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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Pierces Erscheinen.
    Goddard war Anfang fünfzig, mit dichtem Haarwuchs und den scharfen Augen eines Vogels, der in seinem Leben bereits eine viertel Milliarde Würmer zusammengetragen hat. Er trug einen cremefarbenen Anzug mit weißem Hemd und gelber Krawatte, und den dazu passenden Hut sah Pierce neben ihm auf dem Tisch liegen. Nach Goddards erstem Besuch bei Amedeo hatte jemand festgestellt, dass er sich in seinem Äußeren an dem Schriftsteller Tom Wolfe orientierte. Das Einzige, was fehlte, war der Gehstock.
    »Ja«, sagte Pierce. »Ich bin gegen eine Wand gefahren.«
    »Wann war das? Wo?«
    »Sonntagnachmittag. Hier in Santa Monica.«
    Pierce musste das Thema wechseln. Ihm war nicht wohl dabei, um den heißen Brei zu reden, und er wusste, Goddards Fragen waren keine oberflächliche oder besorgte Konversation. Der Vogel spielte mit dem Gedanken, achtzehn Millionen Würmer locker zu machen. Seine Fragen waren Teil der erforderlichen Sorgfaltspflicht. Er versuchte herauszufinden, worauf er sich womöglich einließ.
    »Hatten Sie was getrunken?«, fragte Goddard unverblümt.
    Pierce schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Nein. Ich bin nicht mal selbst gefahren. Aber ich setze mich nicht ans Steuer, wenn ich etwas getrunken habe, Maurice, falls es das ist, was Sie meinen.«
    »Dann freut es mich, dass Sie so weit okay sind. Könnten Sie mir bei Gelegenheit bitte eine Kopie des Unfallberichts zukommen lassen? Für unsere Unterlagen, verstehen Sie?«
    Das zog ein kurzes Schweigen nach sich.
    »Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Es hatte nichts mit Amedeo und unserer Arbeit hier zu tun.«
    »Das ist mir durchaus klar. Aber machen wir uns doch nichts vor, Henry. Sie sind Amedeo Technologies. Es ist Ihr kreatives Genie, mit dem das Unternehmen steht und fällt. Ich habe schon so einige kreative Genies kennen gelernt. Einige würde ich mit meinem letzten Dollar unterstützen. Anderen gäbe ich nicht einen einzigen, selbst wenn ich hundert hätte.«
    An dieser Stelle machte er Schluss. Und Bechy übernahm. Sie war zwanzig Jahre jünger als Goddard, hatte kurzes dunkles Haar und helle Haut, und ihr Auftreten strahlte Selbstbewusstsein und den unbedingten Willen aus, den anderen immer einen Schritt voraus zu sein. Trotzdem waren Pierce und Condon schon bei einer früheren Gelegenheit zu der Auffassung gelangt, dass sie ihre Position einer über das rein Geschäftliche hinausgehenden Beziehung zu dem verheirateten Goddard verdankte.
    »Damit will Maurice zum Ausdruck bringen«, sagte sie, »dass er in Erwägung zieht, in größerem Umfang in Amedeo Technologies zu investieren. Um das mit einem guten Gefühl tun zu können, muss er auch, was Sie angeht, ein gutes Gefühl haben. Er muss Sie kennen. Er möchte sein Geld niemandem anvertrauen, der unnötige Risiken eingeht, bei dem seine Investition nicht gut aufgehoben wäre.«
    »Ich dachte, es ginge hier um die wissenschaftlichen Aspekte. Um das Projekt.«
    »Natürlich, Henry«, sagte sie. »Aber das geht Hand in Hand. Ohne den Wissenschaftler ist die Wissenschaft gar nichts. Wir möchten, dass Sie engagiert und besessen von der Wissenschaft und Ihren Projekten sind. Aber nicht unachtsam oder gar rücksichtslos, was Ihr Leben außerhalb des Labors angeht.«
    Pierce sah ihr lange in die Augen. Plötzlich fragte er sich, ob sie wusste, was tatsächlich passiert war, und über seine hartnäckigen Nachforschungen über Lilly Quinlans Verschwinden im Bilde war.
    Condon schaltete sich räuspernd ein und versuchte, die Besprechung in Gang zu bringen.
    »Justine, Maurice, ich bin sicher, Henry wäre der Letzte, der sich irgendwelchen Nachforschungen in den Weg stellen würde, die Sie zu seiner Person anstellen möchten. Ich kenne ihn schon sehr lange, und sogar noch länger bin ich auf dem Gebiet der ET tätig. Er ist einer der ausgeglichensten und zielgerichtetsten Forscher, denen ich je begegnet bin. Nur aus diesem Grund bin ich hier. Ich mag die Wissenschaft, ich mag das Projekt, und ich habe ein sehr gutes Gefühl bei dem Mann.«
    Bechy riss den Blick von Pierce los, um Condon anzusehen und zustimmend zu nicken.
    »Vielleicht kommen wir auf dieses Angebot zurück«, sagte sie mit einem angespannten Lächeln.
    Der Wortwechsel trug wenig dazu bei, die rasch entstandene Spannung im Raum abzubauen. Pierce wartete, dass jemand etwas sagte, aber da war nur Schweigen.
    »Ähm, da ist etwas, was ich Ihnen vielleicht lieber sagen sollte«, erklärte er schließlich. »Weil Sie es

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