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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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der Gefriertruhe gesehen hatte, und nickte.
    »Die Polizei denkt, ich war es. Sie wollen mich deswegen vor Gericht stellen.«
    »Der Detective, mit dem ich gesprochen habe?«
    »Ja, Renner.«
    »Ich werde ihm sagen, du hättest nur versucht, sie zu finden, du hättest dich bloß vergewissern wollen, dass ihr nichts passiert ist.«
    »Das ist nett von dir. Aber es würde nichts nützen. Er behauptet, das war alles Teil meines Plans. Er glaubt, ich habe dich und andere benutzt. Und dass ich die Polizei angerufen habe, sollte nur dazu dienen, zu vertuschen, dass ich es war. Er sagt, der Mörder verkleidet sich oft als guter Samariter.«
    Jetzt war sie an der Reihe, aber sie sagte lange nichts. Pierce las die Überschriften eines alten National Enquirer , der auf dem Couchtisch lag. Er merkte, er war überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden. Er kannte nicht einen einzigen Namen, nicht eins der Gesichter auf der Titelseite des Hefts.
    »Ich könnte ihnen sagen, dass man mir den Auftrag gegeben hat, dir ihre Wohnung zu zeigen«, sagte Lucy leise.
    Pierce schaute zu ihr auf.
    »Ist das wahr?«
    Sie nickte.
    »Aber ich schwöre bei Gott, Henry, ich wusste nicht, dass er dir was anhängen wollte.«
    »Wer ist ›er‹?«
    »Billy.«
    »Was genau hat er gesagt? Was solltest du tun?«
    »Er hat nur gesagt, dass ich einen Anruf von dir bekäme, von Henry Pierce, und dass ich mich mit dir treffen und dir Lillys Wohnung zeigen sollte. Er sagte, ich sollte es so aussehen lassen, als wäre es deine Idee gewesen, dort hinzufahren. Das war alles, was ich tun sollte, und das ist auch alles, was ich damals wusste. Ich hatte ja keine Ahnung, Henry.«
    Er nickte.
    »Schon gut. Das kann ich verstehen. Ich bin nicht sauer auf dich, Lucy. Du musstest tun, was er dir gesagt hat.«
    Er dachte darüber nach, drehte und wendete es und versuchte herauszufinden, ob es sich um eine wichtige Information handelte. Es schien ein eindeutiger Beweis zu sein, dass ihm das Ganze angehängt werden sollte. Zugleich war ihm jedoch klar, dass der Quelle dieses Beweises von Cops, Anwälten und Geschworenen nicht viel Glauben geschenkt würde. Dann fiel ihm das Geld ein, das er Lucy an dem Abend, als er sie zum ersten Mal aufgesucht hatte, gegeben hatte. Er wusste wenig über strafrechtliche Belange, aber doch genug, um zu wissen, dass dieses Geld ein Problem wäre. Es konnte Lucys Wert als Zeugin schmälern oder sogar ganz zunichte machen.
    »Ich könnte das dem Detective erzählen«, sagte Lucy. »Dann wüsste er, dass es Teil einer Falle war.«
    Pierce schüttelte den Kopf und wurde sich mit einem Mal schlagartig bewusst, dass er vollkommen ichbezogen gedacht, die ganze Zeit nur überlegt hatte, wie ihm diese Frau helfen oder schaden könnte, und dass er sich nicht ein einziges Mal in ihre Lage versetzt hatte.
    »Nein, Lucy. Das würde dich nur noch mehr in Gefahr bringen – von Wentz, meine ich. Außerdem …«
    Fast hätte er gesagt, dass das Wort einer Prostituierten bei der Polizei nicht viel zählte.
    »Außerdem was?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nur nicht, dass das genügen würde, um Renner die Dinge anders sehen zu lassen. Außerdem weiß er, dass ich dir Geld gegeben habe. Er würde daraus etwas machen, was es nicht ist.«
    Ihm fiel etwas anderes ein, wofür er keine Erklärung hatte.
    »Lucy, wenn das alles war, was Wentz von dir wollte, warum waren sie dann hier? Du hast doch getan, was er gesagt hat? Warum haben sie dir trotzdem wehgetan?«
    »Um mir Angst zu machen. Sie wussten, die Polizei würde mit mir reden wollen. Sie haben mir genau gesagt, was ich sagen sollte. Es war ein richtiges Skript, an das ich mich halten sollte. Und dann wollten sie von mir, dass ich eine Weile von der Bildfläche verschwinde. Sie sagten, in ein paar Wochen würde dann alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.«
    In ein paar Wochen , dachte Pierce. Zu dem Zeitpunkt wäre das Spiel aus.
    »Dann war wahrscheinlich auch alles, was du mir über Lilly erzählt hast, Teil dieses Skripts.«
    »Nein. Dafür gab es kein Skript. Was meinst du damit überhaupt?«
    »Zum Beispiel diese Geschichte, wie du zu ihr gefahren bist und sie nicht da war. Das war doch nur erfunden, damit ich dort hinfahren wollte, oder?«
    »Nein, das hat gestimmt. Nichts von dem, was ich dir erzählt habe, war gelogen. Ich habe dir nichts Falsches erzählt, Henry. Ich habe dich nur hingeführt. Ich habe die Wahrheit dazu benutzt, um dich dorthin zu führen, wo sie dich haben wollten. Und du

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