Jack Holborn
schwarzen Leibrock und blaßfarbenen Hosen bekleidet. Ich weiß noch, daß die Knöpfe an seinen Manschetten glitzerten, wenn ein Flackerschein der Laterne auf sie fiel – und wie das Licht über seinen schmalen Degen huschte … Er trug einen Dreispitz etwas schief, was ihm einen verwegenen Anblick verlieh, wie einem Herrscher der Nacht.
Er hob die Laterne und ließ sie dreimal blinken. Weit entfernt, in Richtung des jetzt verborgenen Hafens, antwortete ein anderes Licht. Wieder signalisierte er. Wieder kam die Antwort, unheimlich prompt. Er nickte, und einer nach dem anderen kletterte die Besatzung über die Bordkante ins wartende Boot. Als letzter kam – er selbst, und als er vorbeiging, schien er zu lächeln. Ganz plötzlich kamen mir seine Worte in den Sinn, und ich fand sie ungemütlich passend: »Wenn der Teufel an Land geht, blinkst du dein Licht dreimal …« Mich beschlich ein sehr ängstliches Gefühl, als er sich vor der Reling aufrichtete und dann behende ins Boot hinabkletterte. Ich wollte mit aller Macht einen letzten Blick auf sein weißes Gesicht und den Dreispitz erhaschen, aber er und das Boot waren in die Nacht verschwunden.
Eine sehr atemlose Nacht ohne Mond und mit einer schwarzen Decke von Himmel; sehr schwül schien es – als seien wir, aus welchem Grund auch immer, vom Himmel ausgeschlossen … Ein Segel, das lose von der Großrahe hing, begann leicht gegen den Mast zu schlagen, und so groß war die Stille, daß es klang, wie wenn ein Mann ausgepeitscht würde. Dann das ferne Knirschen der Pinasse, die Strandkies berührte …
Ich glaube, es muß geschehen sein, als das Boot noch nicht richtig an Land war – ich meine festgemacht –, daß die Katastrophe eintrat. Eine Minute mehr hätte vielleicht mehr zuwege gebracht …
Im Wald und Unterholz war ein Hinterhalt gelegt. Sehr still, tödlich still hatten sie da gelegen: wachsam – Augen am Lauf der Musketenrohre; beobachteten den kleinen Strand; holten tief Atem, als die Pinasse kam; zählten die Tritte auf dem Strandkies, geduldig, unter kaltem Befehl – bis ein Mann, entweder aus Angst oder Eifer, sein Gewehr entlud!
So blieb ihnen keine andere Wahl als die Vorsicht aufzugeben und aus dem Versteck zu stürmen, bevor die von Panik überwältigten Männer der Charming Molly zurück in ihr Boot fliehen konnten. Diejenigen, die das Boot an Land gezogen hatten, sprangen und legten sich platt in die Speigatts, bis das Musketenfeuer verschossen war. Die anderen – die größere Hälfte – waren schon halbwegs auf dem Strand, so daß sie durch den Hinterhalt abgeschnitten wurden. Ohne diesen einen verfrühten Schuß wäre kein einziger zurück zum Boot gelangt.
Jetzt begann ein Handgemenge von größter Wildheit und Verwirrung. Buschmesser, Dolche, Säbel, Nägel und sogar Zähne wurden alle zugleich eingesetzt. Der verlorene Teil der Mannschaft zerstreute sich und kämpfte heftig, um wieder zur Pinasse zu gelangen, und die Angreifer, die gekratzt, gebissen, getreten und gehackt wurden, verfolgten sie in der wimmelnden Dunkelheit. Seltsame, verzweifelte Duelle wurden ausgefochten, brachen ab, wurden mit einem Schrei wieder aufgenommen, zogen sich hin über die rutschenden Steine und endeten an einem Fleck in schmutziger Schwärze.
Dann formierten sich die Angreifer von neuem, und unsere Männer bekämpften sich ein paar Sekunden gegenseitig, bevor sie merkten, daß sie eine winzige Chance hatten. Wer konnte, floh, wer es nicht konnte, lag wie ein schwarzer Seestern auf dem Strand. Einer oder zwei, die nahe genug lagen, wurden an Bord der Pinasse geschleppt, aber den übrigen war nicht zu helfen, und sie sahen mit ihren letzten Blicken, wie alle Hoffnung auf Rettung keuchend und verzweifelt aufs Meer hinausschwamm. Schließlich scharrte die Pinasse an unserer Bordseite, und die Landemannschaft kroch zurück an Bord des verblüfften, schweigenden Schiffes.
Ich glaube, schon als die Pinasse von der Küste abstieß, ahnte ich – nein, wußte ich fast sicher –, daß noch etwas anderes schiefgegangen war. Eine gewisse grausige Ziellosigkeit, ein Gefühl der Trostlosigkeit hing über dem Land und über dem verwaisten Boot und verkündete, daß etwas Wesentliches verloren war.
Ich erwartete nicht, sein Gesicht unter denen zu sehen, die sich über die Reling hievten. Als er nicht der erste war, wußte ich, daß er nicht der letzte sein konnte: daher war es zwecklos zu warten.
Ich dachte an den letzten Blick, den ich auf ihn geworfen
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