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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schlafbereich.
    »Ein Bier? Ich habe Pacifica und Saint Mike.«
    »Klar, gern. Egal welches.«
    Als Zeller in der Küche verschwand, ging Pierce zum Arbeitsbereich. Ein bis zur Decke reichendes Regal mit elektronischen Geräten diente dem Zweck, das Licht von außen abzuhalten und den Bereich abzutrennen, in dem Zeller seinen Lebensunterhalt verdiente. Es gab zwei Schreibtische und eine weitere Regalwand mit Kodebüchern, Software und Systemhandbüchern. Er ging durch den Plastikvorhang, der sich an der Stelle befand, wo die Tür zur Garage gewesen war. Er machte einen Schritt nach unten und war in einem klimatisierten Computerraum. Auf beiden Seiten befand sich eine komplette Rechneranlage, jede mit Mehrfach-Bildschirmen ausgestattet. Beide Systeme schienen in Betrieb zu sein. Über jeden Bildschirm wanderten langsam sich abspulende Datenreihen. Digitale Spannerlarven, die durch Zellers gerade aktuelles Projekt krochen. Um Außengeräusche abzuhalten, waren die Wände mit schwarzem Schaumgummi gepolstert. Der Raum war von Minispots schwach erhellt. Auf einer unsichtbaren Anlage lief eine alte Guns-N’-Roses-CD, die Pierce schon über zehn Jahre nicht mehr gehört hatte.
    An der Dämmung der Rückwand war eine Reihe von Stickern mit Firmenlogos und Markennamen befestigt. Die meisten hatten in den allgemeinen Sprachgebrauch Eingang gefunden, Firmen, die im amerikanischen Alltag so allgegenwärtig waren, dass ihre Namen für die Produkte standen, die sie verkauften. Es waren wesentlich mehr Sticker an der Wand als das letzte Mal, als Pierce zu Besuch hier gewesen war. Er wusste, Zeller brachte immer dann ein neues Logo an, wenn er mit Erfolg in das Computersystem der betreffenden Firma eingedrungen war. Sie waren die Kerben in seinem Gewehrkolben.
    Zeller verdiente als selbständiger White Hat Hacker fünfhundert Dollar die Stunde. Er spürte Schwachstellen in Computersystemen auf und machte deren Nutzer auf sie aufmerksam. Er war der Beste der Besten und wurde in der Regel von einer der sechs großen Zertifizierungsfirmen engagiert, um bei ihren Kunden Penetrationstests durchzuführen. In gewisser Weise war das reiner Schwindel. Das System, das Zeller nicht knacken konnte, gab es im Grunde nicht. Aber nach jeder erfolgreichen Penetration bekam sein Auftraggeber in der Regel von dem betreffenden Klienten einen lukrativen Computer-Security-Vertrag, und für Zeller fiel eine anständige Provision ab. Er hatte Pierce einmal erzählt, digitale Sicherheit sei im Zertifizierungswesen der Bereich mit dem schnellsten Wachstum. Er bekam ständig lukrative Angebote, fest bei einem Großunternehmen einzusteigen, aber er lehnte immer ab, mit der Begründung, er wolle lieber sein eigener Herr bleiben. Unter vier Augen gestand er Pierce jedoch, mit ein Grund dafür sei auch, dass ihm die Selbständigkeit erlaube, den von Großunternehmen stichprobenartig durchgeführten Drogentests zu entgehen.
    Zeller kam mit zwei braunen Flaschen San Miguel in den Reinraum. Sie stießen an, bevor sie tranken. Noch so eine Tradition. Das Bier schmeckte Pierce. Es war kalt und süffig. Mit der Flasche in der Hand deutete er auf ein an der Wand befestigtes rot-weißes Quadrat. Es war das weltweit bekannteste Markenzeichen.
    »Das ist doch neu, oder?«
    »Ja, hab ich gerade gekriegt. Hab den Auftrag aus Atlanta bekommen. Du weißt doch, sie haben dieses Geheimrezept, nach dem sie das Getränk herstellen? Sie haben –«
    »Klar, Kokain.«
    »Heißt es zumindest immer wieder. Jedenfalls wollten sie wissen, wie gut das Rezept geschützt ist. Ich fing von null an. Hab etwa sieben Stunden gebraucht, und dann hab ich dem Vorstandschef das Rezept gemailt. Er wusste nicht, dass wir einen Penetrationstest machen – das haben Leute unter ihm veranlasst. Soviel ich gehört habe, hat er fast einen Herzinfarkt bekommen. Wahrscheinlich sah er schon vor sich, wie das Rezept übers Internet verbreitet wird und den Leuten von Pepsi und Doctor Pepper in die Hände fällt.«
    Pierce grinste.
    »Klasse. Arbeitest du gerade an was? Deine Rechner scheinen jedenfalls auf Hochtouren zu laufen.«
    Er deutete mit der Flasche auf die Bildschirme.
    »Nein, nicht richtig. Bin nur gerade ein bisschen auf der Pirsch. Auf der Suche nach jemandem, von dem ich weiß, dass er sich irgendwo da draußen versteckt.«
    »Wer?«
    Zeller sah ihn an und lächelte.
    »Wenn ich dir das sagen würde, müsste ich dich umbringen.«
    Es war was Geschäftliches. Damit sagte Zeller, dass ein Teil

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