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Jack Holborn

Jack Holborn

Titel: Jack Holborn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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gerettet –?« fuhr Mister Trumpet verständnislos fort. »Einmal hast du dein Leben riskiert. Das zweite Mal deinen Beutel geopfert. Und jetzt, wo nichts auf dem Spiel steht, weder Leib noch Leben, gibst du deinen guten Namen drein, um ihm den Garaus zu machen. Was ist die Idee hinter dem allem, Jack? Gesundheit und Vermögen bist du bereit zu opfern. Was ist das dritte, daß du dreingeben kannst! Weißt du das selbst in deinem unglücklichen Herzen?«
     
    Die Kutsche nach London sollte um elf Uhr gehen. Ich war gespannt, ob Mister Trumpet versuchen würde, ihn zu sprechen, bevor wir fuhren. (Denn wir fuhren nach London, ungeachtet der Katastrophe.) Aber er saß rum im Gastzimmer des »Nordstern«, starrte aus dem Fenster und blickte von Zeit zu Zeit nach der Uhr. Vielleicht fragte er sich, ob ich gehen wollte. Er sah dafür trübsinnig genug aus. Aber ich hatte weder den Willen noch den Mut, diesem Mann in seinem äußersten Unglück zu begegnen, in das ich ihn gestoßen hatte. Zudem hätte er nur geglaubt, ich käme, um mir mein Geheimnis zu erbetteln. Und das hatte ich jetzt hinter mich getan.
    »Ich dachte, du wärst ihm ergeben, Jack«, sagte Mister Trumpet endlich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Willst du ihn sehen, bevor wir fahren?«
    »Nein.«
    »Ist vielleicht auch gut so. Losgeschnitten – und sauber geschnitten, wie?«
    »Wollen Sie gehen, Mister Trumpet?«
    Er schüttelte den Kopf. Hatte keinen Sinn. Was war zu erreichen?
    Obwohl er es nicht aussprach, war es doch klar, daß er nicht gehen wollte, um nicht gefragt zu werden, wer der Verräter gewesen war … Ihm war lieber, daß Lord Sheringham, unser verlorener Gefährte, von einer unnötigen Wahrheit nicht betrübt werden sollte. Mir wurde traurig klar, daß Mister Trumpet zwar noch mit mir zusammenblieb, aber nur noch aus Mitleid: seine Zuneigung war hin.
    Etwa um Viertel nach zehn kam ein vergammelt aussehender Kunde in den »Nordstern«. Das war der Mann, der die erste Nachricht brachte. Er sah sich um. »Master Jack Holborn?«
    Ich nickte – mit einer halben Ahnung.
    »Was ist Ihnen das wert?« Er hielt ein gefaltetes Stück Papier hoch. Einen Augenblick dachte ich, mein Geheimnis stehe darin. Glühende Kohlen. In welchem Falle der Wert des Papiers – »– einen Krug Bier«, sagte Mister Trumpet.
    Der Bote hatte den Vorteil bei diesem Handel. Ich kriegte nur drei Worte: Komm zu mir. S.
    »Eine Antwort, Master Holborn?«
    »Nein. Keine Antwort.«
    Die Kutsche nach London verließ Weymouth Punkt elf Uhr, und bis zur letzten Minute hat Mister Trumpet wahrscheinlich erwartet – ja gehofft – daß ich in Erwiderung der Botschaft fortginge. Er blickte immer wieder zur Kirchenuhr empor und sagte mir, wieviel Zeit wir noch hätten. Er schritt im Hof auf und ab und sagte es mir … Dann, als es klar war, daß ich nicht gehen würde, runzelte er die Stirn, als sei er auf eine dunkle Stelle in der menschlichen Natur gestoßen, die er sich nicht hätte träumen lassen.
    Erst volle fünf Minuten, nachdem wir abgefahren waren, begann meine Reue. Denn ich stellte mir vor, daß möglicherweise in seinen letzten Tagen er – der Mann im Gefängnis – an einen Punkt gelangt sei, wo ihm das Böse nicht mehr nützen und das Gute nicht mehr schaden konnte. Ich stellte mir vor, daß er mir ein Geschenk zu machen wünschte – und eine Beichte.
    Diese Hoffnungsmade nagte die ganze Zeit bis nach Dorchester. Anderes gab es nicht zu denken, nichts, um einen abzulenken. Es regnete heftig, und die Kutschenfenster vergossen ruhelose Tränenbäche.
    Ein Wort von Mister Trumpet zu dieser Zeit, und ich wäre zurückgefahren, auch in diesem leidigen Regen. Aber kein solches Wort kam. Er hatte in der Kutsche Freundschaft geschlossen und würdigte mich kaum eines Blickes.
    Ich dachte daran, mir eine Guinea von ihm zu borgen und damit zurückzufahren. Denn was hatte ich in London zu hoffen? Die Hoffnung, soweit es sie überhaupt gab, lag im Gefängnis von Weymouth. Eine quälende Hoffnung, die ich für tot gehalten hatte.
    Im Wirtshaus von Blanford hatte ich mich entschlossen, Mister Trumpet um diese Guinea anzugehen. Es war ein weltliches Wirtshaus, und Mister Trumpet war ein weltlicher Mann. Ein halbes Dutzend Reisende waren im Gastzimmer, und Mister Trumpet erklärte dem Wirt, wie man Wein würzte.
    Der Wirt hätte ihm geantwortet, wollte es anscheinend gern, als der triefende Herr mit seinen vielen Umhängen kam und sofortige Bedienung verlangte.
    Er sah sich sehr

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