Jack McEvoy 01 - Der Poet
Agenten vom Field Office warteten auf uns, als der Jet auf dem Sky Harbor International landete. Verglichen mit dort, von wo wir herkamen, war es in Phoenix recht warm, und wir zogen unsere Jacken aus. Jeder trug seine Computer- und Reisetaschen selbst. Thompson hatte außerdem einen Kasten mit seinem Werkzeug bei sich.
Ich fuhr mit Walling und zwei Agenten, die Matuzak und Mize hießen, zwei Weißen, die aussahen, als hätten beide zusammen erst weniger als zehn Jahre Berufserfahrung. Aus ihrem ehrerbietigen Verhalten Walling gegenüber war klar zu ersehen, dass die BSS-Einheit bei ihnen höchstes Ansehen genoss. Entweder waren sie über die Tatsache informiert worden, dass ich Journalist war, oder in Anbetracht meines Bartes und meines Haars zu dem Schluss gelangt, dass ich ungeachtet des FBI-Emblems auf meinem Hemd kein Agent sein konnte. Jedenfalls widmeten sie mir nur sehr wenig Aufmerksamkeit.
»Wo fahren wir hin?«, fragte Walling, während unser unauffälliger grauer Ford dem unauffälligen grauen Ford folgte, der Backus und Thompson vom Flughafen wegbeförderte.
»Zum Scottsdale-Bestattungsinstitut«, sagte Mize. Er saß auf dem Beifahrersitz, und Matuzak am Steuer. Er sah auf die Uhr. »Die Beisetzung findet um zwei statt. Ihr Kollege hat vermutlich nur eine knappe halbe Stunde, bevor sie den Toten anziehen und unter die Erde bringen.«
»Ist es ein offener Sarg?«
»Ja«, antwortete Matuzak. »Er ist bereits einbalsamiert und geschminkt. Ich weiß nicht, was Sie erwarten.«
»Wir erwarten überhaupt nichts. Wir wollen nur einen Blick auf ihn werfen. Ich nehme an, Agent Backus wird im Wagen vor uns bereits informiert. Könntet ihr uns bitte auch ins Bild setzen?« »Das ist Robert Backus?«, sagte Mize. »Er sieht so jung aus.«
»Robert Backus junior.«
»Ach so.« Mize machte ein Gesicht, als sei ihm jetzt klar, weshalb ein so junger Mann das Kommando hatte. »Deswegen.«
»Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, sagte Walling. »Er trägt zwar diesen Namen, aber er ist außerdem der beharrlichste und gründlichste Agent, mit dem ich je gearbeitet habe. Er hat sich die Position, in der er jetzt ist, selbst verdient. Wahrscheinlich wäre es für ihn sogar einfacher gewesen, wenn er einen Namen wie Mize hätte. So, würden Sie uns jetzt bitte erzählen, was passiert ist?«
Ich sah, dass Matuzak sie im Spiegel musterte. Dann richtete er den Blick auf mich, was Rachel nicht entging. »Er ist in Ordnung«, sagte sie. »Seine Anwesenheit wurde von oberster Stelle genehmigt. Er weiß alles, was wir wissen. Haben Sie ein Problem damit?«
»Wenn es geregelt ist, nicht«, sagte Matuzak. »John, erzähl du.«
Mize räusperte sich.
»Da gibt es nicht viel zu berichten, weil wir nicht hinzugezogen wurden. Wir wissen, dass sie diesen Mann, William Orsulak, am Montag in seinem Haus gefunden haben. Er war Cop bei der Mordkommission. Montag war er vermutlich schon seit drei Tagen tot. Er hatte Freitag frei, weil er Überstunden abfeiern musste, und niemand konnte sich erinnern, ihn später als Donnerstagabend in einem Lokal gesehen zu haben.«
»Wer hat ihn gefunden?«
»Ein Kollege, als er Montag nicht zum Dienst erschien. Er war geschieden und lebte allein. Jedenfalls haben sie die ganze Woche nicht gewusst, woran sie sind. Selbstmord oder Mord? Schließlich haben sie sich für Mord entschieden. Das war gestern. Anscheinend gab es zu viel, was gegen einen Selbstmord sprach.«
»Was wissen Sie über den Tatort?«
»Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, Agent Walling, aber wir wissen auch nur, was in den Zeitungen stand. Wie ich bereits sagte, die Polizei von Phoenix hat uns zu dem Ball nicht eingeladen. Nachdem wir heute Morgen das Fax aus Quantico bekommen hatten, hat Jamie Fox, der dort vorn in dem Wagen mit Agent Backus sitzt, sich eingehend mit dem Papierkram beschäftigt. Es schien zu dem zu passen, woran Sie arbeiten, und daraufhin hat er angerufen. Dann wurden auch Bob und ich für die Sache eingeteilt, aber, wie gesagt, wir haben keine sicheren Informationen.«
»Danke.« Rachel hörte sich deprimiert an. Ich wusste, dass sie gern mit im vorderen Wagen gesessen hätte. »Ich bin sicher, wir werden im Bestattungsinstitut alles Erforderliche erfahren. Was ist mit der hiesigen Polizei?«
»Sie wartet dort auf uns.«
Wir näherten uns dem Scottsdale-Beerdigungsinstitut an der Camelback von hinten. Der Parkplatz war schon jetzt voll besetzt, obwohl die Beerdigung erst in zwei Stunden
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