Jack McEvoy 01 - Der Poet
Partner habe sich im Frühjahr nicht selbst umgebracht. Zu diesem Zweck veränderte er den Tatort. Die Entscheidung gegen Detective Daniel Bledsoe wurde nach zweitägiger nicht öffentlicher Anhörung vom Board of Rights getroffen. Bledsoe war für einen Kommentar nicht erreichbar, aber ein Kollege, der ihn bei der Anhörung vertrat, erklärte, der hoch dekorierte Detective würde von seiner Dienststelle, der er dreiundzwanzig Jahre gut gedient hatte, mit ungerechtfertigter Härte behandelt. Offiziellen Verlautbarungen zufolge starb Bledsoes Partner, Detective John McCafferty, am 8 . Mai an einer Schussverletzung, die er sich selbst beigebracht hatte. Sein Leichnam wurde von seiner Frau Susan gefunden, die als Erstes Bledsoe anrief. Bledsoe, so verlautete, begab sich in die Wohnung seines Partners, vernichtete eine Nachricht, die er in der Hemdtasche des Toten fand, und veränderte auch andere Aspekte des Tatorts so, dass es aussah, als sei McCafferty von einem Eindringling erschossen worden, der sich der Waffe des Detectives bemächtigt hatte. Die Polizei teilte mit ...< Soll ich weiterlesen, Jack?«
»Ja, bitte, machen Sie weiter.«
»>Die Polizei teilte mit, Bledsoe sei sogar so weit gegangen, einen zusätzlichen Schuss in McCaffertys Leichnam abzugeben, und zwar in den Oberschenkel. Dann wies Bledsoe Susan an, den Notruf zu wählen, und verließ die Wohnung. Als man ihm später mitteilte, dass sein Partner tot sei, heuchelte er Überraschung. Allem Anschein nach hatte McCafferty, bevor er sich umbrachte, bereits einen Schuss in den Boden abgefeuert, bevor er sich den Lauf der Waffe in den Mund schob und den tödlichen Schuss abgab. Die Ermittler gehen davon aus, dass Bledsoe versuchte, den Tod als Mord erscheinen zu lassen, weil Susan McCafferty mehr Sterbegeld, Krankenversicherung und Rente erhalten hätte, wenn bewiesen worden wäre, dass ihr Mann sich nicht selbst getötet hatte. Entdeckt wurde die Sache, als die Ermittler Susan McCafferty ausführlich über den Todestag ihres Mannes verhörten. Sie gab schließlich zu, mit angesehen zu haben, was Bledsoe tat.< Lese ich zu schnell? Machen Sie sich Notizen?«
»Nein, es ist gut so. Lesen Sie weiter.«
»Okay. >Bei der Untersuchung weigerte sich Bledsoe, irgendeine Beteiligung an dem Plan zuzugeben, und lehnte auch jede Aussage in eigener Sache während der Anhörung durch das Board of Rights ab. Jerry Liebling, Bledsoes Kollege und Verteidiger bei der Anhörung, sagte, Bledsoe habe nur getan, was jeder loyale Partner für einen toten Kameraden und seine Hinterbliebenen getan hätte, und wäre viel zu hart dafür bestraft worden. Andere, am Montag interviewte Polizisten gaben ähnlichen Gefühlen Ausdruck. Höher gestellte Beamte behaupteten jedoch, Bledsoe sei fair behandelt worden, und wiesen darauf hin, dass das Department aus Mitgefühl beschlossen habe, weder gegen Bledsoe noch gegen Susan McCafferty Anklage zu erheben.
McCafferty und Bledsoe haben sieben Jahre lang als Partner unter anderem in einigen Aufsehen erregenden Mordfällen ermittelt. Einer dieser Fälle trug vermutlich zu McCaffertys Tod bei. Die Polizei behauptete nämlich, McCafferty habe unter Depressionen gelitten wegen des unaufgeklärten Mordes an Polly Amherst, einer Grundschullehrerin, die vom Gelände der privaten Hopkins School entführt, sexuell missbraucht, verstümmelt und erwürgt wurde. Diese Depressionen sollen den Gedanken an den Tod durch eigene Hand ausgelöst haben. Außerdem hatte McCafferty mit einem Alkoholproblem zu kämpfen.
Damit hat das Department nicht nur einen guten Ermittler verloren, sagte Liebling nach der Anhörung am Montag, sondern zwei. Das Department hat heute wirklich Mist gebaut.< Das war’s, Jack.«
»Okay. Könnten Sie das bitte auf meinen Computer überspielen? Ich habe meinen Laptop dabei.«
»Okay. Was ist mit den anderen Storys?«
»Kehren Sie bitte noch einmal zu den Schlagzeilen zurück. Geht es bei ihnen auch um McCaffertys Tod, oder betreffen sie nur seine Ermittlungen?«
Sie brauchte eine halbe Minute, um die Schlagzeilen durchlaufen zu lassen. »Sieht aus, als beträfen sie alle seine Fälle. Eine Menge über die Lehrerin. Nichts weiter über den Selbstmord. Und wissen Sie was - der Grund dafür, dass ich nicht schon am Montag auf diese Story gestoßen bin, ist, dass das Wort >Selbstmord< darin nicht vorkommt. Das war das Stichwort, das ich eingegeben hatte.«
Das hatte ich mir bereits selbst zusammengereimt. Ich bat sie, auch die
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