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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schreiben, das er in ihrem Haus gesehen hatte. Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer. Er bekam eine automatische Ansage der Einschreibungsstelle der University of Southern California. Das Büro war am Wochenende geschlossen.
    Pierce legte auf. Er überlegte, ob Lilly vorgehabt hatte, sich an der USC einzuschreiben, als sie verschwunden war. Vielleicht hatte sie versucht, aus ihrem Job als Callgirl auszusteigen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie verschwunden war.
    Pierce legte das Adressbuch beiseite und sah sich die Monatsabrechnung für die Visa-Karte an. Sie enthielt für August keinerlei Abbuchungen, aber einen Hinweis auf eine Überziehung in Höhe von 354,26 Dollar. Der Betrag wäre am zehnten August fällig gewesen.
    Als Nächstes nahm er sich die Kontoauszüge von der Washington Savings & Loan vor. Dort hatte Lilly Quinlan neben einem Giro- auch ein Sparkonto. Sie hatte im August zwar nichts eingezahlt, aber sie war nicht in Geldnot. Auf dem Girokonto hatte sie 9240 Dollar, auf dem Sparkonto 54542 Dollar. Für vier Jahre an der USC hätte es zwar nicht gereicht, aber es war ein gutes Startkapital, falls Lilly sich umorientieren wollte.
    Pierce sah die Auszüge und die ausgestellten Schecks durch, die die Bank an sie zurückgeschickt hatte. Ihm fiel einer über 2000 Dollar an Vivian Quinlan auf, von dem er annahm, dass es sich um die monatliche Unterhaltszahlung an die Mutter handelte. Ein anderer Scheck, über 4000 Dollar, war auf einen James Wainwright ausgestellt, und unter Verwendungszweck hatte Lilly »Miete« angegeben.
    Während er überlegte, was das bedeuten könnte, tippte er mit dem Scheck gegen sein Kinn. 4000 Dollar erschienen ihm deutlich zu viel Miete für den Bungalow in der Altair. Er fragte sich, ob sie mit dem Scheck vielleicht die Miete für mehr als nur einen Monat bezahlt hatte.
    Er legte den Scheck zurück und sah die Bankauszüge zu Ende durch. Da er sonst nichts Auffälliges bemerkte, steckte er Schecks und Auszüge in den Umschlag zurück.
    Der Kopierraum im zweiten Stock lag nur ein Stück den Flur hinunter. Außer einem Kopiergerät und einem Fax gab es in dem kleinen Raum auch einen Aktenvernichter. Pierce betrat die Kammer, öffnete seinen Rucksack und steckte Lilly Quinlans geöffnete Post in das Gerät, dessen Winseln ihm laut genug schien, um die Aufmerksamkeit des Wachmanns zu erregen. Aber niemand kam. Er hatte das Gefühl, sich immer mehr schuldig zu machen. Er wusste zwar nicht, welche Strafe auf Postdiebstahl stand, aber er war sicher, sein erstes Vergehen durch die Vernichtung der gestohlenen Post verschlimmert zu haben.
    Als er damit fertig war, steckte er kurz den Kopf zur Tür hinaus, um sich zu vergewissern, dass er noch allein auf dem Stockwerk war. Dann öffnete er einen der Schränke, in denen Kopierpapier gelagert war. Er nahm Lilly Quinlans Adressbuch aus seinem Rucksack und ließ es hinter einen der Papierstapel fallen. Er nahm an, dass es dort mindestens einen Monat unentdeckt bliebe.
    Nachdem er die Beweise seiner Straftat versteckt und vernichtet hatte, fuhr er mit dem Aufzug in den Keller und ging durch die Schleuse ins Labor. Ein Blick ins Log verriet ihm, dass am Morgen außer Grooms und Larraby auch ein paar andere Laborratten da gewesen waren. Sie waren alle schon wieder weg. Er griff nach dem Stift, um sich einzutragen, legte ihn dann aber wieder beiseite.
    Am Computer gab Pierce die drei Passwörter für Samstag in der richtigen Reihenfolge ein und loggte sich ein. Er rief die Testprotokolle für das Proteus-Projekt auf und begann die Zusammenfassung der jüngsten Messungen zellulärer Energieumwandlungsraten zu lesen, die am Morgen von Larraby vorgenommen worden waren.
    Doch dann hörte er auf. Wieder einmal war er nicht bei der Sache. Er konnte sich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Ihn beschäftigte etwas anderes, und aus Erfahrung wusste er – ein Beispiel war das Proteus-Projekt –, dass er erst die Sache, die ihn beschäftigte, zu Ende bringen musste, bevor er wieder an seine Arbeit zurückkehren konnte.
    Er machte den Computer aus und verließ das Labor. Oben in seinem Büro nahm er seinen Notizblock aus dem Rucksack und wählte die Nummer des Privatdetektivs Philip Glass. Wie an einem Samstagnachmittag nicht anders zu erwarten, bekam er nur den Anrufbeantworter dran und hinterließ eine Nachricht.
    »Mr. Glass, mein Name ist Henry Pierce. Ich würde gern so bald wie möglich über Lilly Quinlan mit Ihnen sprechen. Ich habe

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