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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Parkplatz und ging von dort zur Breeze. Es war fast sieben Uhr, und der Himmel begann den schmutzigorangenfarbenen Ton eines versmogten Sonnenuntergangs anzunehmen. Die Adresse, die er von Domino’s Pizza bekommen hatte, war in der Mitte des Blocks. Pierce schlenderte den Gehweg entlang, als wäre er zum Strand unterwegs, um sich dort den Sonnenuntergang anzusehen. Als er an Nummer 909 vorbeikam, nahm er das Haus unauffällig in Augenschein. Es war ein gelber Bungalow, kleiner als die meisten anderen in der Straße, mit einer breiten Veranda und einem alten Naturholzgartenstuhl darauf. Wie bei den meisten Häusern in der Straße befand sich davor ein weißer Bretterzaun mit einer Tür.
    Die Vorhänge hinter den Fenstern waren zugezogen. Die Verandabeleuchtung war an, und Pierce fasste das als ein schlechtes Zeichen auf. Es war zu früh, um das Licht schon anzumachen, und er nahm an, es brannte seit dem Abend zuvor. Er begann zu fürchten, Lucy LaPorte könnte nicht mehr da sein, nachdem er endlich das Haus gefunden hatte, das weder Detective Renner noch Cody Zeller hatten finden können.
    Er setzte seinen Spaziergang bis zu der Stelle fort, wo die Breeze am Speedway endete, und dort gab es einen Strandparkplatz. Er überlegte, ob er zum Auto zurückgehen und es auf den Parkplatz fahren sollte, fand aber, es wäre den Zeitaufwand nicht wert. Er blieb auf dem Parkplatz und verbrachte zehn Minuten damit, zu beobachten, wie die Sonne dem Horizont entgegensank. Dann ging er auf der Breeze wieder zurück.
    Diesmal ließ er sich noch mehr Zeit und hielt in allen Häusern Ausschau nach Zeichen von Aktivität. Es war ein ruhiger Abend in der Breeze. Er sah niemanden. Er hörte niemanden, nicht einmal eine Fernsehstimme. Wieder kam er an Nummer 909 vorbei und entdeckte keinerlei Anzeichen, dass das winzige Haus im Moment bewohnt war.
    Als er das Ende der Breeze erreichte, hielt an der Mündung des Gehwegs ein blauer Pick-up. Auf seinem Dach war das bekannte Domino’s-Schild. Ein kleiner Mann mexikanischer Abstammung sprang mit einer roten Warmhaltebox heraus und ging rasch den Gehweg hinunter. Pierce ließ ihm einen ordentlichen Vorsprung, dann folgte er ihm. Trotz der Isolierbox konnte er die Pizza riechen. Sie roch gut. Er hatte Hunger. Als der Mann auf die Veranda von 909 stieg, blieb Pierce stehen und suchte hinter einer roten Bougainvillea im Garten des Nachbarhauses Deckung.
    Der Pizzabote klopfte zweimal – das zweite Mal lauter – und schien bereits wieder gehen zu wollen, als die Tür aufging. Pierce hatte sich einen schlechten Beobachtungsposten ausgesucht, denn er konnte von da, wo er stand, nicht ins Haus sehen. Doch dann hörte er an der Stimme, dass es Lucy LaPorte war, die geöffnet hatte.
    »Ich habe keine Pizza bestellt.«
    »Wirklich nicht? Sie ist aber für Breeze neunhundertneun.«
    Der Pizzabote machte die Isolierbox an der Seite auf und zog eine flache Schachtel heraus. Er las etwas von ihrer Seite ab.
    »LaPorte, normal, mit Zwiebeln, Paprika und Pilzen.«
    Sie kicherte.
    »Also, das bin schon ich, und das bestelle ich normalerweise auch, aber heute Abend habe ich keine Pizza bestellt. Vielleicht hat ja der Computer verrückt gespielt oder sonst was, und er hat die Bestellung noch mal ausgespuckt.«
    Der Mann schaute auf die Pizza hinab und schüttelte traurig den Kopf.
    »Na ja, meinetwegen. Ich werde es ihnen sagen.«
    Er schob die Schachtel in die Box zurück und wandte sich zum Gehen. Als er von der Veranda stieg, ging die Haustür hinter ihm zu. Pierce fing ihn an der Bougainvillea mit einem Zwanzigdollarschein ab.
    »Hallo. Wenn sie sie nicht will, nehme ich sie.«
    Die Miene des Pizzaboten hellte sich auf.
    »Wenn Sie meinen.«
    Pierce tauschte den Zwanziger gegen die Pizza.
    »Der Rest ist für Sie.«
    Der Pizzabote begann zu strahlen. Aus einer kleinen Katastrophe war ein großes Trinkgeld geworden.
    »Danke! Einen schönen Abend noch.«
    »Ich werd’s versuchen.«
    Ohne Zögern trug Pierce die Pizza zu 909, öffnete das Gartentor und ging zur Veranda hoch. Er klopfte und stellte erleichtert fest, dass die Tür keinen Spion hatte – zumindest konnte er keinen sehen. Diesmal dauerte es nur ein paar Sekunden, bis sie an die Tür kam. Ihr Blick war nach unten gerichtet – auf Augenhöhe des kleinen Pizzaboten. Als sie den Kopf hob und Pierce sah und die Verletzungen in seinem Gesicht bemerkte, verzerrte Bestürzung ihr unverletztes, unversehrtes Gesicht.
    »Hallo, Lucy. Du hast gesagt,

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