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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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direkt hinter Pierce und Kaz gestanden hatte, als sie ihre kleine Privatunterhaltung geführt hatten. Das ärgerte Pierce, aber er sagte nichts. Vernon betrat den Lift als Letzter. Er steckte seine Chipkarte in den Schlitz und drückte auf den Knopf mit einem K darauf.
    »K steht für Keller«, erklärte Condon den Gästen, sobald die Tür zuging. »Hätten wir L für Labor drauf geschrieben, hätten die Leute vielleicht gedacht, es würde Lobby bedeuten.«
    Er lachte, aber niemand fiel mit ein. Es war ein schönes Stück wertloser Information, das er weitergegeben hatte. Aber es verriet Pierce, wie aufgeregt Condon wegen der Präsentation war. Aus irgendeinem Grund musste Pierce lächeln, allerdings so verhalten, dass es nicht wehtat. Condon mochte es, was die Präsentation anging, vielleicht an Zuversicht fehlen, Pierce dagegen sicher nicht. Als der Aufzug nach unten fuhr, spürte er, wie seine Energie in umgekehrt proportionalem Verhältnis zunahm. Er merkte, wie seine Haltung aufrechter und sogar sein Sehvermögen schärfer wurde. Das Labor war sein Reich. Seine Bühne. Die Welt draußen mochte düster und ein Trümmerhaufen sein. Krieg und Zerstörung. Ein Hieronymus-Bosch-Bild des Chaos. Frauen, die ihre Körper an Fremde verkauften, die sie nahmen und versteckten, verletzten und sogar töteten. Aber nicht im Labor. Im Labor herrschte Frieden. Dort herrschte Ordnung. Und diese Ordnung bestimmte Pierce. Es war seine Welt.
    Im Labor hatte er keine Zweifel an der Wissenschaft oder sich selbst. Er wusste, in der nächsten Stunde würde er Maurice Goddards Weltsicht verändern. Und er würde ihn zu einem Gläubigen machen. Er würde glauben, dass sein Geld weniger investiert als vielmehr dazu verwendet würde, die Welt zu verändern. Und er würde es bereitwillig geben. Er würde seinen Stift herausnehmen und sagen, wo soll ich unterschreiben, bitte sagen Sie mir, wo ich unterschreiben muss.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    28
    Im Hauptlabor bildeten sie einen Halbkreis um Pierce und Larraby. Das Laborteam ging weiter seiner Arbeit nach, sodass der Platz für die fünf Besucher ziemlich knapp war. Die anwesenden Personen waren bereits miteinander bekannt gemacht worden, der rasche Rundgang durch die einzelnen Labors beendet. Es wurde Zeit für die Vorführung, und Pierce war bereit. Er war sich seiner Sache ganz sicher. Zwar hatte er sich noch nie für einen guten Redner gehalten, aber in der Geborgenheit des Labors, in dem das Projekt geboren worden war, war es wesentlich leichter, darüber zu sprechen, als bei einem Symposium für neue Technologien oder in einer Universität.
    »Was hier in den letzten Jahren das Hauptziel unserer Arbeit war, ist Ihnen vermutlich bekannt«, sagte er. »Damit haben wir uns bereits bei Ihrem ersten Besuch hier befasst. Heute wollen wir uns über ein bestimmtes Projekt unterhalten, das daraus hervorgegangen ist. Proteus. Es ist etwas völlig Neuartiges, das sich erst im vergangenen Jahr herauskristallisiert hat, aber es ist eine logische Fortführung unserer bisherigen Arbeit. Heute, könnte man sagen, ist die gesamte Forschung vernetzt. Eine Idee führt zur anderen. Gewissermaßen wie Dominosteine. Es ist eine Kettenreaktion. Proteus ist ein Teil dieser Kette.«
    Er beschrieb die Faszination, die die potenziellen medizinisch-biologischen Anwendungsmöglichkeiten der Nanotechnologie schon seit langem auf ihn ausübten, und erläuterte seinen fast zwei Jahre zuvor getroffenen Entschluss, Brandon Larraby für die biologische Forschungsabteilung von Amedeo zu gewinnen.
    »Egal, welchen Artikel Sie aus einer beliebigen wissenschaftlichen Fachzeitschrift herausgreifen, immer ist von den biologischen Aspekten dieses Forschungsbereichs die Rede. Das ist zurzeit gerade hochaktuell. Angefangen bei der Beseitigung chemischer Unausgewogenheiten bis hin zu hämatogenen Krankheiten. Das heißt nun nicht, dass Proteus dazu schon in der Lage wäre. Das ist alles noch Zukunftsmusik. Zwar keine Sciencefiction mehr, aber in greifbarer Zukunft noch nicht umsetzbar. Doch was ist Proteus? Es ist ein Transportsystem. Es ist der Antrieb, der es diesen künftigen Erfindungen ermöglicht, im Körper zu operieren. Es ist uns nämlich gelungen, eine Formel zu entwickeln, die bestimmte Zellen im Blutkreislauf in die Lage versetzt, die elektrischen Impulse zu erzeugen, die diese künftigen Erfindungen mit Energie versorgen.«
    »Im Grunde«, fügte Larraby hinzu, »läuft es auf die alte Frage hinaus: Was

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