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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nach ihm umsehen würde, aber das tat sie nicht. Sie ging einfach weiter und zog ein Handy aus der Handtasche, um ein Taxi zu rufen.
    Er ging um den Volvo herum. Auf der Ladefläche waren zwei Schachteln und verschiedene andere größere Gegenstände, die er aber nicht erkennen konnte, weil Decken über sie geworfen waren. Er stieg die Treppe zu Lillys Wohnung hinauf. Die Tür stand leicht offen. Er beugte sich über das Geländer und schaute die Straße zum Speedway hinunter, aber Robin war schon zu weit weg, als dass sie ihn hätte hören können.
    Er drehte sich wieder um und neigte den Kopf in Richtung Tür, aber er hörte kein Geräusch. Mit einem Finger stieß er die Tür auf, blieb aber davor stehen, als sie nach innen aufging. Jetzt konnte er in ein spärlich möbliertes Wohnzimmer sehen, an dessen hinterem Ende eine Treppe zu einer Galerie hinaufführte. Unter der Galerie war eine kleine Küche mit einer Durchreiche zum Wohnzimmer. Durch die Durchreiche konnte er den Oberkörper eines Mannes sehen, der Schnapsflaschen in eine Schachtel auf der Arbeitsplatte stellte.
    Ohne die Wohnung zu betreten, beugte sich Pierce vor und spähte nach drinnen. Im Wohnzimmer sah er zwei Schachteln auf dem Boden stehen, aber außer dem Mann in der Küche schien niemand in der Wohnung zu sein. Offensichtlich räumte der Mann das Apartment und verstaute die Sachen in Schachteln.
    Pierce klopfte an die Tür und rief: »Lilly?«
    Er sah, wie der Mann in der Küche vor Schreck fast eine Flasche Gin fallen ließ. Dann stellte er die Flasche vorsichtig auf die Arbeitsplatte.
    »Sie ist nicht mehr hier«, rief er aus der Küche. »Sie ist ausgezogen.«
    Aber er blieb in der Küche und rührte sich nicht von der Stelle. Das fand Pierce eigenartig, fast so, als wollte der Mann sein Gesicht nicht zeigen.
    »Und wer sind dann Sie?«
    »Der Vermieter. Ich hab jetzt keine Zeit. Kommen Sie ein andermal wieder.«
    Langsam konnte sich Pierce einen Reim auf das Ganze machen. Er betrat die Wohnung und ging in Richtung Küche. Als er den Durchgang erreichte, sah er einen Mann mit langem grauem Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er hatte ein schmutziges weißes T-Shirt und noch schmutzigere Shorts an. Er war sehr braun.
    »Warum sollte ich später noch mal herkommen, wenn sie ausgezogen ist?«
    Das erschreckte den Mann wieder.
    »Ich wollte damit sagen, Sie können hier nicht rein. Sie ist nicht mehr hier, und ich arbeite.«
    »Wer sind Sie?«
    »Das geht Sie nichts an. Bitte gehen Sie jetzt.«
    »Sie sind Wainwright, stimmt’s?«
    Der Mann sah zu Pierce hoch. Die Bestätigung war in seinem Blick.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Pierce. Ich habe heute mit Ihnen telefoniert. Ich war derjenige, der Ihnen gesagt hat, dass sie verschwunden ist.«
    »Ach so. Also, Sie hatten Recht, sie ist schon längere Zeit weg.«
    »Das Geld, das sie Ihnen gezahlt hat, war für beide Wohnungen. Die viertausend. Das haben Sie mir nicht gesagt.«
    »Sie haben mich nicht danach gefragt.«
    »Gehört Ihnen dieses Haus, Mr. Wainwright?«
    »Ich beantworte Ihre Fragen nicht, auf Wiedersehen.«
    »Oder gehört es Billy Wentz, und Sie sehen hier nur nach dem Rechten?«
    Wieder leuchtete die Bestätigung in den Augen auf und erlosch dann.
    »Okay, gehen Sie jetzt. Raus hier.«
    Pierce schüttelte den Kopf.
    »Ich werde noch nicht gehen. Wenn Sie die Polizei rufen wollen, tun Sie das ruhig. Dann wird sich ja zeigen, was die Cops davon halten, dass Sie hier ihre Wohnung leer räumen, obwohl sie bis zum Monatsende Miete bezahlt hat. Vielleicht schauen wir auch unter den Decken hinten in ihrem Auto nach. Würde mich nicht wundern, wenn wir dort den Flachbildschirm-Fernseher aus dem Haus finden würden, das sie drüben in der Altair gemietet hat. Wahrscheinlich haben Sie zuerst dort vorbeigeschaut, stimmt’s?«
    »Sie hat die Wohnung aufgegeben«, sagte Wainwright gereizt. »Sie hätten mal den Kühlschrank sehen sollen.«
    »Ich bin sicher, er sah verheerend aus. So verheerend, dass Sie beschlossen haben, die Wohnung leer zu räumen und vielleicht doppelt Miete zu kassieren, hm? Wohnungen sind in Venice knapp. Haben Sie schon eine neue Mieterin? Lassen Sie mich raten, einen anderen L. A. Darling?«
    »Sie brauchen mir hier nicht zu sagen, was ich tun soll.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Was wollen Sie?«
    »Mich umsehen. Mir die Sachen ansehen, die Sie mitnehmen.«
    »Dann beeilen Sie sich ein bisschen, denn sobald ich hier fertig bin, gehe

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