Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
nächstes Mal soll ich dir eine Pizza mitbringen, weißt du noch?«
    »Was willst du hier? Du hast hier nichts zu suchen. Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen.«
    »Du hast gesagt, ich soll dich nicht anrufen. Das habe ich auch nicht getan.«
    Sie versuchte, die Tür zuzumachen, aber darauf war er vorbereitet. Er streckte die Hand aus und hielt die Tür mit gestrecktem Arm auf, als sie sie zuzudrücken versuchte. Sie drückte allerdings nicht sehr fest. Entweder versuchte sie es nicht wirklich, oder sie hatte einfach nicht die Kraft dafür. Er schaffte es, mit einer Hand die Tür offen zu halten und mit der anderen wie ein Kellner die Pizza zu halten.
    »Wir müssen miteinander reden.«
    »Nicht jetzt. Du musst gehen.«
    »Jetzt.«
    Sie gab ihren halbherzigen Versuch auf, die Tür zuzudrücken. Für den Fall, dass es ein Trick war, ließ Pierce die Tür nicht los.
    »Okay, was willst du?«
    »Zuallererst würde ich gern reinkommen. Ich bin nicht scharf drauf, hier draußen zu stehen.«
    Sie gab die Tür frei, und er ging nach drinnen. Das Wohnzimmer war klein, mit kaum genug Platz für ein Sofa, einen Polstersessel und einen Couchtisch. Auf einer TV-Bank stand ein Fernseher, in dem eine dieser Sendungen mit Hollywood-News lief. Es gab einen kleinen Kamin, aber er sah nicht so aus, als hätte er in den letzten Jahren ein Feuer gesehen.
    Pierce schloss die Tür. Er ging zum Couchtisch, legte die Pizzaschachtel darauf und griff nach der Fernbedienung. Er machte den Fernseher aus und warf die Fernbedienung auf den mit Zeitschriften und Klatschpostillen überhäuften Couchtisch zurück. Außerdem stand ein von Kippen überquellender Aschenbecher darauf.
    »Ich habe mir das gerade angesehen«, sagte Lucy.
    Sie stand am Kamin.
    »Ich weiß«, sagte Pierce. »Setz dich doch, und nimm dir ein Stück Pizza.«
    »Ich will keine Pizza. Wenn ich eine wollte, hätte ich sie von dem Typen gekauft. Hast du mich so gefunden?«
    Sie trug abgeschnittene Blue Jeans und ein ärmelloses grünes T-Shirt. Keine Schuhe. Sie kam Pierce müde vor, und er dachte, dass sie an dem Abend, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren, vielleicht doch geschminkt gewesen war.
    »Ja, sie hatten deine Adresse.«
    »Ich sollte sie verklagen.«
    »Kümmere dich nicht um sie, Lucy, und rede lieber mit mir. Du hast mich belogen. Du hast gesagt, sie hätten dir wehgetan, du wärst so grün und blau, dass du dich nicht unter die Leute wagen könntest.«
    »Ich habe nicht gelogen.«
    »Na schön, dann sind deine Schrammen eben schnell verheilt. Vielleicht verrätst du mir ja das Geheimnis –«
    Sie zog ihr T-Shirt hoch, sodass Bauch und Brust zu sehen waren. Sie hatte entlang der Linie, wo sich ihre Rippen unter der Haut abzeichneten, einen dunkelvioletten Bluterguss. Ihre rechte Brust war deformiert. Es waren einzelne kleine blaue Flecken darauf, die offensichtlich von Fingern herrührten.
    »O nein«, flüsterte er.
    Sie ließ das T-Shirt sinken.
    »Ich habe nicht gelogen. Ich habe sehr wohl was abgekriegt. Mein Implantat hat er auch kaputt gemacht. Möglicherweise läuft es sogar aus, aber ich kann erst morgen zum Arzt.«
    Pierce sah sie prüfend an. Sie hatte eindeutig Schmerzen und Angst, und sie fühlte sich allein. Langsam setzte er sich auf die Couch. Was er mit der Pizza auch im Sinn gehabt haben mochte – sie interessierte ihn plötzlich nicht mehr. Am liebsten hätte er sie gepackt und zur Tür hinaus auf den Gehweg geworfen. Sein Kopf war blockiert von Bildern Lucys, wie sie von Zwei-Meter festgehalten wurde, während ihr Wentz wehtat. Er konnte das Vergnügen in Wentz’ Miene ganz deutlich sehen. Er hatte es schon einmal gesehen.
    »Lucy, das tut mir Leid.«
    »Mir auch. Es tut mir Leid, dass ich mich mit dir eingelassen habe. Deshalb musst du jetzt auch wieder gehen. Wenn sie rausbekommen, dass du hier warst, kommen sie zurück, und dann wird es noch viel schlimmer für mich.«
    »Ja, okay. Ich gehe.«
    Aber er machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte er. »Irgendwie liege ich heute Abend ständig daneben. Eigentlich bin ich hergekommen, weil ich dachte, du wärst daran beteiligt. Ich bin hergekommen, um herauszufinden, wer mir das alles angehängt hat.«
    »Wer dir was angehängt hat?«
    »Lilly Quinlan. Ihre Ermordung.«
    Langsam ließ sich Lucy in den Polstersessel sinken.
    »Ist sie tatsächlich tot?«
    Er sah sie an und dann die Pizzaschachtel auf dem Couchtisch. Er dachte an das, was er in

Weitere Kostenlose Bücher