Jack Holborn
erst zurück, als ich in die Kombüse einbog. Er stand immer noch an der Reling, schaute aber jetzt hinaus aufs Meer. Sehr gespannt. Ich glaubte zu wissen, wonach. Seine Augen glänzten vor Sehnsucht.
Als ich die nächste Gelegenheit hatte, an Deck zu kommen – um zwei Eimer zu leeren –, hatte er sich aufs Achterdeck begeben. Er sprach mit Mister Morris … sehr eifrig … gestikulierte … deutete … zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf … starrte hinauf zum Topsegel – oder zum Himmel – dann in die kalten Augen von Mister Morris … Mister Morris, beinahe ein adretter kleiner Herr, schüttelte den Kopf und wollte sich abwenden, aber Mister Trumpet wich nicht von der Stelle. Ich versuchte, näher zu kommen, sah aber, daß sich Mister Trumpets Nase rümpfte, als ihn das Aroma meiner Eimer erreichte. Dann drehte sich Mister Morris brüsk um und ging davon. Mister Trumpet starrte ihm nach, bis er fühlte, daß ich ihn scharf beobachtete. Darauf wandte er sich mit einem langen, schiefen, fragenden Blick, der mit Bitterkeit gewürzt war, mir zu. Aber ich hatte den Ausdruck gesehen, den er so hurtig verdrängt hatte: Verzweiflung und Wut.
Ich zog mich langsam zurück, als einer meiner Eimer sich an etwas verfing – umkippte und auslief. Ich drehte mich, um festzustellen, was dieses Unglück verursacht hatte. Mister Taplow! Ein Guß von Mister Pobjoys stinkendem Abfall rann an seiner Hose runter. Aber sein Gesicht zeigte keine Wut, obwohl seine riesigen Fäuste geballt waren, als wolle er mir den Schädel einschlagen. Sie hingen ihm an den Seiten wie vergessen.
Er sah über mich hinweg. Sein Mund, noch zum Fluchen geöffnet, verbreitete sich zu einer Art Lächeln. Mister Trumpet, am Achterdeck, lächelte zurück – in Mister Taplows heiße Augen. Ein rasches Lächeln, im Augenblick schon wieder unterdrückt. Mister Taplow wischte mit der Faust über den Mund, öffnete dabei die Finger, wobei sein Zeigefinger an der Nase verweilte und dann eine langsame Linie am Mundwinkel vorbeizog, als wolle er dafür eine neue Form zeichnen …
Gegen Nachmittag wurde die Luft zum Schwitzen heiß, und der Wind legte sich fast vollständig. Trotz der großen Hitze ließ Mister Morris die Mannschaft in die Rahen klettern und jeden Zoll Leinwand setzen, um den sterbenden Wind einzufangen. Unter voller Besegelung flappte, knarrte und ächzte die Charming Molly wie ein alter Mann bei Turnübungen, und kam, wie ein alter Mann, wenig voran, weil so erbärmlich wenig Wind wehte.
Ein schwacher grauer Hügel, den ich hinter uns am Horizont gesehen hatte, hatte sich jetzt zu einem kleinen Berg ausgewachsen, der die See mit dem Himmel zu vereinen schien. Was immer er war, er zog dauernd unruhige Blicke der gesamten Mannschaft auf sich und trieb sie zur Arbeit, gute Fahrt zu machen, um ihm zu entrinnen. Es gab nur eine Meinung über diese Schwärze: »Gott helfe uns, wenn wir da reinkommen.«
Dann stieg die Sonne langsam quer an unserem Klüver vorbei und wieder hinunter, wo sie hing wie eine blutige Lampe. Große schwarze und violette Wolken krochen am Himmel hinter uns hoch, in verrückten, erschreckenden Formen. Am häufigsten waren sie wie wilde Bestien mit gestreckten Klauen – und mir fielen Worte ein, die ich gehört hatte: »Da geht er, wie ein großer schwarzer Tiger am Himmel.«
Ich hatte Mister Trumpet einige Stunden nicht gesehen, und gegen Abend verschwand auch Mr. Taplow. Ich begann, in alle dunklen Winkel zu schauen. Aber ich fand keine Spur von Mister Trumpet oder Mister Taplow. Nur noch ein Ort blieb zu durchsuchen, dafür mußte ich aber bis zur Dunkelheit warten. Als es Nacht war, ging ich dorthin und betete, daß mich kein Licht verraten würde, während ich Zoll um Zoll die Falltüre hob. Ich hatte eine Ahnung, daß Mister Trumpet und Mister Taplow im Laderaum zusammen waren.
Absolutes Schweigen herrschte im Innern, und der alte vertraute Gestank stieg still empor wie ein fragendes blindes Wesen. Einen Augenblick glaubte ich, daß ich mich getäuscht oder sie durch eine Bewegung erschreckt hätte – als kleine Laute vernehmbar wurden. Einen nach dem anderen erkannte ich: das Knarren der maulenden Schiffswand … das Klatschen der Wellen an unsere Seiten … das leise Schwappen des Bilgenwassers … das frauenhafte Rascheln panischer Ratten … Aber man hörte auch ein anderes Geräusch, ein schwaches Zischen, das kam und ging, kam und ging … Ein Atemgeräusch.
»Was war das?«
Mannesgeflüster ist
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