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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sowieso herausfinden werden.«
    »Dann erzählen Sie es uns«, sagte Bechy. »Und spannen Sie uns nicht länger auf die Folter.«
    Pierce konnte förmlich spüren, wie sich Charlie Condons Muskeln unter seinem Tausenddollaranzug zusammenzogen, während er auf die Enthüllung wartete, von der er nichts wusste.
    »Also, die Sache ist die … ich hatte früher mal einen Pferdeschwanz. Meinen Sie, das könnte ein Problem darstellen?«
    Zunächst dauerte das Schweigen an, aber dann legte sich ein Lächeln auf Goddards steinerne Miene, und schließlich begann er zu lachen. Ihm folgte Bechys Lächeln, und dann lachten alle, einschließlich Pierce, obwohl es ihm wehtat. Die Anspannung war abgebaut. Charlie hieb in dem offensichtlichen Bemühen, die allgemeine Heiterkeit zu unterstreichen, mit geballter Faust auf den Tisch. Die Reaktion war in Relation zur Witzigkeit der Bemerkung deutlich übertrieben.
    »Also schön«, sagte Condon. »Sie sind gekommen, um etwas zu sehen. Wie wär’s also, wenn wir ins Labor runtergehen und uns das Projekt ansehen, mit dem dieser Komiker hier den Nobelpreis gewinnen wird?«
    Er legte die Hände um Pierces Hals und tat so, als wolle er ihn erwürgen. Pierces Lächeln verflog, und er spürte, wie er rot wurde. Nicht wegen Condons gespieltem Würgeversuch, sondern wegen der Bemerkung über den Nobelpreis. Pierce fand es ein wenig daneben, eine so bedeutende Ehrung zu trivialisieren. Außerdem wusste er, dass er sie nie erhalten würde. Sie würde nie dem Betreiber eines privaten Labors verliehen. Das wäre gegen die Statuten gewesen.
    »Noch eins, bevor wir nach unten gehen«, sagte Pierce. »Jacob, haben Sie die Geheimhaltungsformulare dabei?«
    »Aber ja, hier«, sagte der Anwalt. »Fast hätte ich’s vergessen.«
    Er hob seine Aktentasche vom Boden auf den Tisch und öffnete sie.
    »Ist das wirklich nötig?«, fragte Condon.
    Es war alles abgesprochen. Pierce hatte darauf bestanden, dass Goddard und Bechy Geheimhaltungsformulare unterschrieben, bevor sie das Labor betraten und an der Präsentation teilnahmen. Condon war dagegen gewesen, aus Sorge, es könnte für einen Investor vom Kaliber Goddards beleidigend sein. Aber das hatte Pierce nicht gekümmert, und er hatte nicht nachgegeben. Sein Labor, seine Spielregeln. Deshalb hatten sie sich auf einen Plan geeinigt, der es als lästige Routinemaßnahme erscheinen ließe.
    »Das wird bei uns im Labor generell so gehandhabt«, sagte Pierce. »Ich finde nicht, dass wir in diesem Fall eine Ausnahme machen sollten. Justine hat eben davon gesprochen, wie wichtig es ist, jedes Risiko zu vermeiden. Wenn wir nicht –«
    »Ich finde das absolut vernünftig«, unterbrach ihn Goddard. »Ich hätte es eher befremdlich gefunden, wenn Sie diese Maßnahme nicht ergriffen hätten.«
    Kaz schob Goddard und Bechy jeweils eines der zweiseitigen Formulare zu. Er nahm einen Stift aus der Innentasche seiner Anzugjacke, drehte daran und legte ihn vor ihnen auf den Tisch.
    »Es ist mehr oder weniger ein Standardtext«, sagte er. »Grundsätzlich sind alle firmeneigenen Prozesse, Verfahren und Formeln im Labor geschützt. Alles, was Sie während Ihres Aufenthalts dort sehen und hören, muss streng vertraulich behandelt werden.«
    Goddard machte sich nicht die Mühe, das Schriftstück zu lesen. Das überließ er Bechy, die gute fünf Minuten benötigte, um es zweimal durchzugehen. Die anderen sahen wortlos zu und nach Beendigung ihrer Durchsicht griff sie wortlos nach dem Stift und unterschrieb. Dann reichte sie den Stift Goddard, der das vor ihm liegende Dokument unterzeichnete.
    Kaz nahm die Formulare an sich und steckte sie in seine Aktentasche. Danach standen alle auf und gingen in Richtung Tür. Pierce ließ den anderen den Vortritt. Draußen auf dem Flur, kurz bevor sie den Aufzug erreichten, tippte ihm Jacob Kaz an den Arm, und sie ließen sich kurz hinter die anderen zurückfallen.
    »Mit Janis alles klar?«, flüsterte Kaz.
    »Mit wem?«
    »Janis Langwiser. Hat sie Sie angerufen?«
    »Ach so. Ja, sie hat angerufen. Alles klar. Danke für den Tipp, Jacob. Sie macht einen sehr kompetenten Eindruck.«
    »Kann ich sonst etwas für Sie tun?«
    »Nein. Alles klar. Danke.«
    Die Tür des Laboraufzugs ging auf, und sie bewegten sich darauf zu.
    »Jetzt geht’s runter in den Kaninchenbau, hm, Henry?«, sagte Goddard.
    »Ganz richtig«, erwiderte Pierce.
    Pierce schaute sich um und sah, dass sich auch Vernon auf dem Flur hatte zurückfallen lassen und anscheinend

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