh Gott. »Ein blonder Mann, mit langem Mantel?«
»Wer war das? Er hatte eine Waffe ...«
»War noch jemand dabei? War er allein?«
»Die Frau mit dem Messer.« Sie holte krampfhaft Luft. Immer noch zitternd ließ sie
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