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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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komisch, Jack, aber raus mit Ihnen. Sie haben versprochen, dass Sie sich meinen Anweisungen fügen. Und nun tun Sie bitte, was ich - ein Kunde. Sagen Sie Thorson, es ist eine Frau.«
    Ich senkte den Hörer vor die Brust und sah Thorson an.
    »Kunde im Anmarsch. Aber es ist eine Frau.«
    Ich hob den Hörer wieder ans Ohr.
    »Okay, ich komme gleich«, sagte ich zu Backus.
    Ich legte den Hörer auf, holte einen der Becher aus dem Karton und stellte ihn auf Thorsons Schreibtisch. Ich hörte, wie hinter mir die Ladentür aufging, und die Verkehrsgeräusche auf dem Pico Boulevard für einen Moment lauter wurden. Ohne mich nach der Kundin umzusehen, ging ich hinüber zu dem Schreibtisch, an dem Coombs saß.
    »Kaffee?«
    »Vielen Dank.«
    Ich stellte auch ihm einen Becher hin und kramte in dem Karton nach Tütchen mit Zucker und Milchpulver. Als ich mich umdrehte, sah ich die Frau vor Thorsons Schreibtisch stehen und in einer großen, schwarzen Handtasche wühlen. Sie hatte langes, blondes Haar, offensichtlich eine Perücke. Sie trug eine weiße Bluse über einem kurzen Rock und schwarze Strümpfe. Sie war groß, selbst wenn man die hohen Absätze einkalkulierte, und roch stark nach Parfüm.
    »Na endlich«, sagte sie, nachdem sie gefunden hatte, wonach sie suchte. »Ich soll das hier für meinen Boss abholen.«
    Sie legte ein zusammengefaltetes gelbes Formular vor Thorson auf den Schreibtisch. Er warf einen Blick auf Coombs, ein Versuch, ihm zu signalisieren, dass er diese Transaktion übernehmen sollte.
    »Bis dann, Gordo.«
    Ich warf zum Abschied einen Blick auf Thorson und sah, wie er das Formular betrachtete. Er fixierte etwas mit den Augen. Dann richtete er den Blick kurz auf die Wand, wo sich die Kamera befand. Auf Backus. Und blickte wieder auf die Frau. Ich befand mich bereits hinter ihr und konnte über ihre Schulter hinweg nur Thorsons Gesicht sehen. Sein Mund öffnete sich plötzlich zu einem stummen O. Seine rechte Hand fuhr in sein Jackett. Und dann sah ich, dass in der Hand der Frau ein Messer blitzte. Sie ließ es niederfahren, noch bevor Thorson die Hand wieder aus dem Jackett herausgezogen hatte. Ich hörte seinen erstickten Schrei, als ihm das Messer in die Kehle fuhr. Er sackte nach hinten. Blut spritzte hervor, traf ihre Schulter. Sie beugte sich hastig über den Schreibtisch und ergriff etwas.
    Dann richtete sie sich in Sekundenschnelle auf und wirbelte herum. Sie hatte Thorsons Waffe in der Hand.
    »Keine Bewegung!«
    Die Frauenstimme war verschwunden, und an ihre Stelle war die fast hysterische und angespannte Stimme eines in die Ecke getriebenen männlichen Tieres getreten. Er richtete die Waffe auf Coombs und schwang sie dann in meine Richtung.
    »Fort von der Tür. Hierher!«
    Ich ließ den Karton mit den beiden Kaffeebechern fallen, hob die Hände und bewegte mich von der Tür weg auf ihn zu.
    Der Mann in dem Kleid wirbelte wieder zu Coombs herum. Coombs kreischte.
    »Nein! Bitte, sie beobachten uns, nein!«
    »Wer beobachtet uns? Wer?«
    »Sie beobachten uns mit der Kamera.«
    »Wer?«
    »Das FBI, Gladden«, sagte ich mit so viel Gelassenheit, wie ich aufzubringen vermochte, aber es klang vermutlich nicht viel anders als das Kreischen von Coombs.
    »Können sie uns hören?«
    »Ja, sie können uns hören.«
    »FBI!«, brüllte Gladden. »FBI, einer ist schon tot! Wenn ihr hereinkommt, gibt es noch zwei weitere Tote.«
    Dann drehte er sich zu dem Ausstellungstisch um und richtete Thorsons Waffe auf die Videokamera mit dem eingeschalteten roten Licht. Er feuerte dreimal, bis er sie getroffen hatte und sie rückwärts vom Tisch fiel und zerbrach.
    »Dort hinüber!«, brüllte er mich an. »Wo sind die Schlüssel?«
    »Welche Schlüssel?«
    »Zu dem verdammten Laden!«
    »Immer mit der Ruhe. Ich arbeite nicht hier.«
    »Wer dann?«
    Er richtete die Waffe auf Coombs.
    »In meiner Tasche. Die Schlüssel sind in meiner Tasche.«
    »Schließen Sie die Ladentür ab. Wenn Sie versuchen, rauszurennen, schieße ich Sie genauso ab wie die Kamera.«
    »Ja, Sir.«
    Coombs tat, was von ihm verlangt worden war, dann beorderte Gladden uns beide in den Hintergrund des Ladens, wo wir uns mit dem Rücken gegen die Tür des Lagerraums auf den Boden setzen mussten, damit niemand hindurchstürmen konnte. Dann kippte er beide Schreibtische um, damit sie als Sichtschutz und als Barrieren gegen Schüsse von draußen dienen konnten. Schließlich ging er hinter dem Schreibtisch, an dem Thorson gesessen hatte, in

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